Durch Säulenhallen fließt der Schall

TRIER-WEST/PALLIEN. Nötig war der Zwischenspeicher im Steinsweg zum Ausgleich der Druckverhältnisse im Wasserversorgungsnetz der Stadt schon lange nicht mehr. Nun suchen die Stadtwerke (SWT) einen Investor für Wasserspeicher und Gelände. Beides soll verkauft werden, da die Anlage zur Trinkwasserversorgung nicht mehr zum Einsatz kommt.

Rund 500 000 Reichsmark wurden 1929 für den Bau des Wasserspeichers mit einem Fassungsvermögen von 6000 Kubikmetern veranschlagt. Exakt vor 70 Jahren, nämlich 1934, war das unterirdische Bauwerk fertig gestellt und in Betrieb genommen worden. Von außen ist nicht viel mehr als eine Fassade ohne Fenster zu sehen, von oben zeigt sich ein riesiges ebenes Plateau mit einigen Schächten zur Be- und Entlüftung. Tief in den roten Buntsandsteinfelsen des Markusberges ruhen die Kammern, die nun leer sind. Betritt man die Anlage, gelangt man zunächst in einen Vorraum, in dem die technischen Apparaturen und dicken Rohre untergebracht sind. Über eine Treppe sind zunächst die Galerie und die Tür in luftiger Höhe zu den Wasserkammern erreichbar. Bis kurz unter die Decke war der Behälter gefüllt. Nun fließt noch der Schall durch die überdimensionalen Säulenhallen, die mit ihren Gewölbedecken über eine Akustik gleich der eines Kirchenraumes verfügen. Der Unterhalt des Wasserreservoirs sorgt für hohe Betriebskosten, berichtet Stefan Bauer, technischer Angestellter bei den Stadtwerken. Denn alle Geräte zur Reinigung der Behälter, die im Zwei-Jahres-Turnus durchgeführt wurde, mussten die schmale Treppe hinauf und die Leiter in den Kammern am Sicherungsseil wieder hinuntergetragen werden. Auch die Stabilität des Gebirges sei nicht mehr ideal. Dass der Wasserbehälter Steinsweg vom Netz genommen wurde, verursacht keine Probleme und Nachteile für Trier-West. Bisher diente er lediglich als Zwischenspeicher und Reserve zur Deckung des Spitzenbedarfs. Versorgt wird Trier-West vom kühlen Nass aus der Riveris Talsperre und den Kylltal-Brunnen. Druckbestimmend für das Stadtgebiet ist der Hochbehälter Kreuzweg. Erst Ende Oktober wurden die Wassermassen bis auf den letzten Tropfen ins Leitungsnetz der Stadt eingespeist. Nötig und möglich wurde dies, da die Stadtwerke an den Gasleitungen im Steinsweg Arbeiten vornehmen müssen. Durch die auch in Trier-West verwendeten Grauguss-Leitungen, die durch Frost, Zunahme der Verkehrsbelastung oder Bodenbewegungen spröde und brüchig werden können, wäre es in anderen Städten bereits zu Unfällen gekommen, erklärt der zuständige Bauleiter bei den Stadtwerken, Karl-Heinz Schories. Insgesamt sind davon Leitungen auf einer Länge von 14 Kilometern im Trierer Stadtgebiet betroffen, die laut Sanierungsprogramm der Stadtwerke bis zum Jahr 2008 ausgetauscht werden sollen. Der Steinsweg ist während der Bauarbeiten nur an wenigen Stellen geöffnet. Die neuen Versorgungsleitungen werden in das ausgediente Wasserrohr mit einem Durchmesser von 600 Millimetern eingebaut. Während dieser Maßnahme müssen die Anwohner jedoch nicht auf Wasser, Strom und Gas verzichten, Notversorgungen wurden eingerichtet. Nur bis etwa Mitte Dezember sollen die Bauarbeiten dauern, verspricht Karl-Heinz Schories einen schnellen Verlauf. Derweil suchen die Stadtwerke einen Investor für Wasserspeicher und Gelände, die verkauft werden sollen, "da die Anlage zur Trinkwasserversorgung nicht mehr zum Einsatz kommt”, teilt SWT-Sprecher Andreas Wagner mit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort