Die Rückkehr des Kontrolleurs

TRIER. Der städtische Lebensmittelkontrolleur Hans Meyer (Name geändert) hat seine Arbeit wieder aufgenommen. Das Arbeitsgericht Trier hat die von der Stadtverwaltung ausgesprochene fristlose Kündigung für nicht rechtens erklärt. Meyer stand im Verdacht, Nebengeschäfte in großem Umfang betrieben zu haben (der TV berichtete).

"Das zwischen den Parteien bestehende Arbeitsverhältnis ist durch die außerordentliche Kündigung nicht aufgelöst worden" - zu diesem Ergebnis führte die von Arbeitsgerichts-Direktor Karl-Heinz Radünzel geführte Verhandlung. Dieses Urteil ist eine Rüge für die Stadtverwaltung: Sie konnte der Kündigung vor Gericht offenbar keine juristische Substanz verleihen. "Unsere Hinweise reichten nicht aus", bestätigt Hans-Günther Lanfer, Chef des städtischen Presseamts. Hans Meyer selbst lehnt jeden Kommentar zu diesem Fall ab. Der Trierer Weihnachtsmarkt, einer der schönsten der Republik, war eine der Bühnen des Konflikts zwischen Meyer und seinem Arbeitgeber. Der Kontrolleur, zuständig für die Einhaltung der Hygiene-Vorschriften, betrieb seit 1982 eigene Stände mit Werbe- und Geschenkartikeln. Das bestätigte im November 2004 die Arbeitsgemeinschaft (AG) Trierer Weihnachtsmarkt auf Anfrage des TV. In dieser AG haben die Vergnügungsbetriebe Oscar Bruch die Federführung. Für die Firma Bruch war es laut eigener Aussage kein Problem, dass ein städtischer Kontrolleur Stände erhält, obwohl es eine lange Bewerberliste für den beliebten Markt gibt. Man sei davon ausgegangen, dass der Kontrolleur "eine Erlaubnis seines Dienstherrn" habe, hieß es in einer Stellungnahme. Doch die Stadtverwaltung behauptete, von diesen Geschäften ihres Mitarbeiters nichts gewusst zu haben. Er habe nur eine Genehmigung erhalten, seiner Mutter beim Auf- und Abbau der Stände zu helfen.Bestätigungen aus Luxemburg und Aachen

Die Stände auf dem Trierer Weihnachtsmarkt waren lediglich der Startschuss, der Konflikt eskalierte. Die Stadtverwaltung Luxemburg bestätigte, dass Meyer auch auf dem Luxemburger Weihnachtsmarkt einen Stadt mit Werbe- und Geschenkartikeln betrieben hat. Vom Markt- und Aktionskreis City in Aachen kam die Information, dass Meyers Stände auch dort zum Weihnachtsmarkt gehörten. Auch diese Aktivitäten blieben dem Arbeitgeber angeblich verborgen. "Es bestand keine Veranlassung, den Angaben von Herrn Meyer nicht zu glauben", meldete die Stadtverwaltung dem TV Ende 2004. Meyers Nebentätigkeiten seien stets bewilligt worden, denn er habe "nur seiner Mutter geholfen". Eine Genehmigung zum Betreiben von eigenen Ständen "hat es nie gegeben und wird es nie geben". Das Trierer Rathaus sprach am 18. Januar die fristlose Kündigung aus - und musste diese jetzt zurücknehmen.

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