Die Stunde der Patrioten

Straßenbenennungen gehören zu den leichtesten Übungen des Stadtrates. Üblicherweise nicken die Ratsmitglieder in aller Einmütigkeit das ab, was die Ortsbeiräte empfohlen haben, denn deren Privileg ist es, die (Vor-) Entscheidung für Straßen-, Wege- und Plätze-Namen zu treffen. Diesmal lief alles völlig anders. Da versuchte Stadtratsmitglied Rainer Lehnart durch die Hintertür das durchzusetzen, was ihm im vergangenen Dezember in seiner Eigenschaft als Ortsbeiratsmitglied nicht gelungen war: einen Beschluss für die Benennung der "Planstraße 1" in Lamertine-Weg herbeizuführen. Hinterlistig, aber durchaus ehrenwert und im positiven Sinne patriotisch. Denn für Alphonse de Lamertine spricht an dieser Stelle Feyens, wo einst die französische Grundschule "Lamertine" stand, weitaus mehr als für Valentinian, der sich als Namenspate theoretisch für jede andere neue Straße Triers anbietet. Und die CDU-Mehrheit im Ortsbeirat Feyen-Weismark hatte sich damals sehr vorschnell auf Valentinian festgelegt und schließlich stur auf dem Römer-Kaiser beharrt. Das ist ihr gutes Recht, aber dennoch kleinkariert, ebenso wie die Bestätigung dieses Beschlusses durch CDU und UBM im Stadtrat, die auf die Entscheidung des Ortsbeirates verwiesen. Immerhin zeigten sich zwei CDU-Ratsmitglieder der historischen Bedeutung bewusst: Claudine Cornelius, ihres Zeichens Französin, stimmte für Lamertine, Ignaz Bender enthielt sich der Stimme. Auch Feyen-Weismarks Ortsvorsteher und CDU-Ratsmitglied Michael Jacoby hob zunächst die Hand, als die Stimmenthaltungen abgefragt wurden. Als Bürgermeister Bernarding sicherheitshalber noch einmal nachfragte, wer sich enthalten habe, blieb Jacobys Hand unten . . . r.morgen@volksfreund.de

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