Die Würfel sind gefallen

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist die Bewerbungsfrist für die beiden frei werdenden Dezernenten-Stellen im Trierer Stadtvorstand zu Ende gegangen. Dabei zeichnet sich ein Duell zwischen Georg Bernarding (CDU) und Reiner Marz (Grüne) um den Bürgermeister-Posten und eine möglicherweise erstaunlich große Mehrheit für Thomas Egger (FDP) als Wirtschafts- und Kulturdezernent ab.

Trier. Dabei macht ausgerechnet Thomas Egger immer noch ein Geheimnis aus der Frage, ob er antritt. Für Freitagmittag ist eine Presseerklärung des FDP-Kreisvorstands zur Kandidatur angekündigt - was allerdings schwerlich einen Sinn hätte, wenn es gar keine Bewerbung zu vermelden gäbe.

Wählt die CDU Thomas Egger mit?

 Wer regiert künftig die Stadt? Thomas Egger (links) und Reiner Marz (rechts), oder doch Georg Bernarding? Ulrich Holkenbrink (unten) ist aus dem Rennen. Fotos: TV-Archiv

Wer regiert künftig die Stadt? Thomas Egger (links) und Reiner Marz (rechts), oder doch Georg Bernarding? Ulrich Holkenbrink (unten) ist aus dem Rennen. Fotos: TV-Archiv

 Dieter Lintz

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In führenden CDU-Kreisen geht man definitiv von einer Egger-Kandidatur aus - und erwägt überraschenderweise, den Liberalen trotz seiner Einbindung ins Ampel-Bündnis mitzuwählen. Das würde gut zur Linie von Parteichef Bernhard Kaster passen, der immer wieder betont, man wolle sich nicht in die oppositionelle Schmollecke zurückziehen, sondern weiterhin Politik gestalten.

Zwar tritt auch Christdemokrat Ulrich Holkenbrink noch einmal an - aber nur, weil er ansonsten die ihm zustehenden Versorgungsansprüche verlieren würde. Das neu zugeschnittene Dezernat mit dem Schwerpunkt Wirtschaft würde ihm kaum liegen, und so muss sich die CDU auch nicht verpflichtet fühlen, ihn zu unterstützen.

Dem Vernehmen nach haben CDU-Emissäre in den letzten Wochen nach einem hochkalibrigen Experten für Wirtschaft und Kultur in den Region Ausschau gehalten, aber niemanden gefunden, der bereit war, angesichts der geringen Chancen anzutreten. Auf die offene Ausschreibung setzen die Christdemokraten ohnehin wenig Hoffnung.

Dafür zeichnet sich bei der Stelle des Bürgermeisters, der auch Schul-, Sozial-, Jugend- und Sportdezernent werden soll, ein durchaus spannendes Duell ab.

Zunächst hatte der Grüne Reiner Marz seinen Hut in den Ring geworfen, und diese Woche teilte seine Fraktion via Rathauszeitung mit, man bevorzuge als künftigen Dezernenten "einen glaubwürdigen Vertreter grüner Programmatik", der "mit den Eigenheiten der Stadt vertraut" sei - was einer fahndungsfotogenauen Beschreibung von Marz entspricht und externe Bewerber schon vor Ende der Bewerbungsfrist auf die Plätze verwies.

Da will aber die CDU dagegenhalten. Man werde "hoch erhobenen Hauptes" mit dem bisherigen Amtsinhaber Georg Bernarding antreten, kündigt Bernhard Kaster an, man wolle eine Alternative zur "Ampel mit Reservebank" bieten. Das dürfte mehr als eine Zähl-Kandidatur werden, hat doch Bernarding in 22 Dezernenten-Jahren auch in sozial- und freidemokratischen Kreisen manchen Freund gewonnen. Wohingegen der rhetorisch robuste Marz auch schon dem einen oder anderen Ampel-Kollegen auf die Füße getreten ist. Bei einer recht filigranen rot-grün-gelben Mehrheit (29 von 56 Stimmen) dürfte für Spannung bis zur Auszählung gesorgt sein.

Meinung

Verlässlichkeit und Kontrolle

Es ehrt die FDP, dass sie wenigstens den Ablauf der Bewerbungsfrist abwartet, bevor sie Fakten schafft. Die Grünen waren nicht ganz so geduldig. Aber wenn nicht in letzter Minute eine Riesen-Überraschung passiert, dann werden die Trierer Stadtvorstandsposten ausschließlich mit Köpfen aus den Fraktionen und Parteien besetzt. Hätte man etwas anderes gewollt, hätte die neue Mehrheit klar sagen müssen, dass man externe, eher fachlich als parteipolitisch orientierte Dezernenten bevorzugt. Dann hätte es auch entsprechende Bewerbungen gegeben. Aber das wäre den politischen Intentionen zuwider gelaufen. Man wollte Verlässlichkeit und Kontrolle. Das ist legitim, relativiert aber den hehren Anspruch, ganz neue Politikformen zu praktizieren. Genau auf diesem Sektor könnte sich nun die CDU clever profilieren, wenn sie tatsächlich einen akzeptablen Ampel-Mann mitwählt. Und Rot-Grün-Gelb müsste dann umso dringender erklären, wofür seine Kandidaten inhaltlich eigentlich stehen. d.lintz@volksfreund.de

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