"Die Tür" schließt sich

TRIER. "Die Tür" will die kostenlose Suchtberatung für Betroffene aus dem Landkreis Trier-Saarburg ab dem 1. Februar einstellen. "Eine Fortsetzung ist ohne eine angemessene finanzielle Beteiligung des Landkreises nicht machbar", sagt Andreas Stamm, der Leiter der Beratungsstelle. Momentan will der Landkreis die "Tür" mit 12 000 Euro pro Jahr unterstützen. Die Stadt Trier zahlt jährlich 70 000 Euro bei fast gleicher Fallzahl.

Seit 1992 steht die "Tür" Menschen offen, die Probleme mit Alkohol, Medikamenten oder illegalen Drogen haben. Der Verein "Suchtberatung Trier e.V." hat seinen Sitz in der Trierer Lindenstraße und berät Betroffene und Angehörige aus der Stadt Trier und dem Landkreis Trier-Saarburg. Leiter Andreas Stamm und seine Kollegen kümmern sich auch um Themenschwerpunkte wie Streetwork, Nachsorge-Wohngemeinschaften und Schuldnerberatung. Der Konflikt zwischen den "Tür" und dem Landkreis konzentriert sich auf die kostenlose Suchtberatung. "In den letzten Jahren kamen durchschnittlich 400 Menschen in unsere Beratungsstelle, mehr als 100 wurden in eine stationäre Therapie vermittelt", sagt Andreas Stamm. "Die Anzahl der Menschen, die unsere Hilfe suchen, ist in Stadt und Landkreis fast gleich." Steigende Ausgaben, sinkende Einnahmen

Die Höhe der Zuschüsse unterscheidet sich allerdings deutlich. "Wir zahlen pro Jahr 70 000 Euro", sagt Bürgermeister Georg Bernarding im Namen der Stadt Trier. Damit wird die Beratung der Hilfesuchenden aus der Römerstadt abgedeckt. Bernarding: "Wir können nicht für den Landkreis mitbezahlen." Denn dieser kann sich nur einen wesentlich geringeren Zuschuss leisten: "Die Tür" bekommt jährlich 12 000 Euro - nach Ansicht des Vereins zu wenig, um eine qualitativ hochwertige Beratung betroffener Menschen sicherzustellen. "Nicht nur die Kommunen, sondern auch wir müssen uns mit steigenden Ausgaben und gleichzeitig sinkenden Einnahmen auseinandersetzen", erklärt Stamm im Gespräch mit dem TV . "Wir haben ausgerechnet, wie hoch der Beratungsumfang für Betroffene aus dem Landkreis in den Jahren 2001 und 2002 war. Das Ergebnis war die Summe von 50 000 Euro pro Jahr." Der Landkreis, so Stamm, habe den Beratungsumfang anerkannt, aber nicht die Summe. "Eine Zuschusshöhe von 30 000 Euro wurde akzeptiert. Diese sollte auch in den Haushalt 2004 eingestellt werden." Mit diesen 30 000 Euro hätte die "Tür" eine Fachkraft auf Halbtagsbasis einstellen und die kostenlose Suchtberatung fortsetzen können. Doch die Summe kam nicht durch die politischen Gremien. Am Ende stand ein Zuschuss von 12 000 Euro. "Das ist inakzeptabel", sagt der Leiter der Suchtberatungsstelle. "Wir werden demnach die Beratung von Menschen aus dem Landkreis ab dem 1. Februar einstellen." Nur Betroffenen aus der Stadt Trier wird die "Tür" dann noch offen stehen. Dem Landkreis droht eine Versorgungslücke

"Wir wissen, dass durch diese Entscheidung viele Menschen in eine Versorgungslücke fallen werden", so Stamm. "Aber aus Sicht des Vereins ist eine Fortsetzung der Beratung ohne ausreichende finanzielle Beteiligung des Kreises nicht möglich und auch nicht zu verantworten." "Wir können nicht mehr jeden in jedem Bereich fördern", sagt Kreis-Sozialdezernent Erik Werdel. Die Haushaltslage sei ausschlaggebend, und die Gremien hätten zu entscheiden. "Die Zuschüsse an alle freien Träger wurden gekürzt, und die Tür bekommt mit 12 000 Euro noch den größten Anteil. Sie kann nicht einfach die Leistungen einstellen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort