Die alten Römer sind mächtig beliebt

"Brot und Spiele" gehört zu den größten Erfolgsgeschichten im Veranstaltungskalender der Region. Mehr als 120 000 Menschen haben das Römerspektakel seit der Premiere 2002 gesehen.

 2007 hieß die Inszenierung im Amphitheater „Blutiger Lorbeer“ und drehte sich um Konstantins Hochzeit. TV-Foto: Archiv/Hans Krämer

2007 hieß die Inszenierung im Amphitheater „Blutiger Lorbeer“ und drehte sich um Konstantins Hochzeit. TV-Foto: Archiv/Hans Krämer

Trier. Dieser Erfolg begann im August 2002. Die Stadt Trier entdeckte ihr Erbe neu. Drei Tage lang entstand auf der Palästra vor den Kaiserthermen eine römische Stadt. Handwerker arbeiteten wie vor 2000 Jahren, Gaukler, Schauspieler und Märchenerzähler traten auf, Legionäre zeigten Kampfübungen. Abends ging es zur mystischen Nacht in die Katakomben. Im Amphitheater ließen Gladiatoren die Schwerter blitzen. Das Konzept kam an: Statt der von der mit Konzept und Durchführung beauftragten Medienfabrik Trier erwarteten 10 000 Besucher kamen 16 000. Ein Jahr später krachte es endgültig. Mehr als 22 000 Menschen wollten 2003 das Römerspektakel sehen. 2004 spielte das Wetter nicht mit. Der Dauerregen hielt viele fern, trotzdem kamen noch 16 500. Hohe Zahlen, die bis heute konstant geblieben und auch für die siebte Auflage im August zu erwarten sind.Längst hat der Rest der Welt bemerkt, dass einmal im Jahr in Trier die alten Römer toben. Das Spektakel wurde 2005 in die Reihe "Deutschland - Land der Ideen" aufgenommen. Diese Erfolgsserie hat auch den Stadtrat überzeugt. Im Dezember 2005 hat das Gremium die Zukunft des Römerspektakels mit einstimmigem Beschluss bis 2010 gesichert. Gewinn für die regionale Wirtschaft

Einen direkten finanziellen Gewinn hat "Brot und Spiele" der Stadt Trier als Veranstalter noch nicht eingebracht. "Dennoch ist dieses Projekt ein enormer Gewinn für unsere Stadt", betont Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink. "Von der enormen Anziehungskraft des Spektakels und den sehr hohen Besucherzahlen profitieren die regionale Wirtschaft und Gastronomie enorm, dazu kommt noch der riesige Imagegewinn. Brot und Spiele ist gut für uns."Die Kaiserthermen mit ihren riesigen und atmosphärisch dichten Angeboten an zivilem und militärischem römischen Leben sind vor allem bei Familien sehr beliebt, denn sie lassen den kleinen Besuchern viel Raum zum Staunen und Ausprobieren. Keine choreografierten Scheingefechte

Doch den Höhepunkt des Spektakels bilden weiterhin die in fast allen Fällen ausverkauften Inszenierungen im Amphitheater. "Brot und Spiele" bietet jedoch keine choreographierte Stunt-Show, sondern historisch korrekte Kämpfe, die mit Knochenbrüchen enden können. Dahinter steckt das "Instituto Ars Dimicandi" aus Mailand, das seit 1994 experimentelle Archäologie betreibt. Ringer und Faustkämpfer treten gegeneinander an. Schwer gepanzerte Schwert- und Lanzenträger attackieren nur mit Netz und Dreizack bewaffnete Gegner, die sich auf Taktik und Schnelligkeit verlassen. Und es geht mächtig zur Sache: Schilde schmettern gegen Helme, Fäuste treffen auf nachgiebige Unterkiefer. Obwohl niemand ernsthaft verletzt wird, sind die Kämpfe realistisch und wesentlich mehr als oberflächlich choreographierte Scheingefechte.Der Trierische Volksfreund und die Biebelhausener Mühle schenken jüngeren Besuchern den Eintritt. Kinder bis 13 Jahre haben freien Eintritt in die Kaiserthermen, Kinder bis fünf kommen umsonst ins Amphitheater - jeweils in Begleitung der Eltern. Drei Fragen an Ronald Frank, Geschäftsführer der Medienfabrik Trier. Warum soll man sich "Brot und Spiele" ansehen? Ronald Frank: Weil unser Angebot weltweit absolut einmalig ist. Welche Teile von "Brot und Spiele" sind historisch korrekt, welche sind pure Fantasie? Frank: In den Kaiserthermen zeigen wir den realistischen Alltag römischer Handwerker und das Lagerleben der Legionäre. Die Inszenierung im Amphitheater ist Fantasie. Wie lange wollen Sie "Brot und Spiele" machen? Frank: Bis 2022. Dann sind wir 20 Jahre dabei und unverzichtbar. (jp)

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