Drei glorreiche Strategen

TRIER. (mic) Die Rente ist sicher? Längst können sich Teenager nicht mehr auf diesen Satz verlassen. Also haben sich Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums Gedanken gemacht und ein Konzept einer Rentenreform erstellt. Dies ist nun in Berlin prämiert worden.

Simon Wolff schaut nicht auf seine Notizen, als er das Konzept vorstellt. Die Fachbegriffe sprudeln nur so hervor. Der 17-Jährige kennt sich aus. Dabei geht es um Wörter wie Umlageverfahren, Familienpolitik und Prämienmodelle. Themen, die für Schüler uninteressant scheinen - doch das Gegenteil ist der Fall. Stiftung Lesen, Citibank und die Wochenzeitung "Die Zeit" hatten Schüler aufgefordert, ihre Ideen zu einer Rentenreform einzureichen. Am Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasium griffen Lehrerin Birgit Palzer-Rollinger und ihr Leistungskurs Sozialkundelehre das Thema auf. Simon Wolff und seine Mitautoren Stephan Häfele und Sebastian Lindemans verfassten ein 30-Seiten langes Konzept, wurden unter 70 Einsendern zur Präsentation nach Berlin eingeladen. Sie gewannen den ersten Preis: 9 000 Euro - "für die Altersvorsorge", witzelt Wolff. Tatsächlich ist es ein Bildungsstipendium. Die Schüler, alle aus der elften Jahrgangsstufe, betonen, dass der gesamte Leistungskurs an der Ausarbeitung beteiligt war. Die Schüler beeindruckten die Jury mit einem Vorschlag, statt einer großen Reform. Der Schwerpunkt müsse auf der Familienförderung liegen, dabei sei eine Steuerreform unerlässlich. Konkret schlagen die Autoren eine obligatorische private Fürsorge vor - bei gleichzeitigem Absenken der Einzahlungen in die staatliche Rentenkasse. Zudem müsse die "reale" Pensionsgrenze auf 65 Jahre angehoben werden, zurzeit liege sie, so die Schüler, bei 62. "Jugendliche, die ins Berufsleben einsteigen, dürfen aber nicht benachteiligt werden", fordert Wolff. Zusätzlich könne eine betriebliche Vorsorge über Tarifverträge gesichert werden. "Vieles hängt von der demographischen Entwicklung und dem Arbeitsmarkt ab", sagt Lindemans. Es gebe zudem erhebliche Unterschiede im vorliegenden Zahlenmaterial zur Rentendiskussion. Er und seine Mitstreiter üben Kritik am derzeitigen Rentenmodell. Häfele: "Es ist unverständlich, dass frühere Generationen das bestehende Rentensystem - trotz seiner Mängel - beibehalten haben." Dass sich die Jugendlichen schon jetzt Gedanken um ihre Alterssicherung machen, musste auch Wolff feststellen und nennt das Interesse am Thema "erschreckend". "Traurig", sagt er, sei die Entwicklung der Rente. Angst um die eigene Zukunft hätten die Autoren selbst nicht. Häfele: "Wir haben bei der Arbeit am Konzept gelernt, uns ein eigenes Bild zu machen." Und: "Die künftige Rentenentwicklung ist sehr spannend."

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