Die teuersten Tropfen der Welt

Erstmals befasst sich eine Broschüre mit einer der bedeutendsten Phasen des Mosel-Weinbaus. Die Europäische Akademie für Wein und Kultur stellte sie unter dem Titel "Moselwein zur Blütezeit" vor. Gleichzeitig präsentiert die Sparkassen-Filiale am Viehmarkt eine Ausstellung historischer Weinkarten.

Trier. (red) Dass der Steillagen-Riesling von Mosel, Saar und Ruwer um 1900 zu den teuersten Weinen der Welt gehörte, wird von Winzern und Weinfreunden häufig kolportiert. Viele eindrucksvolle Weingutsvillen, vor allem in Orten wie Bernkastel-Kues, Wehlen und Traben-Trarbach, zeugen von dieser Blütezeit des Moselweinbaus. Doch bislang gab es keine Untersuchung zu diesem Thema.

Im Auftrag der Europäischen Akademie für Wein und Kultur, in der sich Weinfachleute und Weinfreunde der Region ehrenamtlich engagieren, befassten sich Archivar Bernhard Simon und Autor Ansgar Schmitz mit historischen Dokumenten aus dem 19. und 20. Jahrhundert, um den Moselweinbau in dieser Zeit zu beleuchten.

Neben Dokumenten aus dem Trierer Stadtarchiv, dem Staatsarchiv Bremen sowie von regionalen Weingütern bilden vor allem die historischen Gastronomie-Weinkarten aus der Sammlung von Manfred Rauscher aus Wuppertal die Grundlage für die Broschüre. Diese Weinkarten aus Berlin, Frankfurt, München oder London belegen, dass um 1900 Steillagen-Rieslinge von Mosel, Saar und Ruwer zu den teuersten Weißweinen der Welt zählten. Gäste des Kaiserkellers in Berlin oder des Palace Hotels in London zahlen für Rieslinge aus Steillagen Preise, die ein mehrfaches teurer waren als die teuersten französischen Weißweine aus Burgund und Bordeaux.

Remigius Kühnen, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Trier, würdigte bei der Eröffnung der Weinkarten-Ausstellung die Broschüre als wichtigen Beitrag zur regionalen Weinkultur. Gerhard Scholten, Vorsitzender der Europäischen Akademie für Wein und Kultur, sprach von einer "Parallelität der Entwicklungen", denn wie im späten 19. Jahrhundert erfreue sich der Steillagen-Riesling wieder wachsender Anerkennung. Mit der Broschüre wolle man einen Beitrag zum Image der Moselweine leisten, denn wie vor 100 Jahren habe das Gebiet auch heute viele Spitzenweine zu bieten. Weinbaupräsident Rolf Haxel gab zu bedenken, dass Steillagenweinbau nur gesichert werden könne, wenn wie vor 100 Jahren eine bessere Wertschöpfung erzielt werden könne.

Als "haute couture" des Weines bezeichnete Stephan Reuter, stellvertretender Vorsitzender der Europäischen Akademie für Wein und Kultur, die historischen Weinkarten. Diese transportierten mehr als nur den Preis, sie seien Ausdruck eines Lebensgefühls einer Zeit, in der die Genießer die charakteristischen Weine der Herkunft "Mosel" besonders schätzten. Scholten betonte, dass die Publikation nur dank finanzieller und ideeller Unterstützung des ehemaligen Weinbaupräsidenten Adolf Schmitt und der Sparkassen Trier und Mittelmosel möglich gewesen sei. Scholten dankte dem Redaktionsteam, dem auch Christel Erbisch, Karl Kirch und Alfons Hausen von der Europäischen Akademie angehörten. Manfred Rauscher gab eine Einführung in seine Sammlung. Titelbilder und Illustrationen der Weinkarten wurden meist von Künstlern entworfen.

Die Ausstellung ist bis 6. November in der Sparkasse Trier am Viehmarkt zu sehen. Die Broschüre "Moselwein zur Blütezeit" ist gegen eine Schutzgebühr bei der Weinwerbung Moselwein in Trier und bei der Weinprüfstelle der Landwirtschaftskammer in Wittlich erhältlich.

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