Die Zeit ist sein Leben

TRIER. Zeit ist Geld. Was für viele Manager das alles bestimmende Credo ist, gilt auch für den Trierer Hans Press in besonderem Maße. Denn der Uhrmachermeister führt seit 50 Jahren seine Geschäfte mit der Zeit.

"Schauen Sie her", sagt Hans Press im Gespräch mit dem TV und streckt seine Finger nach vorne in die Luft. Kein Zittern, keine einzige Bewegung. "Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich schon mit 14 Jahren mein Handwerk begann", sagt der heute 74-Jährige. "Sein Handwerk" und seine Leidenschaft ist die Uhrmacherei. Vor genau 60 Jahren sagte sein Vater zu ihm: "Junge, Du musst eine Lehre machen!" "Ich dachte zuerst: ,Vater, was soll ich denn im Uhrmacherhandwerk?'", erinnert sich der Trierer heute. Er habe zwar schon früher gerne Spielzeug auseinander gebaut und damit rumgebastelt, doch Uhrmacherei schien ihm zunächst nicht der richtige Beruf. "Aber als ich dann in der vierwöchigen Probezeit im Lehrbetrieb an meinem eigenen Werktisch stand und an meinen ersten Großuhren arbeitete, merkte ich schnell, wieviel Spaß mir die Arbeit machte." 1953 legte er seine Meisterprüfung ab und machte sich drei Jahre später in der Saarstraße selbstständig. Noch heute hat Uhrmacher Press seinen eigenen Werktisch, inzwischen im Laden in der Simeonstraße. Viele kleine Werkzeuge, Zangen, Pinzetten und Lupen liegen auf dem Tisch. Aus einer kleinen Metalldose fischt er eine Unruhfeder, winzige Zahnräder und sonstige staubkornfeine Teile. An diesem Tisch baute Press während seinen 60 Berufsjahren unzählig viele Uhren zusammen. In den vergangenen Jahren wurden vor allem die Sondereditionen sein ganzer Stolz. So kreierte er vor zehn Jahren eine Uhr zum 50. Berufsjubiläum. Und auch die Einführung des Euros war Hans Press Anlass genug, eine Uhr in nur zehnfacher Ausführung zusammenzustellen. Dabei schlug für jedes der 12 Mitgliedsländer eine volle Stunde. Auch nächstes Jahr soll wieder ein neues, goldenes Modell entstehen, diesmal anlässlich seines 50-jährigen Unternehmertums. Wie auch bei den anderen Uhren wurden Zifferblatt und Uhrwerk bei Zulieferfirmen bestellt. Doch das Zusammenbauen ist Chefsache und lässt sich Hans Press nicht nehmen. Ein Blick auf sein linkes Handgelenk verrät ebenfalls ein Schmuckstück, das Press ins Schwärmen bringt. "Diese Uhr von Glashütte hat einen ewigen Kalender, ein veredeltes und graviertes Werk, und nun schauen Sie mal hier", sagt Press, dreht die Uhr auf den "Rücken" und hält eine Lupe auf das sichtbare Uhrwerk. Winzig klein, aber detailliert erkennbar sieht man die Gravur eines Uhrmachers, der am Werktisch sitzt. "Ich kenne den Graveur, und er wollte mir damit eine Freude machen", erzählt Press. Und schaut man in seine Augen, weiß man: Es ist ihm gelungen. Doch dieser Moment hält nicht lange. Ein Kunde kommt in den Verkaufsraum und möchte bedient werden. Unternehmer Press springt auf und ruft seinen Sohn. Denn Press hat seine Liebe zum Detail seinen Kindern vererbt. Sohn Michael und Tochter Elke sind beide Goldschmiedemeister.

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