(Aprilscherz) Die Trierer Blitzer wecken Begehrlichkeiten: Bald sollen auch Vereine und Dörfer blitzen dürfen

Trier/Trierweiler/Ayl · Nach gut einem Jahr kommunaler Geschwindigkeitskontrollen steht fest, dass die städtischen Blitzer auf jeden Fall ein finanzieller Erfolg sind. Nun soll die Überwachung sogar ausgeweitet werden – zum Nutzen der Allgemeinheit. Doch es gibt Kritik.

TV-Foto: Archiv/Franlk Göbel

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Foto: Frank Goebel

April, April: Die Verkehrsüberwachung in Trier bleibt fest in kommunaler Hand und wird vorerst auf andere Orte ausgedehnt.

Die Bilanz kann sich sehen lassen. Innerhalb eines Jahres hat die Stadt Trier etwas mehr als 81?000 Verkehrsteilnehmer erwischt, die zu schnell unterwegs gewesen sind. Nach Abzug der Personalkosten bedeutet dies ein gutes Geschäft für die Kommune. Rund zwei Millionen Euro hat die Stadt am Ende eingenommen. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten. Und sorgt auch für Ärger.

Die Kritik "Die kommunale Geschwindigkeitsüberwachung muss dringend überarbeitet werden." Das fordert Udo Köhler, Vorsitzender der Trierer CDU. Es sei nicht allein so, dass Blitzer dort aufgestellt würden, wo am meisten Geld verdient wird, aber zu selten vor Kindergärten, Schulen oder Altenheimen. In einer Ausschusssitzung sei aufgefallen, dass laut Statistik 83 Prozent der geblitzten Bürger männlichen Geschlechts seien. "Dies ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit", sagt Köhler. "Auch Frauen haben das Recht auf Fotos von der Stadtverwaltung zum Schnäppchenpreis."
Laut einer Pressemitteilung mit der Überschrift "Gendergerecht blitzen!" werde sich die CDU im Trierer Stadtrat dafür einsetzen, "dass jeweils exakt 50 Prozent der Geblitzten männlich und weiblich sind." Dies könne durch Gesichtserkennungssoftware ermöglicht werden. Köhler: "So wird nach einem geblitzten Mann der Blitzer erst dann wieder ausgelöst, wenn eine Frau zu schnell vorbeifährt."

Anfrage aus dem Landkreis Auf den erzieherischen Effekt der gegenüber früheren Zeiten ausgedehnten Kontrollen setzt Matthias Daleiden, Ortsbürgermeister der Gemeinde Trierweiler. Durch den Ort verläuft eine Landesstraße, die sich bei Pendlern steigender Beliebtheit erfreut. Geschwindigkeitsverstöße sind dort an der Tagesordnung. Zu selten sei die Polizei mit ihrem Messtrupp in der Gemeinde. Deshalb hat Daleiden bereits bei der Stadt Trier angefragt, ob die kommunalen Blitzer auch in Trierweiler aktiv werden können (der TV berichtete). Eine Klärung der Angelegenheit steht noch aus, da die Verkehrsüberwachung Aufgabe der Verbandsgemeinde Trier-Land ist und die sich mit der Stadt einigen muss.

Neue Einnahmemöglichkeit Neben der Verkehrssicherheit haben andere Gruppen unter anderem den finanziellen Vorteil im Blick. So beispielsweise der Neue Trierer Angelverein St. Matthias von 1911 (NTASM). Der möchte die Jugendarbeit intensivieren - mit Hilfe von Einnahmen aus der Verkehrsüberwachung. Vereinsvorsitzender Matthias Fischer sagt im Gespräch mit dem TV: "Wir haben die Strecke zwischen Römerbrücke und Staustufe Trier gepachtet." Deshalb seien dort täglich NTASM-Angler anzutreffen. "Die können sich dann um die Radarfallen kümmern, während sie darauf warten, dass ein Fisch anbeißt", sagt der Vereinsboss.

Mit der Stadtverwaltung Trier hat es bereits Gespräche darüber gegeben, die kommunalen Blitzer gegen Zahlung einer Pauschale (1834,87 Euro) an zwei Tagen pro Monat auszuleihen. Die Angler versprechen sich monatliche Einnahmen im oberen vierstelligen Euro-Bereich. Fischer sagt: "Wenn man so an der Mosel sitzt, bekommt man ein gutes Gefühl dafür, dass da zu schnell gefahren wird."

Für Verkehrssicherheit Unter anderem die Finanzierung von Bodenschwellen für die B 51 haben hingegen Bürger aus Ayl (Verbandsgemeinde Saarburg) im Sinn. Der Verkehr auf der durch den Ort führenden Bundesstraße rauscht teilweise so schnell durch den Ort, dass die schwarze Schrift auf den gelben Nummernschildern fast nicht mehr zu lesen ist. Dazu sagt ein Mitglied der Bürgerinitiative "Ayle mit Weile": "Wir müssen uns irgendwie helfen. An den Bau der Ortsumgehung glaube ich schon lange nicht mehr."

Grund dafür sind die kürzlich entdeckten Bestände der sogenannten dicken Trespe. Das possierliche Tier hätte vor einigen Jahren um ein Haar den Bau der B?50?neu zwischen Wittlich und Platten (Landkreis Bernkastel-Wittlich) verhindert.Rasen für die Kultur Während den Aylern gute Chancen auf eine blitzende Leihgabe aus Trier eingeräumt werden, sieht es hingegen für die Grendericher Gääcken schlecht aus. Der Karnevalsverein aus der Verbandsgemeinde Hermeskeil benötigt die Einnahmen für eine Wiederbelebung des örtlichen Rosenmontagsumzugs. Dazu sagt Gääcken-Vorsitzender Manfred Becker-Huberti: "Wir würden uns an der alten B 52 vor Hermeskeil postieren." Dort werde nie kontrolliert und oft gerast. Becker-Huberti bezeichnet es als "schönen Nebeneffekt", wenn aufgrund der Geschwindigkeitskontrollen nicht mehr so schnell gefahren werden.

Wie geht es weiter? Ob die Stadt Trier wirklich die Radargeräte ausleiht, steht noch nicht fest. Gleichwohl laufen bereits Vorbereitungen für den Ankauf weiterer Radarmessgeräte. Darüber wird in der Sondersitzung des Dezernatsausschusses?7 am heutigen Samstag, 17 Uhr, großer Rathaussaal am Augustinerhof, gesprochen. Nach TV-Informationen werden die Blitzer auch dann angeschafft, wenn sie nicht an Vereine oder andere Kommunen verliehen werden. Grund dafür soll sein, dass es immer noch genügend Verkehrsteilnehmer gibt, die meinen, zu schnell fahren zu müssen.

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