Die Marktfrauen und ihr guter Geist

Äpfel und Trauben, Lilien und Gerbera: Jeden Tag können die Trierer und Gäste der Stadt auf dem Hauptmarkt Obst und Blumen kaufen. Doch was geschieht, wenn der Weihnachtsmarkt kommt?

 Die Marktleute haben, ähnlich denen des Weihnachtsmarktes, richtige Holzhäuschen gebaut. Lieselotte Fischer hat sich mit Gestecken und Kränzen schon auf die Vorweihnachtszeit vorbereitet. TV-Foto: Mandy Radics

Die Marktleute haben, ähnlich denen des Weihnachtsmarktes, richtige Holzhäuschen gebaut. Lieselotte Fischer hat sich mit Gestecken und Kränzen schon auf die Vorweihnachtszeit vorbereitet. TV-Foto: Mandy Radics

Trier. Es ist kalt. Man kann den Glühweinduft, der von nächster Woche an die Stadt erfüllen wird, fast schon riechen.Während die Trierer dick eingepackt mit hochgezogenen Schultern durch die Stadt hasten, halten die Marktleute jeden Tag aufs Neue die Stellung. "Wir stehen hier bei Wind und Wetter das ganze Jahr über" erklärt Lieselotte Fischer, Ur-Triererin und Marktfrau seit fast 25 Jahren.

Über Vermutungen, die Marktleute würden über den Winter in den Süden fahren, lachen Fischer und ihre Kolleginnen schallend. Die Vorweihnachtszeit nutzen alle.

Überbrückungsgeld für den Winter

Der Weihnachtsmarkt verdrängt die Stände zwar von ihren angestammten Plätzen, aber kuschelig um den großen Tannenbaum postiert, bieten sie auch während des Weihnachtsmarktes ihre Waren an. Das Weihnachtsgeschäft ist wichtig, wie Lieselotte Fischer erklärt. "Das ist praktisch unser Überbrückungsgeld für den Winter."

Über die Frage, wie sie mit dem Wetter klarkommt, lacht sie. Sie habe sich daran gewöhnt. Außerdem sitze sie meist in der Nähe ihres Heizöfchens.

Rosmarie Seiler, deren Familie seit mehr als 65 Jahren einen Stand am Hauptmarkt betreibt, bindet trotz des kalten Tages entspannt ihre Sträuße weiter. Auch sie scheint vom Wetter völlig unbeeindruckt.

Die Marktfrauen haben einen langen Tag, der morgens um fünf Uhr beginnt. Dann wird alles eingeladen, und ab geht es auf den Markt. Ab sieben Uhr werden vor Ort die Sträuße gebunden. Einige der Marktleute kennen sich gut. "Wir sind praktisch eine Verwandtschaft, nebenan steht mein Neffe, da mein Nichtchen und dort drüben meine Cousine," sagt Lieselotte Fischer und zeigt auf die einzelnen Stände.

"Japaner sind ganz wild darauf"

An ihrem Stand taucht Franz Kirsch auf. Er ist Rentner, hilft hier und da aus und bringt sonntags immer seinen Gettoblaster mit, um Musik für alle zu machen. "Die Japaner sind da ganz wild drauf. Und die Marktleute springen manchmal richtig mit." Bei so viel Einsatz hat sich Kirsch den Spitznamen "guter Marktgeist" redlich verdient.

Während sie der Weihnachtsmarkt nicht vertreiben kann, gönnen sich viele Marktleute anschließend eine Auszeit: "Wir machen durch, bis der Weihnachtsmarkt aufhört. Dann gibt es eine Pause bis Anfang April", sagt Fischer. Sie nimmt vom 22. Dezember bis Mitte Januar frei. Die Marktälteste, Rosemarie Seiler, erklärt ihre Planung: "Januar und Februar mache ich zu, weil man ja auch mal ausspannen muss. Außerdem bin ich nochmal Großmutter geworden, und ich bin froh, wenn ich meine Enkelkinder öfter sehen kann."

Mit dem nächsten Frühling sind sie dann alle wieder da - die nicht vom Hauptmarkt weg zu denkenden Marktleute und natürlich auch ihr guter Marktgeist.

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