Die rebellischen Jungs

50 Jahre nachdem sie ihr Abitur am Max-Planck-Gymnasium abgelegt haben, trafen sich die ehemaligen Oberprimaner wieder. Sie waren eine der damals wohl berüchtigtsten Trierer Jungen-Klassen, die es zum Stadtgespräch im öffentlichen Bus und auf die Abschussliste einiger Lehrer schafften.

 Die Abiturienten des Jahrgangs 1958 besuchen das Max-Planck-Gymnasium. Mit dabei ihr ehemaliger Klassenlehrer Alfred Wagner (vorne Mitte). TV-Foto: Cordula Fischer

Die Abiturienten des Jahrgangs 1958 besuchen das Max-Planck-Gymnasium. Mit dabei ihr ehemaliger Klassenlehrer Alfred Wagner (vorne Mitte). TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. Wenn die Oberprimaner des Jahrgangs 1958, heute gesetzte Herren, auf ihre Schulzeit am Max-Planck-Gymnasium zurückschauen, vermag selbst der verklärteste Blick nicht ihre Schandtaten von damals zu beschönigen. Dem Lehrkörper Streiche zu spielen, gehörte zum Schulalltag und sportlichen Ehrgeiz. Das Aufbegehren gegen die Autoritäten blieb nicht folgenlos. Schnell hatte sich die Klasse einen schul- und wohl auch stadtbekannten Ruf erarbeitet. "Unsere Klasse zeichnete sich in der Oberstufe in der Tat durch besondere Renitenz aus", sagt Wilhelm Schaab.Keine leichte Aufgabe und keine handzahme Gesellschaft, die Alfred Wagner damals als junger Klassenlehrer übernahm. "Es war meine erste Klasse und es war eine schwierige Klasse", sagt Wagner. Bei seinen Jungs genoss er aber Respekt. Denn "Herr Wagner war ein Lehrer der neuen Generation", sagt Karl Fassbinder. "Und Herr Wagner hat für uns einen Unterricht gestaltet, der uns lebenslänglich geprägt und geholfen hat, durchs Leben zu gehen", fügt Walter Wacheck hinzu. Schon vor dem Beginn der Oberprima und der Zulassung zum Abitur drehte der eine oder andere Klassenkamerad eine Ehrenrunde. "Der Klassenlehrer des neusprachlichen Zweiges, unserer Parallelklasse, sprach von uns als den Minderbemittelten", erinnert sich Wilhelm Schaab. Die Klasse revanchierte sich ihrerseits. "Wir machten den Lehrern die Hölle heiß", sagt Schaab. Und Karl Fassbinder: "Wir haben die Schwächen der Lehrer hemmungslos ausgenutzt."Das Resultat: 20 Jungen gingen in die Abitur-Prüfungen, acht rasselten durch. In ehemaligen Schülerkreisen kolportiert wird die Aussage eines der betreffenden prüfungsberechtigten Studienräte, der diese durchgreifende und einschlagende Maßnahme im Stadtbus unverblümt als Racheaktion ausgegeben haben soll. "Aber gerade das hat uns besonders zusammen geschweißt. Wir waren eine richtige Klassengemeinschaft und menschlich eng verbunden", sagt Walter Röttgermann.Minderbemittelt, das war offenbar eine total falsche Bewertung. "Keiner von uns ist abgedriftet, aus allen Jungs ist etwas geworden", sagt Wilhelm Schaab. Neun Diplomingenieure, ein Pharmakologe, Versicherungskaufmann, Rechtsanwalt, Notar, Syndikus, Arzt und zwei Lehrer hat die MPG-Schmiede trotzdem hervorgebracht. Fünf der ehemaligen Schüler haben esbis zum Doktortitel gebracht und einer, Franz Grundheber, zu einer Karriere von internationalem Rang.

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