Dramen sind unerwünscht

TRIER. Schmutz, Zerstörung und unbefugtes Betreten von Universitätsräumen lauten die Vorwürfe, die gegen die English Drama Group "Caution: Students at Play!" von der Universitätsverwaltung erhoben werden.

 Sie waren nach Auffassung der Uni-Leitung nicht vorsichtig genug: die Theatergruppe "Caution: Students at play".Foto: privat

Sie waren nach Auffassung der Uni-Leitung nicht vorsichtig genug: die Theatergruppe "Caution: Students at play".Foto: privat

Die seit 30 Jahren bestehende Theatergruppe bestreitet die Vorwürfe nicht grundsätzlich, schränkt sie aber ein: "Dass während einer Produktion ein Hörsaal nicht immer wie ein solcher aussieht, weiß jeder, der selbst einmal Theater gemacht hat. Es ist für mich unverständlich, dass eine angebliche Sachbeschädigung, die uns nicht nachgewiesen werden konnte, als Vorwand dienen musste, die Gruppe vor die Tür zu setzen", betont die Leiterin der Gruppe Elke Nonn. Was war geschehen? Nach der Umgestaltung des französischen Hospitals wurde von der Universitätsverwaltung eine neue Raumstruktur für das Hörsaalzentrum konzipiert. Die Theatergruppe durfte die alte Kapelle weiterhin benutzen. Der Kanzler der Universität, Klaus Hembach, ermöglichte Proben der Theatergruppe bis in die Nachtstunden hinein, um "den Fortbestand der Theatergruppe seitens der Universität nicht zu gefährden", wie er Leiterin Nonn mitteilte. Zugleich kündigte er aber "sporadische Kontrollen der Hausverwaltung" an. Der Streit entzündete sich, als im Rahmen einer Überprüfung durch Mitarbeiter der Verwaltung am 24. Januar 2004 Missstände entdeckt wurden. "Die Kapelle und das darin befindliche Mobiliar befanden sich größtenteils in einem desolaten Zustand", richtete Hembach der Leiterin daraufhin aus und entzog der Theatergruppe die Nutzungsgenehmigung für das Gebäude. Die Gruppe, in der alle Akteure unentgeltlich zusammenarbeiten, wehrt sich gegen die erhobenen Vorwürfe: "Die Universität hat durch die Arbeit der Gruppe keinen Schaden erlitten, der die Ächtung tatsächlich rechtfertigen würde. Sie hat vielmehr durch die Außenwirkung unserer qualitativ hochwertigen Arbeit an Prestige gewonnen", sagt Nonn dem TV. Die Akteure hätten bereits seit Jahren den Hörsaal den Erfordernissen des Theaterspiels angepasst und ihn nach den Aufführungen immer wieder in einen tadellosen Zustand versetzt. Kern der Auseinandersetzung ist die unberechtigte Nutzung von Mobiliar aus gesperrten Universitätsräumen sowie die zeitweilige Demontage der Büchertabletts an den Hörsaalstühlen für die Aufführung. Die Ursache eines Wasserschadens konnte nicht geklärt werden, die Gruppe wies auf ein Leck im Heizungssystem hin. Die Universität sah daraufhin von Schadenersatzforderungen ab, hielt aber am Entzug der Nutzungsgenehmigung fest. Dies stößt auf deutlichen Widerspruch bei Förderern der Gruppe. Professor Norbert Platz vom Fachbereich Anglistik hat kein Verständnis dafür, "weshalb von Seiten der Universitätsleitung das bestehende Hausverbot für Elke Nonn, die erfolgreiche Spielleiterin der englischen Theatergruppe, nicht aufgehoben worden ist. Bei den Studierenden stößt dies auf Unverständnis und erweist sich als Lachnummer. Gerade mit ihrem Auftritt am Nationaltheater Luxemburg haben die beteiligten Studierenden auch für die Universität Trier eine positive Außenwirkung erzielt." Die Verwaltung wehrt sich ihrerseits gegen die erhobenen Vorwürfe der Behinderung der Theatergruppe und zeigt sich grundsätzlich bereit, Räume und Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, allerdings nur unter einer anderen Führungsstruktur. "Leider hat sich bislang offensichtlich niemand gefunden, der die Verantwortung für die Theatergruppe gegenüber der Universität übernehmen will", erläutert Hembach. Schauspieler obdachlos

Die Schauspieler halten derweil seit zwei Jahren an der Leiterin Elke Nonn fest und fühlen sich ohne feste Proben- und Aufführungsräume obdachlos. "Das ist nicht nur unglaublich, sondern auch unglaublich dumm - jede andere Uni würde sich über Studenten wie uns freuen und die ehrenamtliche Tätigkeit unserer Regisseurin belohnen!", äußert die Pressesprecherin Ulrike Anecke die Empörung der Schauspieler. Unterstützung erhalten die Studenten vom Asta der Universität. Der Kulturreferent Tim Lösch hält "diesen Zustand für nicht vertretbar, da es sich um eine studentische Theatergruppe handelt, die den Studierenden die Möglichkeit gibt ihre Talente zu zeigen und zu verbessern".

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