Dokument des Zusammenhalts

ZEWEN. (cofi) Es mag stimmen, wenn die Trierer die Zewener als eigenwilliges Völkchen bezeichnen. Aber die Zewener identifizieren sich selbst über den großen Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn, der im Ort herrscht. Der Musikverein (MV) Eintracht Trier-Zewen kann deshalb auch auf eine 100-jährige Vereinsgeschichte zurückblicken. Zum Jubiläum hat Georg Fusenig (62) die vergangenen 100 Jahre in Wort und Bild in einer Chronik dokumentiert.

Georg Fusenig ist für die Zewener kein Unbekannter. Im Gegenteil: Fusenig spielt seit 1957 nicht nur Saxofon im Musikverein, sondern immer auch eine nicht unbedeutende Rolle in der Gemeinschaft. Zwischen 1970 und 1974 leitete er als Vorsitzender die Geschicke des Traditionsvereins. Sein Interesse für die Vergangenheit des MV entstand, als ihm 1976 eine Festschrift zum Bestehen der Trierer Vororte geschenkt wurde. Damals begann er als aktive Aufarbeitung der Vergangenheit - seine Vorfahren mütterlicher- und väterlicherseits gehörten mit zu den Gründervätern der einträchtigen Zewener Musikanten -, alte Fotos zu sammeln und die Namen der darauf abgebildeten Musiker zu recherchieren. Noch lebende Mitglieder befragte er nach den alten Zeiten. "Denn in den Kriegswirren sind alle Namenslisten und Mitgliederverzeichnisse verloren gegangen", sagt der 62-Jährige. Dass der Musikverein von zwölf Mitgliedern des "Kriegervereins" gegründet wurde, "darunter konnte ich mir zunächst nichts vorstellen", sagt Fusenig, der ein Bild von "säbelrasselnden Kriegern" im Kopf hatte. "Diese Männer haben sich aber um Kriegsopfer und Kriegerwitwen gekümmert." Von diesem Einsatz für die Allgemeinheit lebt der MV noch heute, und der Chronist legte Wert darauf, die historischen Wurzeln herauszuarbeiten. "1906 war eine schwere, ärmliche Zeit, und die Leute haben dennoch so viel Energie und auch Geld aufgebracht, um einen Verein zu gründen und sich Instrumente zu kaufen." Schick sieht das Buch aus, mit festem Einband und ansprechender Gestaltung, das in jahrelanger Sammel- und Recherchetätigkeit und intensiver Arbeit entstanden ist. Stolz ist Fusenig auf die Chronik und mit ihm der Musikverein und die Zewener. "Das ist eine Buchvorstellung, die es in Zewen so noch nicht gab", sagte Werner Huwer, Vorsitzender des Fördervereins des MV. Denn wenn in Zewen die Geschichte eines Vereins dokumentiert wird, ist dies zugleich eine Chronik des Dorfgeschehens und der Menschen. Sie sei Zeichen der "lebendigen Gemeinschaft" und des Zusammengehörigkeitsgefühls der Zewener", bestätigte Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink. Ob der Bau des Pavillons als von drei Clubs gemeinschaftlich genutztes Vereinsheim vor 26 Jahren, die Mitgestaltung von Festen in Zewen oder die aktive und lohnende Jugendarbeit - rund 60 Kinder und Jugendliche musizieren im Verein -, in Zewen bringen die Menschen mit ihrem "ehrenamtlichen Engagement" und "beständigem Bemühen" Bewegung ins Leben. Denn "Stillstand ist Rückschritt", so MV-Vorsitzender Klaus-Peter Müller. Viele Veranstaltungen im Jubiläumsjahr

Bei rund 41 Auftritten haben die Zewener Musiker im laufenden Vereinsjahr die Menschen mit ihren Melodien bereits erfreut. Viele weitere werden folgen, denn im Jubiläumsjahr lassen es die Mitglieder richtig krachen. Als Auftakt der Feierlichkeiten begehen die Zewener am 12. Februar 2006 den Gründungstag des Vereins (6. Februar 1906), Polizeipräsident Manfred Bitter ist Schirmherr der Veranstaltung. Am 10. und 11. Juni feiern die Eintracht-Zewen-Musiker mit eigenem Festkonzert und Auftritten von Gastvereinen. Im Laufe des kommenden Jahres wird es dann noch eine Reihe weiterer Konzerte geben. Die von Georg Fusenig verfasste Chronik in einer ersten Auflage von 500 Stück ist in der Buchhandlung Horsch, Meierstraße, oder direkt beim Musikverein erhältlich.

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