Dünne Luft auf dem Dach Afrikas

TRIER. Der Kilimandscharo fasziniert als höchster Berg Afrikas Menschen aus aller Welt. Doch nicht nur der Ausblick vom "Dach Afrikas" verschlägt den Atem, auch die immer dünner werdende Luft beim Aufstieg fordert ihre Opfer. Der Trierer Stefan Sorger hat den Kilimandscharo bereits acht Mal bestiegen.

Mit 5895 Metern ist er der höchste Berg Afrikas und der höchste freistehende Berg überhaupt: der Kilimandscharo. Der Anblick der schneebedeckten Gipfel und der Giraffen in der Tiefebene zieht Reisende aus aller Welt in seinen Bann. Einer von ihnen ist der Trierer Stefan Sorger. "Die Faszination üben die unglaublichen Höhenunterschiede und die vielfältige Vegetation aus. Man geht quasi vom Äquator bis zum Nordpol", schwärmt der 38-Jährige. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass bei 1800 Höhenmetern gestartet wird und bei fast 6000 Metern erst der Gipfel erreicht ist. Sorger ist "ein alter Hase", was die Kilimandscharo-Besteigung betrifft. Acht Mal strand er schon auf dem "Dach Afrikas", vier Mal davon in den letzten zwei Jahren. "Für diese Höhe ist es der einfachste Berg, weil man nicht klettern muss. Es ist reines Bergtrekking", sagt Sorger. "Meine erste Besteigung war völlig unorganisiert"

Genau das ist der Grund, weshalb auch erfahrene Bergsteiger den Kilimandscharo oft unter-schätzen. Auch Sorger hat Glück gehabt, als er vor mehr als zehn Jahren zum ersten Mal den Berg bestieg. "Meine erste Besteigung war völlig unorganisiert. Wir hatten zu wenig Verpflegung, meine Taschenlampe ging nicht." Geschafft hat er's trotzdem. Heute weiß er, dass in den extremen Höhenunterschieden Gefahr liegt. "Man geht täglich 1000 Höhenmeter. Da muss man schon richtig fit sein, um sich der Höhe anpassen zu können." Viel trinken, gut essen und vor allem langsam gehen sind die Voraussetzungen, um nicht von der Höhenkrankheit erwischt zu werden. Diese äußert sich durch Erbrechen, wahnsinnige Kopfschmerzen und Aussetzer in der Wahrnehmung. "Treten diese Symptome auf, muss der Betroffene schnell runter gebracht werden, sonst wird es gefährlich", sagt Sorger ernst. Bei einer Expedition im Jahr 2006 hat Sorgers Gruppe den Abtransport eines Betroffenen beobachtet. Zwar stammte der aus einer anderen Reisegruppe, machte aber allen bewusst, dass der Kilimandscharo in seiner Schönheit auch gefährlich ist. "Bei uns ist zum Glück noch nie etwas passiert, weil wir sehr streng auf alles achten. Wir weisen unsere Kunden auf die Gefahr hin und nehmen nur gesunde Menschen mit", sagt der Geschäftsführer eines Trierer Reisebüros. Wer die Anreise geschafft hat, darf sich mit einer Übernachtung im Hotel erst einmal an das Klima gewöhnen, erhält eine gezielte Einweisung und erklimmt dann, wenn er die Höhenkrankheit überlisten kann, in vier Etappen den Berg. Die Gepäckbeförderung übernehmen Träger, weil der Auf-stieg durch die immer dünner werdende Luft enorm anstrengend ist. Die letzte Etappe geht man nachts, weil dann die Asche gefroren ist und die steilen Serpentinen besser begehbar sind. Die Temperaturunterschiede liegen bei etwa 30 Grad Celsius, aber der Gipfel belohnt alle Strapazen, wie Sorger berichtet: "Man kommt oben an, und die Sonne geht auf. Das ist ein absolutes Glücksgefühl, das manche zu Tränen rührt. Zum einen, weil sie es geschafft haben, zum anderen, weil der Anblick der Gletscher und der aufgehenden Sonne so schön ist." Kennen Sie interessante Persönlichkeiten, die Sie der Redaktion des Trierischen Volksfreunds für die Rubrik "Menschen - Ganz nah" empfehlen würden? Dann senden Sie uns eine E-Mail unter trier@volksfreund.de.

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