Drachenschiffe und Runenschrift

TRIER. Die Kultur der Wikinger ergründeten Kinder bei einem zweitägigen Projekt im Rheinischen Landesmuseum. Dabei erfuhren sie, warum die Wikinger so gute Seefahrer waren und welche Schrift sie benutzten.

"Hilfe! Drachenschiffe vor Trier!" - Damit wurden die Mädchen und Jungen zwischen sechs und zwölf Jahren im Landesmuseum gewarnt. Zusammen mit der freien Museumspädagogin Claudia Jirka-Köcher tauchten sie ein in die Zeit der Wikinger, die von etwa 800 bis 1100 nach Christus lebten. Am ersten Tag des Projektes entdeckten die Kinder, wieso die Stadt Trier 882 von den Wikingern überfallen und geplündert werden konnte. Die Wikinger kamen mit Drachenbooten, so genannten Drekis. Anhand einer Abbildung eines solchen Kriegsschiffs fanden die Kinder heraus, wieso die Wikinger mit ihren Schiffen selbst auf Flüssen segeln konnten. Die Schiffe waren so gebaut, dass sie wenig Tiefgang hatten und waren so leicht, dass sie auch über Land transportierbar waren.Drachenköpfe am Bug

Den Bug der Schiffe schmückten die Wikinger mit Drachenköpfen, um ihre Feinde in die Flucht zu schlagen. Die wendigen und windschnittigen Schiffe galten durch ihre Vorzüge als die besten Schiffe ihrer Zeit. Dadurch konnten die Wikinger über das offene Meer segeln, was zu dieser Zeit noch niemand wagte. "Das ist schon toll, wie gut die Wikinger mit ihren Schiffen über die Meere fahren konnten", sagte Paulina Hermesdorf (7) fasziniert. Neben den für Kriegszwecke gebauten Drekis gab es auch noch einen "Knorr" genannten Schiffstyp, der benutzt wurde, um Handel zu betreiben. Gerne wäre Yannick Disandt (10) ein solcher Wikinger-Händler gewesen, denn er gibt Geld verdienen vor Geld rauben den Vorzug. "Mein Ziel ist es, die Kinder neugierig auf fremde Kulturen zu machen", erläuterte Claudia Jirka-Köcher, die in Wittlich die "Geschichtswerkstatt ManuFAC" betreibt. "Ich vermittle den Kindern Spezialwissen. Die Kinder sind dann stolz, etwas zu wissen, was selbst ihre Eltern und Großeltern nicht wissen." Ein maßstabsgetreues Wikingerschiff bauten die Kinder aus Pappkarton, Stoff und Holzästen. Das Schiff wurde auf einen Wikinger-Schiffsnamen wie Fifa ("Pfeil") oder Ulfr elfar ("Wolf der Flüsse") getauft.Knobelarbeit beim Entziffern von Runen

Am nächsten Tag entzifferten die Kinder einen Wikingerstein, den "Runenstein des Sven Gabelbart". In mühevoller Knobelarbeit übersetzten sie die Inschrift eines Grabsteines in Runenschrift und lernten so die Arbeitsweise eines Archäologen kennen. Nach der schwierigen Kopfarbeit bekamen die kleinen Geschichtsforscher den Auftrag, in einen leicht zu bearbeitenden Ytong-Stein einen Drachenkopf, ein Drachenboot oder einen Runentext zu kratzen. Paulina zeichnete mit Filzstift nach einer großen Vorlage einen Drachenkopf auf den Stein und ritzte dann Stück für Stück die Konturen in den weichen Stein. Als der gefährlich dreinblickende Drachenkopf auch noch bunt angemalt war, konnten sie und die anderen den Hilferuf der verängstigten Trierer bei Ankunft der Wikingerschiffe gut nachempfinden. Kontakt: claudiajk@aol.com

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