Die Stimme für Verantwortung

Von Politikverdrossenheit keine Spur: Derzeit beteiligen sich in Trier Jugendliche an der bundesweiten Aktion "U 18", eine fiktive Bundestagswahl für junge Leute, die noch nicht wahlberechtigt sind.

Trier. Eine Wahlkabine mit Stuhl und Stift, die Wahlurne, Stimmzettel und eine Wahlordnung: Unter möglichst realen Bedingungen findet in diesen Tagen im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in der Nordallee eine fiktive Bundestagswahl statt. Das Wahllokal in der evangelischen Jugendeinrichtung ist eines von zwölf in Rheinland-Pfalz.

In den ersten Tagen haben sich bereits etwa 120 Kinder und Jugendliche an der Wahl beteiligt, wie Jugendleiter Dirk Löwe sagt. Bei der Auswertung der Ergebnisse der letzten U-18-Bundestagswahl waren ordentliche Überraschungen zutage getreten - mehr als 70 Prozent der U-18-Wähler entschieden sich für die Grünen.

Ob das an dem griffigen Namen und daran liegt, dass Jugendliche oft mit den Kürzeln der sogenannten Volksparteien nichts verbinden? Spekulation. "Man hat hier vor der U-18-Wahl gesehen, dass am Anfang alle keine Ahnung hatten", sagt Timon. "Man kann sich aber informieren", bekräftigt der 16-Jährige, der jetzt parteiliches Engagement in Bildung und Umweltschutz unterstützen will.

Mehr als 70 Prozent für die Grünen



Das Bundesprojekt verfolgt mit der U-18-Wahl politische Jugendbildung: sich mit politischen Themen auseinandersetzen, sich bewusst machen, dass man mit 18 Jahren wählen und damit Verantwortung übernehmen darf, das Prozedere kennen. Informationen zu den Parteien gab es durch Plakate. "Ich glaube, die Jugendlichen haben sich intensiver mit den Parteiprogrammen auseinandergesetzt als mancher Erwachsener, der wählt", glaubt Jugendleiter Christoph Schaan. Politikverdrossenheit kann er bei den jungen Leuten nicht ausmachen. Im Gegenteil: Beim Bildungsstreik seien auch Jugendliche vom Bonhoeffer-Haus beteiligt gewesen.

Interessiert seien sie eher an Sachthemen als an Parteiarbeit. Seine Einschätzung wird von Jamie (19) bestätigt, die klar derjenigen Partei ein Kreuzchen geben wird, die für die Schließung von Atomkraftwerken ist. Sie hat auch eine Idee zum Wahlkampf: Anstelle der Wahlplakate fände sie Veranstaltungen mit Musik viel besser, in denen jungen Leuten die Programme erklärt würden.

Das Wahllokal im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Nordallee 7, ist noch am heutigen Freitag, 16 bis 19 Uhr, geöffnet. Teilnehmen können alle Jugendlichen unter 18 Jahren. Infos unter Telefon 0651/141939.

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