Die neue japanische Welle

TRIER. Was findet ihr nur daran?", fragen viele Eltern ihre Kinder, wenn diese mal wieder vor dem Fernseher sitzen und sich die japanischen Sendungen anschauen.

Die japanischen Animes sind so beliebt, dass RTL 2 jeden Nachmittag von Montag bis Freitag mehrere Stunden diese Art von Zeichentrickserien sendet. Dabei sollte man wissen, dass die meisten dieser Animes auf Taschenbüchern, sogenannten Mangas, basieren. Die werden jedoch fast immer für die Vermarktung im Fernsehen so verändert, dass sie für Kinder geeignet sind und natürlich auch eine Vielzahl von Merchandise-Produkte verkauft werden kann. Beim erfolgreichsten Manga "Dragonball" werden z. B. in der Animefassung "Dragonball Z" (DBZ) die brutalsten Szenen der schriftlichen Ausgabe weggelassen, weil sich viele Eltern beim Sender beschwert hatten. Anders ist es allerdings bei dem zur Zeit bekanntesten Anime in Deutschland "Yu-Gi-Oh". Im ursprünglichen Manga kam das Kartenspiel nur nebenbei vor. Der Hauptcharakter Yugi Muto bekommt ein altes, ägyptische Puzzle geschenkt, in dem der Geist eines alten Pharaos wohnt. Dieser übernimmt immer dann die Kontrolle, wenn seine Freunde in Gefahr sind, und fordert den Angreifer zu einem "Spiel der Schatten" auf. Wenn der Angreifer dieses verliert, wird er bestraft und meistens in den Wahnsinn getrieben. Die Tatsache, dass es in diesen "Spielen" fast immer um Leben und Tod geht und das Kartenspiel in den Zeichentrickfilmen nicht häufig genug für die Vermarktung vorkam, veranlasste den Zeichner dazu, seinen ursprünglichen Manga für das Anime zu verändern. Da die jüngeren Zuschauer solcher Serien aber kaum die Original-Mangas kennen, fällt ihnen eine solche Veränderung nicht auf. Sie stehen im Gegensatz zu den älteren Fans, die finden es allerdings nicht gut, dass die Mangas für das Fernsehen in solch einem Maße zensiert wurden. Aber wie kann man die jungen Zuschauer vor zu viel Brutalität schützen, den älteren aber die originale Umsetzung der Mangas zeigen? Viva und MTV haben das Problem gelöst: Sie zeigen die unzensierten Animes nachts um 22.30 Uhr! So könnte auch mit anderen Original-Animes verfahren werden, zum Beispiel wird nun schon seit drei Jahren die Fortsetzung von so beliebten Sendungen wie DBZ oder Dragonball GT angekündigt. Aber das ist bisher ohne Ergebnis geblieben. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass diese Serie bisher in Amerika ab 16 Jahren freigegeben wurde und auch nur nachts zu sehen war. Dies lässt vermuten, dass diese Fassung dem deutschen Fernsehen zu brutal ist, um sie nachmittags im Kinderprogramm auszustrahlen. Warum werden nicht auch diese Sendungen auf den späten Abend verschoben? Viele der älteren Dragonballfans wären dafür dankbar! Ach übrigens, viele Leute wissen gar nicht, was eigentlich alles zum Genre Anime gehört und lehnen deshalb kategorisch diese Art von Serien ab. Aber auch der kleine Wikingerjunge namens Wickie, der seinem Vater mit Ratschlägen oft aus der Klemme geholfen hat, ist ein Anime. Oder, wer hätte es gedacht, die allseits beliebte Biene Maja, die durch ein "unbekanntes Land" mit ihren Freunden Willi und Flip fliegt. Die Gruppe der Freunde von Animes aus Japan ist somit doch viel größer als man geglaubt hat oder nicht? von Kai Wilwertz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort