Die treue Seele von Welschnonnen

Jubiläum mit Seltenheitscharakter: Guntram Ries versieht seit 30 Jahren Küsterdienste in der Trierer Welschnonnenkirche. Ans Aufhören denkt Ries, "so Gott will", noch lange nicht.

 Seit 30 Jahren ununterbrochen Küster in der Welsch nonnenkirche in der Flanderstraße: Der Trierer Guntram Ries. TV-Foto: Ludwig Hoff

Seit 30 Jahren ununterbrochen Küster in der Welsch nonnenkirche in der Flanderstraße: Der Trierer Guntram Ries. TV-Foto: Ludwig Hoff

Trier. (LH) Ohne den aufopferungsvollen Dienst als Küster sähe die Welschnonnenkirche heute womöglich anders aus, sind sich die Gratulanten einig. Denn: Guntram Ries wirft seit 30 Jahren als Küster ein spezielles Auge auf alles, was hier geschieht. "Als meine Lebensaufgabe" empfindet es der Jubilar, in der Kirche in der Trierer Flanderstraße zu wirken. Eines Tages habe er eine Art Vision gehabt, die ihm aufgegeben habe, sich um das Gotteshaus zu kümmern, erzählt Ries im TV-Gespräch.

Nicht nur enorm viel Zeit investiert der 70-Jährige in seine Aufgabe, sondern auch eigenes Geld. Als vor Jahren die Glocke ihren Geist aufgab, nahm Ries das Heft selbst in die Hand und ließ den Klöppel auf eigene Kappe restaurieren. Tagtäglich schließt der gelernte Gärtner, der 27 Jahre im Weinbau bei den Bischöflichen Weingütern arbeitete, die Kirche auf und abends auch wieder zu. Darüber hinaus sorgt er für Ordnung und Sauberkeit. Lange vor Beginn eines Gottesdienstes liegt das Messgewand fein säuberlich parat. Und auch beim Einkleiden ist der Küster behilflich. Ebenso klar, dass die Kerzen am Altar brennen, Ciborium (Speisekelch) und Kelch bereitstehen, der Tabernakel-Schlüssel an der richtigen Stelle liegt, die Messgarnitur mit Wasser und Wein gefüllt sind und die Liedtafel die richtigen Ziffern zeigt. Während der Messe besorgt die "treue Seele von Welschnonnen" zudem den Messdienerdienst. "Ich hege und pflege hier alles, als wenn es meine Hauskapelle wäre", sagt Guntram Ries über die Kirche, zu der er schon seit sehr vielen Jahren eine besondere Beziehung habe. Und ergänzt: Silberne, goldene und diamantene Hochzeit hatten seine Eltern hier gefeiert.

"Wir sind fünf Geschwister und halten zusammen wie die Kletten", sagt Ries über die Verwandtschaft. Bestens erinnert sich der Jubilar an die Nachkriegs-Jahre, als die ehemalige Klosterkirche als Notbehelf für Liebfrauen fungierte. Es gab Jahre, da habe alles sehr schlimm ausgesehen.

Heute habe die Kirche mit bis zu 150 Gottesdiensten im Jahr wieder ihren Stellenwert, was ihn ganz besonders freut. Gratulation erfährt Guntram Ries von allen Seiten zu seinem Jubiläum, darunter Präses Pastor im Ruhestand Kurt Frech, der mit 50 Jahre Priestertum (der TV berichtete) selbst ein Jubiläum feiert, oder Ries' Bruder, Prälat Roland Ries. Marcellus Gehlen, Präfekt der Marianischen Bürgersodalität 1610 Trier, überreichte zum Ehrentag eine Dankurkunde, um die Verdienste des Jubel-Küsters zu würdigen: "Was Guntram Ries macht, hat Hand und Fuß. Wir sind froh, so eine treue Seele zu haben." Einen Wunsch in puncto Welschnonnenkirche hätte der Jubilar dann doch noch: Die Krypta, in der über 140 Augustinus-Chorfrauen ihre letzte Ruhestätte fanden, wieder zugänglich zu machen. Vor vielen Jahren wurde der Raum einfach zugemauert.

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