Die beste Trierer Doktorarbeit widmet sich den Eidechsen

Trier · Die Hörsaaljury hat den besten Nachwuchswissenschaftler der Universität Trier gekürt. Joscha Beninde hat mit seiner Doktorarbeit gewonnen. Und das gleich zweimal.

Erkenntnisse aus dem Leben von Tieren der Gattung Podarcis muralis. Das hört sich im ersten Moment zwar nicht besonders spannend an. Joscha Beninde hat es trotzdem geschafft, die Menschen mit seiner Arbeit über Mauereidechsen - so der eher geläufige Name der Tiere - zu überzeugen.

Einmal im Jahr sucht das Graduiertenzentrum Universität Trier (GUT) nach den besten wissenschaftlichen Veröffentlichungen unter den Studenten der Universität Trier, die eine Doktorarbeit geschrieben haben. Die sechs Fachbereiche der Universität küren mit einer Jury jeweils einen Sieger und zeichnen ihn mit dem Publikationspreis aus. Am Abend der Preisverleihung müssen die Gewinner dann ihr Thema dem fachfremden Publikum innerhalb von sieben Minuten präsentieren. Am Ende stimmen die Zuschauer über die Vorträge ab und vergeben damit einen weiteren Preis, den Publikumspreis.

Joscha Beninde hat die Hörsaaljury überzeugt und die Mehrheit der Publikumsstimmen auf sich vereint. Der Nachwuchswissenschaftler aus Fachbereich VI, der Raum- und Umweltwissenschaften, hatte in seiner Promotion herausgefunden, was verhindert, dass Mauereidechsen in der Stadt Trier zwischen verschiedenen Lebensräumen wandern und sich vermehren können.

Dafür hatte Beninde mehr als 200 Mauereidechsen an unterschiedlichen Orten in Trier gefangen und ihnen Speichelproben entnommen. Sein Ergebnis: Die Mosel sei für Mauereidechsen die größte Hürde, Häuser und Bäume in geringerem Umfang. Anders als er vermutet hatte, haben die Gleise, wie auch Straßen und Verkehrsaufkommen keinen Effekt. Benindes Vortrags-Resümee lautet: "Zusammenfassend können wir sagen, Mauereidechsen können nicht schwimmen, kennen sich in der Verkehrsordnung aber hervorragend aus, und das konnten wir alles aus der Genetik ablesen."

Insgesamt hatten die frischgebackenen Doktores vierzig Veröffentlichungen eingereicht. Für den Universitätspräsidenten Professor Dr. Michael Jäckel ist der Publikationspreis zur Tradition geworden und der Seismograf des Forschungsdrangs der Universität Tier: "Nicht im Sinne eines Erdbebens, sondern als Pegel für die Produktion wissenschaftlicher Texte." Zum sechsten Mal vergab das GUT den Publikationspreis.
Alle Erstplatzierten hat das GUT mit 500 Euro Preisgeld belohnt. Der Gewinner des Abends, Joscha Beninde, konnte auf 1000 Euro erhöhen, da der Publikumspreis mit weiteren 500 Euro dotiert ist. Die Preisgelder haben die Nikolaus-Koch-Stiftung und der Freundeskreis der Universität Trier gestiftet. Den Wein zum Empfang nach der Preisverleihung stellte das Weingut Gehlen und den Uni-Wein der Universitätspräsident bereit.

Die Gewinner:
Fachbereich I: Felix Wucherpfennig (Psychologie) Fachbereich II: Piotr Wozniczka (Klassische Philologie) Fachbereich III: Danica Brenner (Kunstgeschichte) Fachbereich IV: Maike Thelen (Mathematik) Fachbereich V: Diana Thörnich (Rechtswissenschaften) Fachbereich VI: Joscha Beninde (Biogeographie)
Die Verleihung des Publikationspreises und die Präsentationen zur Abstimmung für den Publikumspreis sind auf Facebook live übertragen worden. Der Gewinnerbeitrag von Joscha Beninde ist ab der 49. Aufzeichnungsminute zu finden. Präsentationen www.facebook.com/uni.trier/videos/1743167559031114/
Informationen im Internet unter der Adresse
www.gut-publikationspreis.uni-trier.de
Extra: Eidechsen lieben Sonne

Eidechsen sind in Deutschland eher selten. Denn für die Reptilien ist es oft zu kühl. Außerdem ist ihr Lebensraum knapp geworden. Fünf Eidechsenarten sind in Deutschland heimisch. Am ehesten kann man sie an warmen Weinbergsmauern und anderen sonnigen Plätzen entdecken. Dort fühlen sie sich wohl, da sie wie alle Reptilien wechselwarm sind. Sie können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren. Sie suchen deshalb die Sonne, um ihren Körper aufzuwärmen. Helfen kann man Eidechsen, indem man ihnen im Garten Sonnenplätze anbietet. Gut geeignet ist dafür zum Beispiel ein Steinhaufen. (Quelle: Bundesamt für Naturschutz)

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