Die Trierer kommen wieder

TRIER. Wie man ein Stück Stadt wieder erobert, beweist eine ungewöhnliche Allianz von engagierten Bürgern, Institutionen und Geschäftsleuten in Sachen Nells Park. Am Sonntag beim Familienfest dürfte die Renaissance von "Nells Ländchen" einen neuen Höhepunkt erleben.

"Opa, komm, wie gehen in den Nells Park Bötchen fahren". Für ganze Generationen von Kindern war der Sonntagsausflug nach Trier-Nord in den 50er- und 60er-Jahren eine begehrte Wochenend-Attraktion. Doch die Zeiten änderten sich. Das idyllische Areal am Verteilerkreis geriet in Vergessenheit, die Teiche verschlammten, der Park gammelte vor sich hin. Ins öffentliche Bewusstsein geriet er nur noch gelegentlich, als düsterer Tatort in Totschlags- und Drogenprozessen. "Nells Ländchen" habe "die besten Zeiten hinter sich", resümierte der TV noch im April 2003. Nach gut zwei Jahren ein völlig neues Bild

Als "schwermütig, verwunschen, vergessen und verlassen" empfand der Reporter das einstige Kleinod. "Eine Katastrophe" nannte Thomas Pütter, Geschäftsführer des nahe gelegenen Nells Park Hotels, den wenig einladenden Zustand, vor allem im Eingangsbereich. Nur 27 Monate später erschließt sich vom Verteilerkreis aus ein weiter Blick auf eine hübsche 10-Hektar-Anlage. An manchen Tagen schippern wieder Bötchen auf dem Teich, Kinder füttern Gänse, die auf der kleinen Insel residieren. Spaziergänger lesen aufmerksam die Tafel am neuen Rosenstammbaumgarten, im Rautenstrauch-Haus nebenan hat eine Künstlerin ihr Atelier aufgeschlagen. Lautstarkes Entengezeter kämpft mit kräftigem Kindergejohle vom Waldspielplatz um die Lärm-Krone, dafür herrscht am alten Eiskeller eine Oase der Ruhe. Der Nells Park lebt - und wie. Seit der Eingangsbereich neu gestaltet wurde und Veranstaltungen wie die Winter-Eislaufbahn oder der Rosensonntag die Hemmschwelle gesenkt haben, ist das einstige Sorgenkind fast so gefragt wie in alten Tagen. "Die Trierer kommen wieder", registriert Hotelchef Pütter, auch ohne spektakuläre Events. Der Nells Park sei offenbar "eine Herzensangelegenheit". Die "Renaissance Nells Park" ist freilich nicht die Geschichte eines unverhofften Wunders - sie hat viel mit der gleichnamigen Initiative zu tun. Dort haben sich vom städtischen Grünflächenamt über Lokale Agenda und Bürgerhaus Trier-Nord bis zu engagierten Bürgern und Geschäftsleuten alle zusammen getan, denen die Wiederbelebung am Herzen liegt. Auch Maria Ohlig, Quartiersmanagerin beim Projekt "Soziale Stadt" im Trierer Norden, ist mit von der Partie. Die Neu-Eroberung des stadtteilnahen Natur-Erholungsgebiets passe "richtig gut" zum Konzept der sozialen Stadt. Ideen für die Zukunft gibt es reichlich. Ein "Pfad der Sinne" für Kinder soll in Zusammenarbeit mit der Uni entstehen, ein Platz für Freischach und Boule könnte Senioren anlocken. Thomas Pütter träumt von einem gepflegten klassischen Sonntagskonzert. Keine großen Events, keine lauten Spektakel, darin sind sich alle einig. Der gut 200 Jahre alte "englische" Park soll seinen Charakter behalten. Bei manchen Zukunftswünschen ist die Initiative auf die Stadt angewiesen. Die weitere Sanierung der brackigen Wasserflächen, die Aufbesserung der teilweise arg ramponierten Skulpturen: Da hofft man auf die Zusammenarbeit mit dem Grünflächenamt. Dessen unbürokratischer Einsatz für den Nells Park wird allseits gelobt. "Wir setzen um, was das Stadtmarketing in Sachen hochwertige Landschaftsqualität beschlossen hat", sagt Amtsleiter Franz Kalck. Dabei arbeitet man ideenreich und preiswert mit "Bordmitteln". Wichtig sei vor allem, sagt Kalck, "dass es gelungen ist, die Leute wieder reinzubringen"./r.n. Am Sonntag ist der Nells Park von 12 bis 18 Uhr Schauplatz eines großen Familienfests mit Spielen, Führungen, Musik, Bootfahren, Kinderflohmarkt.

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