Die Sehnsucht nach Freiheit

Kein normaler Vortrag hat die Besucher in der Trierer Konstantin-Basilika erwartet. Es war die Uraufführung der musikalischen Lesung "Nach draußen, Luft und Lachen, schreit es in mir ..." des Trios Hannah Espin (Anne Frank), Johannes Metzdorf-Schmithüsen (Sprecher) und Daniel Scharfenberger (Musik) gegeben hat.

Trier. Ein unbefangenes, ein freies Leben - danach hat Anne Frank sich gesehnt. Deutlich wird das an einem ihrer Tagebucheinträge vom 29. Oktober 1943: "Nach draußen, Luft und Lachen, schreit es in mir ...". Damit ist die Sehnsucht, die Enge des Verstecks im Hinterhaus zu verlassen, in dem sie mehr als zwei Jahre verbrachte, eingefangen in einem Satz.

Diesen Satz nutzen Hannah Espin, Daniel Scharfenberger und Johannes Metzdorf-Schmithüsen als Titel für ihre musikalische Lesung, die sie im Rahmen der Anne-Frank-Ausstellung uraufgeführt haben.

Hannah Espin (15), Landessiegerin im Bundeswettbewerb Lesen und eine von 24 jugendlichen Ausstellungsbegleitern, hat die Texte ausgesucht, die sie rezitieren will. "Ich habe Texte gewählt, die Anne von verschiedenen Seiten zeigen." Mit acht Jahren hat sie das Tagebuch zum ersten Mal gelesen. "Jetzt bin ich eher in ihrem Alter, da versteht man besser, was sie gefühlt hat, die Konflikte, die sie erlebt hat", sagt Hannah. Die Lesung aber beginnt Johannes Metzdorf-Schmithüsen als Sprecher. Er macht wichtige Ergänzungen, berichtet über Hintergründe und erzählt die Geschichte rund um Anne Frank mit einem fiktiven Blick auf das Leben der Anne Frank, hätte sie den Rassenwahn der Nationalsozialisten überlebt.

Anne, heute eine 79-jährige Frau, wäre Schriftstellerin und Journalistin geworden. Interpretiert werden die Tagebuch-Zitate und Erzähl-Passagen von den Kompositionen, die Daniel Scharfenberger beigesteuert hat.

"Ich habe unterschiedliche Einträge, zentrale Stellen gewählt und sie mit Hintergrundgeräuschen aus der Zeit Anne Franks kombiniert. So ist die Soundcollage am Anfang entstanden." Vor allem Schüler haben die musikalische Lesung besucht. Espin, Scharfenberger und Metzdorf-Schmithüsen ist es gelungen, eine Stimmung zu erzeugen, die die Zuhörer in ihren Bann zog und einen intensiven Zugang zur Geschichte geschaffen hat. Gelungen ist das vor allem, weil "eine junge Frau einen Text von einer jungen Frau liest. So konnten wir die Sprachebene und die Konfliktebene gut treffen", sagen die Aufführenden.

Eine weitere Aufführung findet Freitag, 19. September, um 18 Uhr in der Basilika statt. Weitere Begleitveranstaltungen unter www.annefrank-trier.de. Die Ausstellung läuft noch bis zum 5. Oktober.

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