Die Stadt zahlt, wenn die Steine rollen

TRIER. Mitte Februar lösten sich 600 Kubikmeter Fels von den roten Hängen in Pallien. Tonnenschwere Brocken stürzten auf ein Privatgrundstück. Die Regulierung der Schäden ist noch nicht geklärt. Philipp Becker, Besitzer des betroffenen Hauses, schätzt die Schadenssumme auf 160 000 Euro – eine hohe Rechnung für die Stadt als Eigentümerin der Felspartien.

Niemand wurde verletzt, als es in Pallien plötzlich mannshohe Felsbrocken hagelte - das ist die erste gute Nachricht. Die Stadt Trier, um deren Felsen es sich handelt, will sich ihrer Verantwortung nicht entziehen - gute Nachricht Nummer zwei. "Laut Mitteilung des Rechtsamts wird die Stadt die daraus entstehenden Kosten übernehmen müssen", sagte Pressesprecher Hans-Günther Lanfer gestern. Baudezernent Peter Dietze hatte bereits im März bestätigt, dass "Haftung und Verantwortung in vollem Umfang bei uns liegen, wenn es sich um städtischen Felsen handelt" (der TV berichtete). Die Regulierung der Schäden und auch die Beseitigung der Trümmer liegen jedoch noch in der Zukunft. Philipp Beckers Mehrfamilienhaus, das im Februar von der vollen Wucht der rollenden Steine getroffen worden war, könnte stellenweise auch heute noch als Kulisse in einem Katastrophenfilm dienen. "Erst Anfang Juni wurden in einem kleinen Bereich die ersten Brocken weggeschafft", sagt Becker im Gespräch mit dem TV. "Drei LKW-Ladungen mit Steinen wurden abtransportiert." Garagen, in denen unter anderem ein Oldtimer und ein Motorrad standen, sind seitdem wieder zugänglich. Anwälte regeln die Regulierung

Das war erst der Anfang. Das Trierer Tiefbauamt schätzt die Kosten der Beseitigung aller Felsbrocken auf dem Privatgrundstück auf 50 000 Euro. Die Sicherung der Felswände soll weitere 50 000 Euro kosten. "Ein im Fels brütendes Falkenpaar, das geschützt werden muss, hat die Sicherungsarbeiten verzögert", sagt der Hausbesitzer. Ende Juni sollen die Hauptarbeiten beginnen. Der Felssturz hat enorme Schäden angerichtet. Eine Doppelgarage wurde zerstört. Becker: "Diese Schäden schätze ich auf 100 000 Euro." In einer Garage habe er eine voll ausgestattete Werkstatt mit WC und Kaminofen untergebracht - weitere 60 000 Euro. "Ein Apartment ist gesperrt, das bedeutet Mietausfälle." Der Hausbesitzer nahm sich einen Anwalt. Dieser wird mit der Stadt offenbar nicht grundsätzlich um die Regulierung streiten müssen. Wie hoch die Summe sein wird, die Philipp Becker erwarten kann, ist wohl Verhandlungssache. Sonderbudget in Höhe von 250 000 Euro

"Es besteht Kontakt zwischen den Rechtsexperten der Stadt und dem Anwalt des Anliegers", meldet Pressesprecher Lanfer. Aber: "Genaue Ansprüche sind zur Zeit noch nicht bekannt." Trotzdem sorgt die Stadt vor. In einer Beschlussvorlage für den Steuerungsausschuss, die den Titel "Eckdatenbeschluss für die Haushaltsjahre 2006 und 2007" trägt, ist ein Felssturz-Sonderbudget von insgesamt 250 000 Euro zu finden.

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