Die Wahrheit ans Licht gebracht

TRIER. "Diese Aufgabe zu übernehmen, war eine große Herausforderung für mich. Am Anfang wusste ich nicht, was da auf mich zukommt", sagt Sigrid Starck. Der Anfang war vor 16 Jahren. Die Aufgabe lautete: als ehrenamtliche Richterin am Sozialgericht den Berufsrichter bei der Rechtsprechung zu unterstützen.

Wer versuchte, Sigrid Starck ein X für ein U vorzumachen, hatte schlechte Karten, wenn die 66-Jährige hinter dem Richtertisch saß. "Man kriegt einen Riecher dafür, wer die Wahrheit sagt und wer nicht", meint Sigrid Starck. Über 16 Jahre hatte sie den verantwortungsvollen Posten inne, den sie ehrenamtlich neben ihrer beruflichen Tätigkeit ausübte. Sie arbeitete, nachdem sie verschiedene Abteilungen durchlaufen, das Zollkommissariat Trier geleitet und auch fünf Jahre bei der Zollfahndung ihren Dienst getan hatte, schließlich als Personalchefin bei der Zollverwaltung. Auch dort habe sie "viel Verantwortung getragen" und - nach der Öffnung der Grenzen zu Luxemburg und Belgien - "personelle harte Entscheidungen treffen müssen". Im Beruf wie auch im Ehrenamt habe sie dennoch versucht, allen gerecht zu werden und jeden Fall individuell zu betrachten. Mit rund 1500 Fällen hat sich Sigrid Starck in den vergangenen 16 Jahren beschäftigt. Manchmal sei sie "in der Nacht aufgewacht" und habe über die Fälle nachgedacht, überlegt, ob alles richtig war. Man nehme sehr viel von der Tätigkeit mit nach Hause. Das beschäftige einen weiter. Denn es seien auch schon mal Tränen geflossen über negative Entscheidungen und Auswirkungen, sagt die Ruheständlerin. Ein Telefonat, und sie war zur Stelle

Ihr Blick und ihr Gespür für die Wahrheitsfindung und ihre Bereitschaft zur uneingeschränkten Mitarbeit habe Sigrid Starck besonders ausgezeichnet. "Wir haben sie oft vom Schreibtisch weggeholt", sagte Sozialgerichtspräsident Johannes Rautert. Ein Telefonat, und Sigrid Starck sei auch kurzfristig zur Stelle gewesen, so Rautert, der sich mit der Überreichung der Urkunde und der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz bei Sigrid Starck für die "Mitwirkung bei der Feststellung der Sachverhalte" und die langjährige Mitarbeit bedankte. Diese Auszeichnung nahm die 66-Jährige mit Überraschung und mit Stolz entgegen. Mittlerweile genieße sie ihren Ruhestand und hole nach, was sie während ihrer beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeit versäumt habe. Mit ihrer Pensionierung sei es an der Zeit gewesen, beim Sozialgericht "für Jüngere Platz zu machen, die den Bezug zur Arbeitswelt haben".

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