Die Sünden bleiben in der Bütt

TRIER. (red) Nasses Bad am Ende der Lehrzeit: Will ein Drucker ein "richtiger" Geselle werden, muss er ins Wasser. Die Auszubildenden des grafischen Gewerbes aus Luxemburg und der Region Trier wurden gemeinsam "gegautscht".

Kein Ritual am Ende der Lehrzeit ist rauer als das der Lossprechung der Druckerlehrlinge. Die Gesellen der Schwarzen Kunst lediglich mit einem Händedruck des Obermeisters aus der Lehrzeit zu entlassen und ihnen die Abschlusszeugnisse auszuhändigen, das wäre der Innung zu einfach. Die Innung für das grafische Gewerbe Trier und der Cercle Graphique Luxembourgeois halten es lieber mit der Tradition. Fast 40 Lehrlinge ließen - mehr oder weniger freiwillig - die nass-kalte Zeremonie über sich ergehen. Mit ein bisschen Schadenfreude verfolgten die Besucher die Zeremonie, bei der Gautschmeister, Schwammhalter (Druckermeister Karl Hochleichter) und Packer die Lehrlinge dreimal ins Wasser eintauchen. Unbarmherzig griffen die Packer auf Kommando zu. In der Mitte des feucht-fröhlichen Gautschens erwischte es wie aus heiterem Himmel auch einen von ihnen. Der Luxemburger Druckermeister Ernst Erni, den die Gesellen wohl schon länger im Auge gehabt hatten, landete selbst in der Wasserbütt. Ihn traf es nicht allein: Die Übeltäter fassten erneut Mut und tunkten Bernhard Müller (Treveris Handpresse), der aus Hobby dem Druckhandwerk nachgeht, in den Trog. Sein erster Eindruck deckte sich mit dem der Gesellen: "Sau-kalt ist das." Am Ende gelobten die Gesellen Besserung: "Es sei künftigan unser Bestreben stets ein tugendhaftes Leben", antworteten sie auf die Frage von Innungsobermeister und Gautschmeister Wolfgang Raab. Gute Ratschläge für die fertigen Auszubildenden hatte Rudi Müller, Vizepräsident der Handwerkskammer Trier, im Gepäck: "Seien sie stolz auf ihr Handwerk und verstehen sie ihre Gesellenzeit als eine Zwischenstation in ihrem weiteren Berufsleben", ermahnte er die frisch Gegautschten. Mit 36 Gesellen stellte Trier die größte Gruppe bei der Lossprechungsfeier, drei kamen aus Luxemburg. Druckermeister Jürgen Nilles erläuterte die Herkunft des Brauchs in der Schwarzen Kunst. In der Papierverarbeitung beschreibt das Gautschen den Vorgang, bei dem aus Papier das Wasser gepresst wird. "Vollwertig" sei der Geselle eben erst nach dem Tunken ins Wasserfass, von da an sei "der Makel der Lehrzeit abgelegt". Die Druckergesellen, die von der Walz heimkehrten, brachten die Zeremonie nach Luxemburg. Im Unterschied zum deutschen Gautschen bekommen die Luxemburger noch auf dem Rand des Fasses sitzend ein Bier zu trinken und eine Pfeife zu rauchen.

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