"Die Trierer sind politisch interessiert"
TRIER. Zum Kornmarkt dürfte Corinna Rüffer in diesem Sommer ein besonderes Verhältnis entwickelt haben. Seit vier Wochen ist die Bundestags-Direktkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen regelmäßig mit einem Info-Stand ihrer Partei auf dem Platz – und versucht, mit potenziellen Wählern ins Gespräch zu kommen.
Die heiße Phase des Wahlkampfs hat im doppelten Sinne begonnen: Bei hochsommerlichen Temperaturen steht Corinna Rüffer am Info-Stand ihrer Partei Bündnis 90/Die Grünen und versucht, möglichst in der Nähe des grün-gelben Schirmes zu bleiben, der über dem runden Stehtisch aufgespannt ist und ein wenig Schatten bietet.Seit vier Wochen verbringt Rüffer am Stand neben dem Möbelhaus ihre Freitagnachmittage und die Samstagvormittage, seit zwei Wochen ist sie zudem auch dienstags oder mittwochs hier. Dabei sei der Standort Kornmarkt keinesfalls zufällig gewählt. "Wir haben den Kornmarkt für uns entdeckt. Schließlich hatten die Grünen sich die Platzgestaltung auf die Fahnen geschrieben und haben für den Kornmarkt gekämpft."
Auch aus anderem Grund biete sich der Platz ideal an: "Am Hauptmarkt hasten die Menschen an vielem vorbei. Hier ist es ruhiger, herrscht ein anderes Tempo." Dabei hat die 29-Jährige festgestellt: "Wenn es am Eisstand gegenüber gut läuft, ist auch bei uns der Zuspruch gut."
Generell sei das Interesse groß. "Viele fragen nach unseren Programmen." Die Menschen begegneten ihr und den übrigen Personen, die mit am Stand seien, "sehr wohlwollend". "Ich muss ehrlich sagen, dass ich wegen der vorgezogenen Wahl mit deutlich mehr Kritik gerechnet hatte. Aber das hat sich nicht bewahrheitet."
Junge Familien und andere junge Menschen, aber auch "erstaunlich viele Ältere" legten einen Stopp am Grünen-Stand ein und stellten konkrete Fragen, berichtet Rüffer. "Die Jugend wird wieder politischer", bestätigt Parteimitglied Christian Möller, der gemeinsam mit Corinna Rüffer am Info-Stand steht. "Auch als Claudia Roth vor kurzem zu Gast in Trier war, waren 80 Prozent der Zuhörer junge Leute."
Wie zum Beweis machen auch an diesem Nachmittag zahlreiche junge Leute Halt am Grünen-Stand. Beispielsweise der 21-jährige Torsten Daum, der von Corinna Rüffer wissen möchte: "Darf ich zwei Parteien wählen, oder wie ist das mit den Stimmen?" Die Direktkandidatin der Grünen sei ihm bis dahin nicht bekannt gewesen. "Sie macht aber einen netten Eindruck", sagt Daum.
Der 17-jährige Patrick Laube fragt konkret nach dem Wahlprogramm der Grünen. "Weil ich mich für diese Partei interessiere. Die achten nicht nur auf das Thema Wirtschaft, sondern haben auch die Ökologie im Blick", begründet er. Auch Chris Hillner, 18 Jahre alt, ist Erstwähler und bittet Rüffer um Info-Material. "Interessieren Sie sich für Computer?", fragt sie und beweist gute Menschenkenntnis. "Ja, klar", antwortet Hillner und sagt: "Ich habe mir gerade einen neuen Computer bestellt." Die CD-Rom mit freien Software-Programmen nimmt der Jugendliche gerne mit.
Dass Werbematerial eine wichtige Rolle spielt, habe die Kreisvorstandssprecherin der Grünen in den vergangenen Wochen erfahren. "Familien mit Kindern stürzen sich auf unsere Ballons und die kleinen Windräder. Bei den Jugendlichen sind unsere Gummi-Armbänder mit der Aufschrift ‚Weltverbesserer' der absolute Renner." Viele fragten aber auch nach Informationen zu bestimmten Themen und eben nach dem Wahl-Programm. "Ich habe den Eindruck, dass viele informiert werden wollen und ihnen bewusst ist, dass es dieses Mal eine Richtungs-Wahl ist."
Mit in ihrer Entscheidung noch Unentschlossenen diskutiere sie häufig eine halbe Stunde lang. Überhaupt findet die Politik- und Jura-Studentin: "In Trier gibt es genügend politisch interessierte Menschen. Die Leute denken hier substanzieller über Politik nach als ich es anderswo erlebt habe." Manche scheint das Thema sogar bis in den intimsten Bereich zu verfolgen: "Haben Sie die Kondome mit dem Aufdruck ‚Guido verhindern'?", fragt ein Passant mittleren Alters und gibt Corinna Rüffer den Tipp: "Ich wähle zwar SPD. Aber die Kondome sollten Sie sich dringend besorgen."
