Die größte Fanmeile der Region

TRIER. Erst Partystimmung, dann Trauer: Rund 4000 Fußballanhänger haben am Dienstagabend auf der wohl größten Fanmeile der Region in Zurlauben das dramatische Halbfinalspiel der WM zwischen Deutschland und Italien verfolgt. Nicht alle, aber viele wollen am Wochenende zur nächsten Party und zum Heimatfest wiederkommen.

Rund eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff am Moselufer: Wer jetzt noch einen guten Platz zum Fußballgucken ergattern will, der muss sich sputen. Der Hang glänzt im Licht der untergehenden Sonne in schwarz-rot-gold. Die Fans bevölkern bereits in Scharen die Wiese, der Bierbecher kreist, es duftet nach Grillwürstchen. Zwei Leinwände hat der Veranstalter der größten WM-Party in Trier, die Culinaro Catering GmbH, rechts und links neben der großen Bühne aufgestellt. Riesig sind sie nicht, aber ausreichend, um den meisten eine akzeptable Sicht zu verschaffen.Oliver Walter aus Konz will sich das Schauspiel nicht entgehen lassen, obwohl er zugibt, kein Fußballfan zu sein. "So etwas wird es wahrscheinlich nie wieder hier geben", sagt er. Dass er schon nach wenigen Sekunden staubige Füße hat und aufpassen muss, am Hang nicht abzurutschen, stört ihn nicht. Fasziniert betrachtet er die vielen Menschen, die mit Mützen, Schals, Hüten und Trikots in den Nationalfarben im Gras hocken und gute Laune und Optimismus versprühen. Gerade hat Walter verblüfft festgestellt, dass mehr Frauen als Männer gekommen sind, da posaunt der Moderator auf der Bühne genau das hinaus.

Das Spiel läuft: Die Fans fiebern mit der deutschen Elf, Gesänge werden angestimmt, gute Aktionen beklatscht, Fahnen geschwenkt. Die Spannung wächst ins Unermessliche, als es in die Verlängerung geht. Schon wird über das Elfmeterschießen spekuliert - da passiert es: Grosso erzielt das 1:0 für Italien, dann del Piero das 2:0, aus, aus aus, Deutschland ist ausgeschieden.

Kurz nach dem Abpfiff: Binnen Sekunden weicht die Anspannung einer unendlichen Traurigkeit, die beinahe mit Händen zu greifen ist. Die Tränen fließen, mancher steht dazu, mancher wischt sie sich aus den Augenwinkeln. "Was soll ich jetzt mit meiner Fahne machen?", fragt ein Mädchen frustriert ihre Freundin. "Nimm´ sie doch mit zum Einkaufen", kommt es zurück. Ein Knirps mit einer schwarz-rot-goldenen Perücke überlegt auf dem Nachhauseweg laut, jetzt sei seine schöne Planung für Sonntag und das große WM-Finale geplatzt. "Quatsch!", ruft sein Begleiter, "wir kommen wieder und feiern!" Damit spricht er Fußballmuffel Oliver Walter aus der Seele, auch wenn der andere Ziele verfolgt: "Hier am Moselufer sind so viele schöne Frauen..."

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