"Die Menschen wollen pilgern”

Trier · Pfarrer Joachim Waldorf ist seit 25 Jahren Geistlicher Leiter der Trierer Bistumswallfahrten. Dabei verspürte er auf seine erste Lourdes-Reise keine große Lust. Doch dann kam die Wende.

 Feierstunde im Generalvikariat (von links): Abteilungsleiter Horst Drach, Pfarrer Joachim Waldorf, Doris Fass, Bischof Stephan Ackermann und Direktorin Mechthild Schabo. Foto: Bistum

Feierstunde im Generalvikariat (von links): Abteilungsleiter Horst Drach, Pfarrer Joachim Waldorf, Doris Fass, Bischof Stephan Ackermann und Direktorin Mechthild Schabo. Foto: Bistum

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Trier (red) Pfarrer Joachim Waldorf sagt heute, dass Lourdes seine zweite Heimat sei. Das ist umso erstaunlicher, als er auf seine erste Pilgerfahrt in das französische Pyrenäenstädtchen keine große Lust verspürte. "Das war 1979", erinnert sich Waldorf. Als Seminarist in Trier sollte er eine Wallfahrt seiner Heimatpfarrei begleiten und ein Referat über den Pfarrer von Ars halten. Die Atmosphäre vor Ort und vor allem die Lichterprozessionen haben ihn dann so fasziniert, dass er seitdem immer wieder an diesen Ort zurückkehrt - seit 25 Jahren als Geistlicher Beirat und Geistlicher Leiter der diözesanen Pilgerstelle. Zu diesem Jubiläum hat ihn Bischof Stephan Ackermann bei einer Feierstunde geehrt.
1992 übernahm Waldorf das Amt von Prälat Hubert Mockenhaupt, der 34 Jahre lang die Bistumswallfahrten nach Lourdes organisiert hatte. Seit dieser Zeit ist Waldorf jedes Jahr in Lourdes gewesen. Zum Pilgerleiter ernannt wurde er 2000 vom damaligen Bischof Hermann Josef Spital. "Bis 2005 führten wir jährlich zwei Krankenwallfahrten von Trier nach Lourdes durch, jeweils im Frühjahr und im Herbst." Mittlerweile gibt es zu der jährlichen Krankenwallfahrt nach Lourdes eine zweite Wallfahrt zu einer anderen Pilgerstätte, etwa Rom oder Jerusalem.
Eintönig werde dies nicht. "Die Pilger erwarten in Lourdes einen verlässlichen Rahmen, der sich aus dem Ablauf eines Pilgertages ergibt. Die meisten bleiben auch zwischen den geistlichen Terminen im heiligen Bezirk."
Bischof Ackermann betont, Waldorfs Arbeitsgebiet stehe in der Spannung zwischen Tradition und Dynamik: "Auch wenn die Teilnehmerzahlen für klassische Wallfahrten rückläufig sind, so bleibt doch: Die Menschen wollen pilgern." Passgenaue Angebote zu entwickeln, die den roten Faden kirchlichen Pilgerns aufnähmen, sei die Herausforderung.
Ihm mache es Spaß, in Lourdes wie auch an anderen Pilgerstätten erklärend und erzählend den Pilgern den Weg zu weisen, sagt Waldorf. "Ich freue mich auch darauf, Orte aufzusuchen, die für einen spirituellen Weg stehen, wo ich etwas Geistliches vermitteln kann." Nach wie vor gebe es ein großes Interesse an Spiritualität und am Pilgern.
Waldorf erinnert sich an die Jahre 1993 und 1994, als er für rund 1200 Pilger einen Sonderzug mit 19 Waggons chartern musste, um nach Lourdes zu kommen. Heute geht es für etwa 450 Pilger mit dem Flugzeug oder mit dem Bus in den Süden Frankreichs. Auch sei es mittlerweile selbstverständlich, dass bis auf wenige Ausnahmen ein Bischof die Bistumswallfahrt begleite.
Die Pilgerfahrt ist nicht der einzige Termin für Waldorf im Süden Frankreichs. Im Februar fährt er regelmäßig privat als Pilger nach Lourdes. Hinzu kommt das jährliche Treffen der rund 250 Pilgerleiter aus zahlreichen Ländern, bei dem das jeweilige Wallfahrtsthema besprochen und festgelegt wird. Auch nach 25 Jahren und der Begleitung von rund 20 000 Pilgern sei er noch nicht "amtsmüde" und arbeite mit Freude. Zudem seien Wallfahrten für die Kirche weiter von großen Bedeutung, sagt Waldorf mit Blick auf die Diözesansynode und deren Umsetzung.
"Eine Wallfahrt kann man auch als ein Netzwerk verstehen, als etwas, das Menschen - etwa auch in einer Pfarrei - zusammenführen kann." Das sei eine Chance für die Pfarrei, aber auch für die Kirche im Ganzen. Bischof Ackermann ergänzt: "Die Synode spricht von Orten kirchlichen Lebens, und eine Wallfahrt ist ein solcher Ort - kein statischer, sondern ein dynamischer Ort."

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