Die Rückkehr der Kunden

TRIER-MITTE/GARTENFELD. Zwischen Ostallee und Petrisberg sind in den vergangenen Jahren beinahe alle kleinen Einzelhandelsgeschäfte verschwunden. Als einzige Geschäftsstraße blieb die Gartenfeldstraße übrig. Trotz der prekären Lage des Einzelhandels gibt es hier Anlass zur Hoffnung.

"In den vergangenen 20 Jahren sind hier mindestens zehn Geschäfte verschwunden", sagt Bärbel Bendig. Sie hatte früher im Gartenfeld einen kleinen Tabak-, Zeitschriften- und Lottoladen, "doch der hat sich nicht mehr rentiert". So wie ihr erging es vielen Einzelhändlern in Trier-Ost: Heute gibt es dort nur noch zwei Bäckereien, drei Fachgeschäfte, zwei Frisöre und einen Supermarkt. Dort hat Bendig heute ihren Lottostand. Dieser Markt ist mittlerweile der einzige Nahrungsmittel-Einzelhändler im Viertel. Doch Inhaber Gerhard Surges sieht in großen Ketten und Discountern nicht unbedingt eine Konkurrenz. "Die Leute die hier kaufen, kaufen nicht in irgendwelchen großen Läden", sagt er. Vor einem halben Jahr übernahm er den Markt als selbstständiger Einzelhändler. Das sei heutzutage eher die Ausnahme, so Surges weiter. Insgesamt zehn Mitarbeiter sind inzwischen fest angestellt. Etwa 500 bis 600 Kunden besuchen den Markt täglich. Seit der Geschäftsübernahme wurde das Sortiment verdoppelt. Mittlerweile hat sich auch der Kundenkreis ausgedehnt. Während anfangs lediglich ältere Menschen dort einkauften, sind inzwischen viele Studenten, Familien und Erwerbstätige Stammkunden geworden. Sie schätzen den Service und die Nähe zum Wohnort. "Das Angebot ist besser geworden, und der Supermarkt liegt auf dem Weg", sagt Leonore Zock. Sie erledige dort inzwischen auch ihre Wocheneinkäufe. Ähnlich sieht es Anette Roth: "Das Geschäft liegt um die Ecke, und ich möchte, dass es bleibt." Auch Weinhändler Hans-Peter Walscheid sieht eine positive Entwicklung für sein Geschäft. Außer Kunden aus der Eifel, vom Hunsrück und aus Luxemburg bedient der seit November 2003 in der Gartenfeldstraße ansässige Händler mehr und mehr Kunden aus dem Viertel. Zum Glück, sagt er, gebe es noch keinen Geschäftsleerstand wie in anderen Einkaufsstraßen Triers. Sein Nachbar Franz Notte sieht in der Nähe zur Fußgängerzone sogar einen gewissen Vorteil. Parkraum sei vorhanden, und "ganz nach draußen" wollte der Möbelhändler auch nicht. In der Innenstadt hätte er nicht die Möglichkeit gehabt, sein Geschäft weiter auszubauen. Seit einem Monat versucht ein weiterer Dienstleister, Fuß zu fassen. Michael Fuchs übernahm den traditionsreichen Frisörsalon "Regnery". Man könne nach vier Wochen zwar noch keine Prognose wagen, aber der Kundenstamm scheine zu bleiben, sagt der neue Inhaber. Auch neue Kundschaft sei schon gekommen. Anders beurteilt die Situation Dieter Jost, Inhaber einer Bäckerei. Sein Unternehmen ist seit 1923 im Gartenfeld ansässig und betreibt zahlreiche Filialen in Trier. "Im Gartenfeld herrschen noch gute Verhältnisse", meint er, aber die Konkurrenz durch große Ketten und die vielen Bäckereien in der Innenstadt seien ein Problem. Auch Supermarkt-Inhaber Surges sieht durchaus Probleme. Das Gartenfeld müsse attraktiver werden, aber nicht durch eine große Einkaufspassage. Besser wären eine Belebung der Gastronomie und eine Zusammenarbeit der Händler.

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