Dummer-Jungen-Streich mit Folgen

Trier · Mehr als 1800 Jahre ist die Porta Nigra alt. Wie oft sie in Flammen gestanden hat, ist unklar. Möglicherweise war der Brand am Montag der erste seit fast 300 Jahren - ausgelöst durch einen Dummen-Jungen-Streich zweier 13-Jähriger aus Trier.

Hier sind die Flammen herausgeschossen: Landesmuseums-Chef Marcus Reuter mit Polizei-Pressesprecher Karl-Peter Jochem. TV-Foto: Roland Morgen

Hier sind die Flammen herausgeschossen: Landesmuseums-Chef Marcus Reuter mit Polizei-Pressesprecher Karl-Peter Jochem. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Vom Torhof aus ist es deutlich zu erkennen: Aus der Fensteröffnung des Erdgeschosses im Ostturm haben die Flammen ganz offensichtlich meterhoch gelodert.
Für die Berufsfeuerwehr war das kein Problem. Die 14-köpfige Löschzugbesatzung unter Leitung von Klaus-Jörg Raskopp meldete am Montag bereits wenige Minuten nach Einsatzbeginn "Feuer aus!".

Doch für Marcus Reuter (47) ist der Fall noch lange nicht erledigt. Als Direktor des Landesmuseums ist er auch für die Römerbauten Triers zuständig. "Es ist zum Heulen", sagt Reuter. Der verbrannte Vorhang (Requisite der momentan pausierenden Erlebnisführung "Das Geheimnis der Porta Nigra"), verschmorte Kabel, zerstörte Scheinwerfer - alles ersatzbar. Viel schlimmer aber: Die Flammen haben Original-Substanz des Gemäuers angegriffen. Handgroße Stücke sind abgeplatzt. Wie weit die Schäden und Risse in den sensiblen Kordeler Sandstein hineinreichen, soll ein Gutachten zeigen. Reuter: "Wir werden einen Steinrestaurator mit der Schadenserhebung beauftragen." Auf jeden Fall ist eine große Reinigungsaktion nötig: Der Inhalt von zwei Feuerlöschern und Löschschaum haben ihre Spuren hinterlassen.

Die Porta Nigra ist ein Wahrzeichen Triers. Über seinen Status als besterhaltenes Römer-Stadttor nördlich der Alpen hinaus bescherte ihm der Brand große mediale Aufmerksamkeit. Rundfunkstationen in der ganzen Republik berichteten noch in ihren Nachrichten in der Nacht zum Dienstag von der Böllerattacke durch Unbekannte auf das Unesco-Weltkulturerbe-Monument.

Für zwei 13-jährige Jungs aus Trier dürfte es eine schlaflose Nacht gewesen sein. Sie waren es, die am Montag gegen 15.30 Uhr mit Silvesterkrachern auf dem Porta-Vorplatz hantiert und einen Feuerwerkskörper in die Fensteröffnung am Ostturm geworfen hatten. Als es zu brennen begann, sind sie davongelaufen. Um ihnen auf die Spur zu kommen, bedurfte es nicht erst der Auswertung der Aufnahmen der Überwachungskamera im Eingangsbereich der Porta Nigra: Einer der Jungen vertraute sich einem Erwachsenen an, der die Polizei verständigte. In Befragungen durch Beamte des Sachgebietes Jugend der Polizeidirektion Trier hätten die beiden 13-Jährigen den Böllerwurf zugegeben, erklärt Pressesprecher Karl-Peter Jochem. Da sie als Kinder strafrechtlich nicht belangbar sind, dürfte das Verfahren eingestellt werden. Allerdings könnte das Land zivilrechtlich gegen die Eltern vorgehen. Landesmuseumschef Reuter wollte sich dazu noch nicht äußern. rm

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