Die Premiere der Unvollendeten

Überwiegend "hui", aber stellenweise auch noch ziemlich "pfui" präsentierte sich die Trier-Galerie am Eröffnungstag. Erst in vier Wochen dürften die letzten Bauarbeiten abgeschlossen sein.

Trier. Um 8.07 Uhr, sieben Minuten später als angekündigt, erlöst OB Klaus Jensen mit einem trierisch eingefärbten "Jetz' isset soweit" und dem Durchschneiden des roten Bandes die rund 200-köpfige Menge der gespannt Wartenden. Die Verzögerung - nicht zuletzt ein Resultat der inbrünstigen und ausführlichen Segnungsaktion von Pastor Hans Wilhelm Ehlen und seines evangelischen Kollegen Pfarrer Guido Hepke - passt zur Trier-Galerie, die laut ursprünglichen Plänen bereits 2005 eröffnen sollte.

Jetzt ist sie endlich da. Also nix wie rein in den Einkaufstempel. Der hat seine Schokoladenseite eindeutig an der Fußgängerzone. Am entgegengesetzten Ende sträuben sich Brigitte Wutzler, der technischen Projektleitern, die Haare. Der Zugang vom City-Parkhaus zur Fußgängerbrücke über die Zuckerbergstraße steht noch voller Baustellen-Gerümpel. Gerüst-Teile und Leitern nötigen potenzielle Kunden zu Umwegen und Brigitte Wutzler, die am Eröffnungstag eigentlich frei hat, zu einigen energisch geführten Handy-Telefonaten. Eine halbe Stunde später ist der Brücken-Zugang frei.

Die beseitigte Blockade ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein der Schönheitsfehler. Wie Hans Rappolt (72), früher selbst im Baugewerbe tätig, wundern sich viele Trier-Galerie-Besucher über den stellenweise sehr "unfertigen" Zustand des 70-Millionen-Euro-Projekts. Nicht verfugte oder gebrochene Bodenplatten, schlecht verputzte Ecken und vielfach fehlender Anstrich. "Die mussten auf Teufel komm' raus fertig werden, haben's aber nicht geschafft", stellt Rappolt fest. Der Plan, das Shopping-Center mit 15 000 Quadratmetern Verkaufsfläche binnen 19 Monaten zu errichten, erweist sich spätestens jetzt als allzu ehrgeizig. "Wir brauchen alles in allem noch etwa vier Wochen", schätzt ein Bauarbeiter, der im noch nicht freigegebenen Treppenhaus an der Zuckerbergstraße werkelt.

Noch kein Wegweiser zu den vielen Modeläden



Wer shoppen will, stört sich wenig an den handwerklichen Mängeln, zumal die Betreiber der bislang 70 Läden (fünf weitere folgen noch bis Oktober) sich erkennbar viel Mühe mit der Gestaltung gegeben haben.

"Ich bin Zara-Fan, und jetzt bin ich froh, dass Trier endlich mit anderen Großstädten mithalten kann", freut sich Anna Schönwälder über die rund 1600 Quadratmeter große Filiale des spanischen Mode-Trendsetters. Der zweite "mutmaßliche Trier-Galerie-Lieblingsladen" der 20-Jährigen: "Sport Fink - auch sowas hat bisher gefehlt."

Das "Fashion-lastige" Angebot von Bonita über s.Oliver bis Tommy Hilfiger entzückt allerdings nicht jeden: "Ich hätte hier gerne ein ganz normales, gemütliches Café - aber es gibt keins", stellt Malu Thömmes-Konsbruck (59) enttäuscht fest. Zudem vermisst sie einen Wegweiser im Eingangsbereich. Center-Manager Christoph Höptner zeigt sich, obwohl erst seit Monatsbeginn im Amt, schuldbewusst: "Stimmt. Das müssen und werden wir schleunigst ändern." Ansonsten ist der 44-Jährige "hoch zufrieden" mit dem Eröffnungstag; "Die Trier-Galerie ist in aller Munde - überwiegend im positiven Sinne."

Der Trierer Kaufmann Georg Kern (59) bestätigt das: "Außerdem imponiert mir, dass hier trotz des riesigen Gedränges alle Leute gut gelaunt sind."

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