Die süße Seite des Stadtpatrons

TRIER. Trotz des Aprilwetters am Wochenende haben sich Touristen und Einheimische nicht abschrecken lassen und zuhauf den Handwerkermarkt an der Porta Nigra besucht. Besucher und Aussteller schienen zufrieden.

Und wieder ein Schauer… Zügigen Schrittes flüchtet eine kleine Menschenmenge am Samstagnachmittag Richtung Porta Nigra und sucht unter dem Torbogen kurzzeitg Schutz vor den Wassermassen, die erbarmungslos vom Himmel prasseln. Dennoch scheint das miese Wetter für unzählige Einheimische und Auswärtige kein Grund zu sein, den Markt nicht zu besuchen. Und so schlängeln sich Besucher jeden Alters am Samstag und Sonntag in gemütlichem Tempo an den rund 70 Ständen und Pavillons vorbei. Tradition hat dieser 24. Trierer Handwerkermarkt für viele Besucher und Aussteller. "Wir kommen gerne nach Trier und begrüßen jedes Jahr wieder sehr viele Stammkunden", berichtet Rosemarie Oswald aus der Oberlausitz. Zum elften Mal haben ihr Mann und sie rund 700 Kilometer (eine Strecke) auf sich genommen, um ihren Stand mit Keramik-Arbeiten in traditioneller Schwämmchen-Technik vor der Porta aufzubauen. Über einen Kunden aus Trier sei das Paar auf den Handwerkermarkt aufmerksam gemacht worden, seitdem mit Freude dabei. "Die Atmosphäre ist schön hier." Finanziell lohne sich der Besuch nach wie vor, auch wenn Oswald festgestellt hat: "Die ersten Jahre hier waren besser." Dabei ist das Ehepaar Oswald keineswegs der einzige Anbieter von Keramik. "Unwahrscheinlich viel Keramik hier", kommentiert ein Besucher im Vorbeigehen und auch Michèle Kaesler, Außenwirtschaftsberaterin bei der Handwerkskammer Trier und für die Organisation des Marktes zuständig, bestätigt: "Die meisten Aussteller kommen aus diesem Bereich." Zudem stammten sie zu 70 Prozent nicht aus dem Kammerbezirk. Köln, Kaiserslautern, Worms und noch weiter entfernte Städte tauchen auf den Schildern und Visitenkarten der Händler auf. "Die üblichen Verdächtigen" sind auch in diesem Jahr wieder mit von der Partie: Ein Korbflechter, ein Glasbläser, Aussteller mit Holzspielzeug, Lederhändler, ein Pinselfabrikant, die Bäckerinnung Trier-Saarburg und eben unzählige Keramik-Produzenten zeigen ihre Waren. Ganz wenige demonstrieren noch an Ort und Stelle, wie die Produkte entstehen. Die Kunstschmiede Paul Kreten aus Bekond pflegt diese Tradition zum 24. Mal vor der Porta und tritt sogar noch in römischem Gewand auf. Ein anderer Handwerker, vor dessen Stand sich regelmäßig Menschentrauben bilden, ist Bonbonmacher Willi Maas aus Katzwinkel in der Eifel - einer von vier Bonbonmachern, die bundesweit geblieben sind. Nicht allein Jüngere nehmen sich Zeit, den gesamten Prozess vom Herstellen der Bonbonmasse bis hin zum Trennen der runden, klebrigen Leckereien mitzuerleben. Und sie lernen, dass das miese Wetter nicht nur den Menschen die Laune verdirbt: "Das Schlimmste für die Produktion ist die Luftfeuchtigkeit", erklärt Maas. "Bei mehr als 60 Prozent verklebt die ganze Masse." Aber Petrus beweist an diesem Tag "seine süße Seite": Für den Rest des Tages verschont er die Besucher mit Regen.

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