Die Retter für den Rettungsdienst

Seit 1. Juli arbeiten zwei Ärzte an der Weiterentwicklung des Rettungswesens und der Notarztversorgung im ehemaligen Regierungsbezirk Trier. Ihr Ziel: Qualität dauerhaft sichern und Standards vereinheitlichen.

Trier. Ihr Büro haben die Ärzte Jörg Zimmer und Manfred Schiffer zweckmäßigerweise in der Nachbarschaft der Berufsfeuerwehr Trier bezogen, und zwar in der Pestalozzi-Hauptschule. Denn bei der Leitstelle der Feuerwehr laufen alle Fäden zusammen, die Zimmer und Schiffer in den kommenden Wochen und Monaten zu einem hochwertigen und effektiven Rettungsdienst-Netzwerk verknüpfen wollen.

Die Klinik-Ärzte aus dem Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich und dem Trierer Brüderkrankenhaus haben seit dem 1. Juli ihre Tätigkeit als "Ärztliche Leiter Rettungsdienst" (ÄLRD) aufgenommen und sollen den für die Region Trier federführenden Kreis Trier-Saarburg bei der Reform des Rettungswesens fachlich unterstützen.

Landesweit seien seit 2005 drei ÄLRD-Stellen eingerichtet worden, so Landrat Günther Schartz bei einem Pressegespräch, zwei sollen noch folgen.

"Unsere Hauptaufgabe ist die Qualitätssicherung", sagt Dr. Manfred Schiffer (Brüderkrankenhaus). So soll die Fortbildung der Notärzte und des Rettungsdienstpersonals landesweit vereinheitlicht werden. Das gilt auch für die Fahrzeugflotte und das Gerät. Die Helfer sollen künftig in Einsatzfahrzeugen höchstens noch zwei unterschiedliche Gerätetypen und stets die gleichen Medikamente vorfinden. Darüber hinaus sollen Handlungsempfehlungen für typische Notfall-Krankheitsbilder wie Schlaganfall und Herzinfarkt gegeben werden. Schiffer: "Unser Ziel ist es, die Qualitätskriterien landesweit anzugleichen. Durch große Stückzahlen an Material können wir zudem günstiger einkaufen."

Zurzeit sind die Ärzte dabei, die bestehenden Strukturen zu erfassen. "Unsere Aufgabe wird es sein, die Versorgung in unserem strukturschwachen ländlichen Raum aufrecht zu erhalten", sagt Jörg Zimmer vom Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich. In der Region Trier gibt es neun Notarzt-Standorte.

Unterschiedliche Bezahlstrukturen



Der zehnte Standort war in den vergangenen Monaten vehement von politischer Seite in Morbach gefordert worden, nachdem dort ein langjährig tätiger Notarzt aufgehört hatte.

Von der "Notarzt-Wüste" sei man im Hunsrück weit entfernt, meinen die Rettungsdient-Koordinatoren. Im Rettungsdienstplan werde die Empfehlung gegeben, dass ein Notarzt in spätestens 30 Minuten vor Ort sein solle, und in Morbach betrage die durchschnittliche Ausrück-Zeit 15,3 Minuten. "Wenn es aber mal 30 Minuten sein sollten, dann müssen wir analysieren, warum das so ist und wie wir das beschleunigen können", meint Dr. Zimmer. Alle Rettungsdienst-Standorte sollen auf den Prüfstand. Erst im März war in Echternacherbrück eine Außenstelle der Rettungswache Bitburg eingerichtet worden.

Zu den Aufgaben der Ärzte gehört auch der administrative Bereich: Verhandlungen mit Verbänden, Kostenträgern, Krankenhausgesellschaften, die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben - eine Sisyphusarbeit, die Geschick und Ausdauer erfordert. "Die Bezahlstrukturen sind sehr unterschiedlich, das wird eine Daueraufgabe", weiß Manfred Schiffer.

Meinung

Wir brauchen mehr Notärzte

Einheitliche Standards im Rettungswesen sind längst überfällig. Diese sind für Schulungen, Gerät und Medikamente auch relativ einfach und schnell umzusetzen, aber damit ist das Grundproblem nicht gelöst: Wir brauchen mehr Notärzte - und eine angemessene Bezahlung. Man kann es den Medizinern nicht verübeln, dass sie nach 20 Stunden Klinikdienst oder - im Falle von niedergelassenen Ärzten - bei einem vollen Wartezimmer nicht noch einen Noteinsatz fahren wollen. Ziel muss es sein, den Notarzt-Job attraktiver zu machen. Schließlich geht es um nicht weniger als die Rettung von Menschenleben. Die Reform kann nur gelingen, wenn sich dabei Krankenhäuser und -kassen solidarisch zeigen. a.follmann@volksfreund.de

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