Die Trierer Schul-Misere

Kreuzkröten und bröckelnder Beton: Das Amt für Gebäudewirtschaft hat mit den Trierer Schulen wenig Freude. Denn das zur Verfügung stehende Geld reicht nur für das Nötigste. In den Sommerferien wurde eine Million Euro verbaut.

Trier. Noch sind die Schüler in den Ferien. Seit sie vor sechs Wochen aus ihren Klassenzimmern gestürmt sind, hat die Stadt rund eine Million Euro in Trierer Schulen investiert - für Feuerschutzdecken, neue Toiletten, die Umsiedlung von Kreuzkröten oder die Sanierung von Fassaden. Wenn auch die meisten Menschen niemals so viel Geld auf einem Haufen sehen werden - eine Million ist zu diesem Zweck sehr wenig. Viel weniger jedenfalls als dringend nötig wäre. "Das, was in den vergangenen Jahren nicht gemacht werden konnte, ist gigantisch", sagt Erwin Kuhn vom Amt für Gebäudewirtschaft. Es nachzuholen, würde mehr als 30 Millionen Euro kosten. Das Geld hat die Stadt nicht. Deshalb wird schon seit Jahren nur das Allernötigste unternommen, um die Schulen in Schuss zu halten. "Das Problem gibt es nicht nur in Trier", sagt Amtsleiter Klauspeter Quiring. Doch hier sei es verschärft. Denn Trier hat mehr als 40 Schulen. Das sind außergewöhnlich viele für eine Stadt dieser Größe. Mehr, als es in Mainz gibt, obwohl die Landeshauptstadt nahezu doppelt so groß ist."Von den Dächern bis zur Heizung, die Substanz der Schulen leidet" - das sei das eine, sagt Quiring. Irgendwann seien dann richtig große Generalsanierungen nötig. Hinzu komme, dass die Sicherheitsauflagen strenger geworden sind. Und neue Feuerschutzdecken kosten viel Geld. Zum dritten geht der Trend zu immer mehr Ganztagsschulen. Das heißt, dass wie nun an der Keune-Grundschule Küchen und Essensausgaben eingebaut werden müssen.Für den laufenden Unterhalt eines Gebäudes müsse man normalerweise 1,2 Prozent des Neuwertes investieren, sagt Kuhn. Den Neubauwert Trierer Schulen beziffert er mit 400 Millionen Euro. Das wären dann 4,8 Millionen Euro Investitionen jährlich. Zur Verfügung steht jedoch weit weniger als die Hälfte. Und das auch erst, seit im Jahr 2005 ein jährliches Sonderbudget von einer Million Euro eingeführt wurde. Trotz aller Sparmaßnahmen soll es das Sonderbudget auch weiterhin geben. "Oberbürgermeister Klaus Jensen hat sich das auf die Fahne geschrieben", sagt Kuhn. Investitionen während der ferien Problemfall Medardschule: Für die Betonsanierung der Südfassade des ehemals französischen Gymnasiums waren ursprünglich 212 000 Euro angesetzt. Die linearen Betonelemente des denkmalgeschützten Baus aus den 60er Jahren sind jedoch so marode, dass sie neu eingeschalt werden müssen. Vor den Herbstferien können die vermutlich deutlich teureren Bauarbeiten daher nicht abgeschlossen werden. Die Berufsbildenden Schulen wurden in Sachen Brandschutz modernisiert. Alleine 220 000 Euro sind in neue Decken geflossen, die Feuer 90 Minuten lang widerstehen können. Die Grundschule Biewer hat für 125 000 Euro eine Sonnenschutzanlage, ein neues Lehrerzimmer und neue WCs erhalten. Die Grundschule Keune wird zur Ganztagsschule. Kosten: 100 000 Euro für eine neue Küche mit Essensausgabe und WCs. Im neuen Bereich für die Hochbegabten, der in der ehemaligen Pausenhalle des AVG entstanden ist, wurde eine Heizdecke eingebaut, Kosten: 75 000 Euro. Die Asbestsanierung der Bodenbeläge in der Grundschule Zewen kostet 45 000 Euro. An diversen Schulen wurden Bodenbeläge erneuert, Schließanlagen ausgetauscht oder Fassaden neu gestaltet. In einem Fall ist es selbst für eine Generalsanierung bereits zu spät: Ein Trakt der Kurfürst-Balduin-Hauptschule muss abgerissen werden. Jahrelang war nichts mehr getan worden - bis sich das durchs undichte Dach eindringende Wasser großflächig im Klassenraum verteilte. Nun wurden für 15 000 Euro Pavillons als Klassenräume bereitgestellt. Nicht nur Baumaßnahmen tauchen in der Liste der Ferien-Investitionen auf. Auch die Umsiedlung von Kreuzkröten, einer gefährdeten Art, die sich auf dem Gelände der Grundschule Tarforst angesiedelt hatte, schlägt mit 13 000 Euro zu Buche. Mit 10 000 Euro etwas günstiger war die Umsiedlung schwerer Betonskulpturen auf dem Gelände der Trevererschule. (kah)

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