Dünn besiedeltes Paradies für Familien

OLEWIG. Die Sonne lacht, die Vögel zwitschern in den Bäumen, und von Ferne dringen Kinderstimmen an das Ohr. An diesem frühlingshaften Nachmittag zeigt sich Olewig von seiner schönsten Seite: kaum Verkehr, viel Grün - ein Paradies für Familien. Doch die sind im Vergleich zu anderen Stadtteilen in dem alten Weindorf im Osten Triers seltsamerweise eher selten.

Nicole, Sören und Luca genießen offensichtlich ihren Ausflug zum Kinderspielplatz an der Caspar-Olevian-Straße. Ausgelassen tollen sie zwischen den Büschen umher oder backen im Sandkasten die womöglich ersten Sandkuchen der Saison. Für den herrlichen Ausblick auf die Weinberge an den Hängen des Tiergartenbach-Tals haben sie, beschäftigt wie sie sind, keine Augen. Im Gegensatz zu ihren Müttern, die die fast ländliche Idylle - kaum drei Kilometer vom Stadtkern entfernt - genießen. So ganz zufrieden sind sie mit dem Spielplatz allerdings nicht. "Es sieht etwas verwahrlost aus", finden sie. An heißen Sommertagen gebe es zu wenig Schatten. Außerdem würden sich abends Jugendliche auf dem Spielplatz treffen, und am nächsten Morgen lägen dann Zigarettenkippen herum. Auch so mancher Hund würde bei seinem Besuch auf dem Spielplatz ein "Andenken" hinterlassen, sagen die beiden Mütter. Doch beklagen wollen sie sich nicht, schließlich sei der Spielplatz der einzige in der Gegend. Tatsächlich gibt es im ganzen Stadtteil gerade einmal vier Spielplätze oder - wie es im Beamtendeutsch so schön heißt: "Eltern-Kind-Spielräume". Ein Grund dafür ist sicherlich, dass gerade die Neubau-Siedlung "Auf der Hill", die mittlerweile das historische Alt-Olewig an Größe überflügelt hat, quasi ein einziges großes Spielgelände darstellt. Auf der Hill sei "ein sehr ruhiges Wohngebiet" ohne nennenswerten Durchgangsverkehr, sagt Jessica Schewe vom Verein Mobile Spielaktion. Sie hat im Auftrag der Stadt im Herbst 2003 eine so genannte Spielraum-Analyse für den gut 3400 Einwohner zählenden Stadtteil erstellt, die sie dem Jugendhilfe-Ausschuss der Stadt erläuterte. Trotz der geringen Zahl von Spielplätzen sei deren "Verteilung relativ optimal", findet Schewe, da um Olewig herum in den Weinbergen und entlang der Bachläufe genügend "naturnahe Spielräume" bestünden. Zudem sei der Spielplatz Am Kandelbach "reaktiviert" worden. Lediglich im Osten des Stadtteils, im Neubau-Gebiet am Trimmelter Weg, fehle ein Spielplatz. Doch sei dort die Zahl der Kinder unter sechs Jahren derart gering, "dass im Hinblick auf die städtische Haushaltslage von Maßnahmen vorerst abgesehen werden kann", wie es in der Spielraum-Analyse heißt. Jugendliche treffen sich nach Angaben Schewes häufig am Ortsrand im Grünen oder im ehemaligen Klostergarten an der Olewiger Straße. Dass ein zentraler Treffpunkt fehle, habe sie bei ihren Gesprächen mit Jugendlichen nicht feststellen können, sagt sie. Zumal es seit knapp einem Jahr einen Jugendtreff gibt, der von den Jugendlichen offenbar häufig frequentiert wird. Allerdings gab es dort anfangs Schwierigkeiten mit Jugendlichen anderer Stadtteile. Das einzige, was Olewig zu fehlen scheint, um ein richtiges Paradies für Familien zu werden, sind - Kinder. Gerade einmal jeder zehnte Olewiger ist jünger als 16 Jahre, im städtischen Durchschnitt sind es immerhin 13,4 Prozent. Bürgermeister Georg Bernarding, der selbst in Olewig wohnt, führt dies auf die Baugeschichte des Stadtteils zurück: Die Bevölkerung des Wohngebiets Auf der Hill sei sozusagen in die Jahre gekommen. Am Montag lesen Sie über den Hansdampf in allen Gassen: Peter Terges, Sprecher der Olewiger Winzer.

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