Die traditionelle Kunst des Brauens

Trier · 60 verschiedene Biere wurden auf dem ersten Trierer Bierfestival angeboten. Die ausstellenden Brauereien setzen auf traditionelle Braukunst jenseits des Massenkonsums. Neben Standardsorten wie Hellem oder Weizen gab es im Olewiger Blesius Garten daher auch Ungewöhnliches zu kosten.

 Alte Tradition: Steffen Broy aus Augsburg bearbeitet das Bier mit dem Stachel. TV-Foto: Nathalie Hartl

Alte Tradition: Steffen Broy aus Augsburg bearbeitet das Bier mit dem Stachel. TV-Foto: Nathalie Hartl

Trier. Aus dem Bierglas, das Steffen Broy mit einer glühenden Eisenstange bearbeitet, dampft es. Wie Samt legt sich der aufquellende Schaum über die braune Flüssigkeit. Der Zucker karamellisiert und verleiht dem dunklen Bier einen runden Geschmack. Broy, Bierbotschafter der Brauerei Riegele in Augsburg, nennt die Prozedur "Stacheln". Sie geht darauf zurück, dass Schmiede und Brauer sich früher oft eine Werkstatt geteilt haben, in der das Eisen manchmal seinen Weg in das kühle Bier fand.
Neue Biersorten kennenlernen


Neben der Tradition des Bierstachelns können die Besucher beim ersten Trierer Bierfestival ungewöhnlichere Biersorten kennenlernen, beispielsweise die mit Koriander und Salz versetzte Gose, oder auch Indian Pale Ale, ein Kolonialbier mit besonders hohem Alkoholgehalt.
Was das Trierer Bierfestival zu bieten hat, unterscheidet sich stark von der Auswahl im Getränkemarkt um die Ecke. Die Aussteller legen viel Wert auf ihr Handwerk und produzieren auch gerne mal Hopfenexperimente in kleineren Chargen, die mit Standardpils nur noch wenig gemeinsam haben. Man entdeckt Maracuja, Zitrone oder Lakritze, die dem Hopfen während spezieller Brauverfahren entlockt werden und als ätherische Öle ins Bier gelangen.
"Wir gehören zu einer Bewegung von Brauern, die für mehr Vielfalt und Genuss steht," sagt Martin Schupeta. Seine Biermarke Von Freude rief er ins Leben, weil er auf Stabilisierungshilfsstoffe, die Bier in großen Produktionen oft zugesetzt werden, verzichten wollte und sich zunehmend für die Braukunst begeisterte. Das erste Bier entstand auf dem heimischen Herd. "Man konnte es schon gut trinken, aber bis zum Optimum mussten wir noch weiterprobieren." Inzwischen ist Schupeta ein sogenannter Wanderbrauer. Er besitzt keine eigene Brauerei, sondern verarbeitet seine Rohstoffe in anderen Brauereien und bleibt so nur wenige Wochen an einem Ort.
Im Gegensatz zu Schupeta ist Henrik Stöppler in der Eifelgemeinde Naurath sesshaft geworden. "Ich braue hier vorrangig klassische Biere, die ganz auf den Geschmack unserer Kunden angepasst sind," erzählt Stöppler über seine Arbeit beim Brauhaus Zils. "Manchmal wird es dann doch spezieller, wie zum Beispiel bei dem Rauchbier, das wir derzeit anbieten." Das Bier bekommt seine Note dadurch, dass das Malz geräuchert wird. "Je nach Holzart kann das Raucharoma ganz unterschiedlich herauskommen."
Sebastian Nguyen, Biersommelier der Trierer Gastgeberbrauerei Kraft, ist mit der Veranstaltung zufrieden: "Wir hätten nicht mit so vielen Besuchern gerechnet. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Bierfestival in Trier auch im größeren Rahmen gut funktionieren würde." Nguyen rief das Festival ins Leben, um zu zeigen, dass Bier - genau wie Wein - ein echtes Genussmittel sein kann. Den Besuchern scheint das Konzept zu gefallen. "Durchschnittlich hat jeder Besucher elf verschiedene Biere probiert."

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