Drei Turner auf den Bühnenbrettern

TRIER-RUWER. Drei Turner des Turnvereins Ruwer schnuppern zurzeit Theaterluft: Volker Berg, Thomas Bläsius und Oleg Markov sind für ein paar Minuten während Dürrenmatts "Besuch der alten Dame" auf der Trierer Theaterbühne zu sehen.

 Die "alte Dame" umturnt: Volker Berg, Thomas Bläsius und Oleg Markov vom Turnverein Ruwer spielen im Theater Trier Statistenrollen im "Besuch der alten Dame". Foto: Katja Krämer

Die "alte Dame" umturnt: Volker Berg, Thomas Bläsius und Oleg Markov vom Turnverein Ruwer spielen im Theater Trier Statistenrollen im "Besuch der alten Dame". Foto: Katja Krämer

"Ich liebe Männer in Leibchen und kurzen Hosen, sie sehen so natürlich aus", sagt die "alte Dame" alias Verena Rhyn. Dabei fällt ihr Blick auf die Turner des Turnvereins Ruwer, die eine Statistenrolle im "Besuch der alten Dame" innehaben. Weil Herbert Schmitt - er ist im Trierer Theater für die Statistenrollen zuständig - sich daran erinnerte, dass Mitglieder des Ruwerer Vereins schon einmal vor etlichen Jahren auf der Trierer Theaterbühne standen, rief er Günter Lorscheider, den Trainer des Turnvereins Ruwer, an. Lorscheider hörte sich im Verein um, und Mitte September stellten sich seine "Zöglinge" Volker Berg, Thomas Bläsius und Oleg Markov im Theater vor. "Macht mal", hieß es, und die Turner machten: Flic-Flac, Räder, Salti und Handstände. Sie wurden engagiert. Ihr Part: Mit temporeichen Bewegungen turnen sie um die gerade in Güllen - dem Ort, in dem das Stück spielt - angekommene "alte Dame" herum. "Das ist Schwerstarbeit auf dem Holzboden. Der federt nicht ab", sagt Volker Berg. Der 25 Jahre alte BWL-Student turnt seit fünf Jahren in Ruwer. Seine "Spezialität" sind die Ringe. Oleg Markov ist 16 Jahre alt, stammt aus Usbekistan und ist seit einem Jahr im Turnverein Ruwer. Mit elf Jahren war er usbekischer Meister seiner Altersklasse im Turnen. Übungen auf dem Boden und am Seitpferd, das "Zittergerät" in Turnerkreisen, beherrscht er besonders gut. Thomas Bläsius, der 18-jährige Schüler des Trierer Auguste-Viktoria-Gymnasiums, bevorzugt das Bodenturnen. Dreimal während der Woche wird in der vereinseigenen Sporthalle trainiert. Theaterluft statt Sporthallenluft zu schnuppern sei eine interessante neue Erfahrung, sagt Oleg Markov. Die Theaterleute seien schon "irgendwie andere Menschen." Da laufe vieles spontan. Insgesamt sechs Mal haben sie geprobt, hinter die Kulissen geschaut und viel Spaß gehabt. Lampenfieber hatten die Sportler keins. "Wir sind von Wettbewerben ganz anderes gewohnt", sagt Thomas Bläsius. Während der Aufführung tragen sie maßgeschneiderte Hosen und Leibchen mit der Aufschrift "TUS Güllen". Vor der Premiere schenkte eine Akteurin den fünfzig Mitwirkenden jeweils einen kleinen gelben Schuh, den sie selbst genäht hatte. Gelbe Schuhe symbolisieren während der Inszenierung von Horst Ruprecht den allmählich zerfallenden Widerstand der Güllerner Bürger. "Eine schöne Erinnerung", sagen die Turner. Am 5. November sind sie wieder auf der Trierer Bühne zu sehen.

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