Die süße Art zu leben

TRIER. Sterneköche und Spitzensekt: Das "Schäumende Rokoko" ist eine feste Größe im Kalender des Wein- und Gourmetfestivals. Auch in diesem Jahr war die illustre Stehparty im Kurfürstlichen Palais ausverkauft.

Schon die steinernen Putten am Treppenaufgang verkünden in ihrer Wohlgenährtheit eine Lebensart, die mit Verzicht und Zurückhaltung nur wenig zu tun hat. Die imposanten Kronleuchter verbreiten ein verschwenderisches und trotzdem sanftes Licht, die Balustrade ist mit goldenen Stoffbahnen eingefasst. 330 Gäste sind gekommen, um sich diese Bö des Luxus und wirklicher Leichtigkeit des Seins, die durch die Räume des Kurfürstlichen Palais weht, zu gönnen. Sich von Stand zu Stand treiben lassen, einmal einen St. Laurentius Riesling vom Leiwener Sektgut Herres im Glas, dann den Elbling Jahrgangssekt aus der Saarburger Kellerei Hausen-Mabilon. Hier ein Schwatz mit einem Bekannten, dort eine Zufallsbegegnung mit einem, in desssen Glas gerade der gleiche Sekt perlt, wie im eigenen. Dazu ein Gala-Menü der Spitzenklasse, nicht streng am Tisch serviert, sondern dort, wo man gerade stehen geblieben ist. Einhändig den Teller balancierend, um mit der Gabel in der anderen Hand das Perlhuhnfleisch vom Knochen zu lösen - das ist zwar nicht einfach, aber mal was anderes und macht auch deswegen Spaß. Hinter den Kulissen - dort, wo die fünf Gänge fertig gegart und angerichtet werden - ist von dieser Leichtigkeit nicht viel zu spüren: Die vier Spitzenköche mit ihren zehn Gesellen und Lehrlingen huschen emsig durcheinander. Auf den ersten Blick herrscht Chaos, auf den zweiten eine gut durchorganisierte Geschäftigkeit: In einer großen Edelstahlpfanne brät Wolfgang Becker die Jakobsmuscheln an. "Seinen" Gang - Délice von Räucherfischen - hat der Trierer Sternekoch zwar schon serviert und die Muscheln auf asiatischem Gemüse gehören zum Gericht von Alexander Oos, dem jüngsten Sternekoch der Mosel. Aber die Köche helfen einander bei der aufwändigen Zubereitung ihrer Exquisitäten und arbeiten Hand in Hand. Zehn Köche stehen Spalier, um den Hauptgang, die Perlhuhn-Kreation von Alexander Kunz aus St. Wendel, anzurichten. Kartoffeln und Lauch, Fleisch, Soße - 12 Sekunden dauert es, bis ein Teller so garniert ist. 16 Kellnerinnen stehen bereit. "Und los", sagt Oberkellner Mark Zöll, Geschäftsführer der Wittlicher Service-Agentur "Working People", öffnet die Tür zum Festsaal und die Kellnerinnen eilen, jeweils mit drei Tellern in Händen, von der Welt der emsigen Betriebsamkeit zurück in die Welt der süßen Lebensart. Die Sekterzeuger: Bischöfliche Weingüter, Trier; Saar-Mosel-Winzersekt GmbH, Trier; Winzergenossenschaft Moselland eG, Bernkastel-Kues; Heinz Schmitt, Leiwen; Klaus Herres, Leiwen; Bläsius-Geiben, Longuich; Edmund Reverchon, Konz-Filzen; Stephan Steinmetz, Wehr; Caves Gales S.A., Remich Die Köche: Wolfgang Becker, Trier-Olewig; Alexander Oos, Trittenheim; Alexander Kunz, St. Wendel; Jürgen W. Sperber, Abstatt/Heilbronn.Weitere BilderS. 22

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