"Die fahren Auto, wir sollen schleppen"

TRIER-OLEWIG. Durch oder drum herum? Das ist die Frage, die zurzeit die Gemüter der Olewiger erhitzt. Während sich manche einen beruhigten Ortskern ohne Linienbusverkehr wünschen (der TV berichtete), plädieren andere dafür, dass die Stadtbusse nach dem vollendeten Ausbau der Olewiger Straße in den Stadtteil zurückkehren.

 Olewigs Senioren fomieren sich: Per Unterschriftenliste setzen sie sich dafür ein, dass der Linienverkehr in den Ortskern zurück kehrt und weite Wege zu Haltestellen an der Umgehungsstraße künftig passé sind. TV-Foto: Christiane Wolff

Olewigs Senioren fomieren sich: Per Unterschriftenliste setzen sie sich dafür ein, dass der Linienverkehr in den Ortskern zurück kehrt und weite Wege zu Haltestellen an der Umgehungsstraße künftig passé sind. TV-Foto: Christiane Wolff

"Gerade die, die wollen, dass die Busse aus Olewig draußen bleiben, haben noch nie einen Bus von innen gesehen", beschwert sich Marianne Maas. "Die fahren alle mit ihren Autos einkaufen, aber wir sollen die schweren Tüten von der Umgehungsstraße bis in den Kernscheider Höhenweg schleppen", entrüstet sich die 79-jährige Olewigerin und stützt sich dabei auf ihren Regenschirm. Für Marianne Maas und die anderen knapp 20 Senioren ist beim Ortstermin in der Straße Auf der Ayl klar: Sobald die Olewiger Straße fertig ausgebaut ist, müssen die Bushaltestellen von der viel befahrenen Umgehungsstraße zurück in den Ortskern verlegt werden.Versprochen ist versprochen

Aus dem Stadtteil auf die Rieslingweinstraße verbannt wurde der städtische Linienbusverkehr mit Beginn der aufwändigen innerörtlichen Ausbauarbeiten vor rund sechs Jahren. "Wir haben diese Jahre den weiteren Weg zu den Haltestellen auf uns genommen und uns nicht beschwert, weil uns versprochen wurde, dass die Busse bald wieder durch den Ort fahren", sagt die 70-jährige Margret Felten, die beinahe jeden Tag mit dem Bus in die City fährt. "Wir sind alt - von meiner Wohnung bis zur Umgehungsstraße bin ich mindestens zehn Minuten unterwegs", erklärt auch Hilde Philipp (82). Zwei- bis dreimal wöchentlich nimmt sie diesen Weg auf sich. "Ich muss zum Arzt, in die Apotheke, zum Einkaufen - aber das Laufen fällt mir immer schwerer." Die Bedürfnisse der Senioren widersprechen allerdings nicht nur mit dem Wunsch einiger Anwohner der Olewiger Straße - darunter namhafte Gastronomen -, die sich einen beruhigten Ortskern wünschen (TV vom 7. Dezember). Auch der Beschluss von Ortsbeirat und Stadtrat stößt bei den Bus-Nutzern auf Kritik. Die Gremien haben entschieden, dass die Stadtbusse nach Fertigstellung der "Olewiger" nur in Richtung City wieder durch den Ortskern fahren sollen. Richtung Tarforst soll die Bustrasse dagegen weiter über die Umgehung Riesling-Weinstraße führen. Durch diese Kompromisslösung werde die Anzahl der Busse im Ort halbiert, und die Fahrgäste Richtung Innenstadt müssten nicht mehr die viel befahrene Umgehung überqueren, um zur Bushaltestelle zu kommen.70 Unterschriften für Busse durch Ortskern

"Die Einbahnstraßenregelung ist nicht ideal", sagt Tanja Freyler. "Wer mit dem Bus in die City zum Einkaufen fährt, muss anschließend die schweren Tüten einen weiteren Weg nach Hause tragen." Nur wer nach Tarforst zum Einkaufen fahre, könne bei der beschlossenen Regelung innerorts aussteigen. "Aber in Tarforst lässt sich eben nicht alles erledigen, und außerdem ist der Fahrschein auf die Höhe teurer als in die City." Freyler hat daher eine Unterschriftenaktion organisiert. Rund 70 Olewiger haben bereits für die komplette Rückverlegung der Bustrasse in den Ortskern unterzeichnet. Auch der Olewiger Seniorenbeauftragte Hans Michalik kann nicht verstehen, warum die Busse nicht vollständig in den Stadtteil zurück kehren sollten: "Die Belastung des Ortskerns durch den Linienverkehr ist gering, verglichen mit dem Bus-, Auto- und Lieferverkehr von und zu den Gastronomiebetrieben in der Olewiger Straße", führt Michalik an. "Dass alle halbe Stunde ein Linienbus durch die Straße fahren soll, macht den Kohl nicht fett."

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