Archiv Radschnellweg zwischen Konz und Schweich: Durchs Moseltal bequem zur Arbeit radeln

Trier/Konz/Schweich · Die Städte Konz, Trier und Schweich lassen dieses Jahr in einer Studie den Bau eines Radschnellwegs prüfen. Das Bundesverkehrsministerium hat auch Geld für solche Projekte eingeplant. Wie die Kommunen davon profitieren sollen, ist allerdings noch nicht geklärt.

 Zwischen zwei Zäunen durch enge Kurven: An dieser Stelle im Gewerbegebiet in Trier-Euren ist der Moselradweg besonders eng. Um einen Schnellweg für Berufspendler aus der Strecke zu machen, reicht der aktuelle Zustand nicht aus. TV-Foto: Friedemann Vetter

Zwischen zwei Zäunen durch enge Kurven: An dieser Stelle im Gewerbegebiet in Trier-Euren ist der Moselradweg besonders eng. Um einen Schnellweg für Berufspendler aus der Strecke zu machen, reicht der aktuelle Zustand nicht aus. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Der Mosel-Radweg mag für Touristen schön sein, für Menschen, die mit dem Rad zur Arbeit fahren wollen, hat er Ausbaubedarf: Die Fahrbahn ist an vielen Stellen zu schmal für mehr Radverkehr. Die Kurven sind zum Teil zu eng. Zudem fehlen lückenlose Anbindungen zu Innenstädten, Wohn- und Gewerbegebieten. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub, Kreisverband Trier, verweist gleich auf mehrere Schwächen (siehe Info).

Studie Doch die Schwachpunkte sollen nun ausgebügelt werden. Denn die Städte Konz, Schweich und Trier wollen mehr Menschen dazu bringen, vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen. Zunächst beauftragen sie dazu eine Machbarkeitsstudie, die sich den Bau eines Fahrradschnellwegs zum Ziel setzt .

Federführend ist dabei die Trierer Stadtverwaltung. Ein halbes Jahr nach Bekanntwerden des Projekts sagt Pressesprecher Hans-Günther Lanfer: "Die Angebotsanfrage an vier renommierte Planungsbüros wird aktuell auf den Weg gebracht." Die Studie koste insgesamt 30.000 Euro, die sich die drei Städte teilten. Sie soll laut Lanfer nicht nur Stärken und Schwächen des regionalen Radwegnetzes herausarbeiten, sondern auch den pendlerfreundlichen Ausbau einleiten.

Viel zu tun Eines ist schon jetzt klar: "Wir gehen aktuell davon aus, dass der Moselradweg das Rückgrat einer künftigen Pendlerradroute zwischen den drei Städten darstellen wird", sagt Lanfer. "Allerdings gibt es hier noch einigen Verbesserungsbedarf, insbesondere wenn der bisher vor allem touristische Radweg für Alltagspendler attraktiver gemacht werden soll." Ein Punkt, der vermutlich bei der Umsetzung am meisten kostet, ist der Anschluss der Pendlerroute an die Innenstädte sowie die Wohn- und Gewerbegebiete.

Zudem muss laut Lanfer für die Beleuchtung der Wege gesorgt werden, da Pendler durchaus auch im Dunkeln unterwegs seien. "Die entsprechenden Schwachstellen sollen in der Machbarkeitsstudie identifiziert und Verbesserungsvorschläge unterbreitet werden", sagt Lanfer. Dabei müsse nicht bei null angefangen werden, führt der Pressesprecher weiter aus. Als Grundlage der Machbarkeitsstudie und der Pendlerradroute könnten die Radverkehrskonzepte der Kommunen - besonders das aus Trier - dienen.

Mögliche Fördertöpfe Weil das Land das Moseltal zwischen den drei Städten als Potenzialgebiet für eine Radschnellstraße ausgemacht hat , erwarten die Kommunen hohe Zuschüsse für den Radschnellweg. Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene sollen ebenfalls in der Machbarkeitsstudie untersucht werden.
Gelegen kommt den drei Städten die Ankündigung des Bundesverkehrsministeriums, mehr Geld in Radwege stecken zu wollen. Der Bund hat ab 2017 jährlich zusätzlich 25 Millionen Euro für Pendlerradrouten eingeplant. "Leider bleibt die Bundesregierung, was diesbezüglich das konkrete Antragsverfahren und die Abwicklung angeht, noch unkonkret", sagt Lanfer.

Eine Sprecherin des Bundesverkehrsministerium (BMVI) erläutert auf TV-Anfrage, dass sich der Bund künftig am Ausbau von Radschnellwegen in Baulast von Kommunen oder Ländern beteiligen wolle: "Das BMVI hat dazu eine Änderung des Bundesfernstraßengesetzes vorgelegt, die bereits im Januar vom Kabinett verabschiedet wurde."

Nach dem Kabinettsbeschluss läuft zurzeit das parlamentarische Gesetzgebungsverfahren. Laut BMVI wird es bis Mitte des Jahres abgeschlossen. Bis dahin will der Bund auch eine Verwaltungsvereinbarung mit den Ländern abschließen. Darin werden Einzelheiten, zum Beispiel genaue Förderkriterien, Förderquote des Bundes sowie die Verteilung der Mittel auf die Länder geregelt. Inwiefern das Moseltal zwischen Schweich und Konz davon profitieren kann, steht aber noch nicht fest.
Info: Schwächen im Radwegnetz

Aus Sicht von Johannes Ulbrich, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs in Trier (ADFC), gibt es vor allem zwei Mängel, die korrigiert werden müssen, um den bestehenden Moselradweg zu einem Radschnellweg zu machen. Die Oberflächenbeschaffenheit (teils mit Kopfsteinpflaster und Verbundsteinen) und die Wegbreite seien an vielen Stellen nicht ausreichend.

"Wenn sich dort ein Fußgänger und zwei Radfahrer entgegenkommen, wird es schon eng", sagt Ulbrich. Vorgeschrieben sei für Radschnellwege eine glatte Oberfläche und vier Meter Breite. Gespannt sei er, auf welcher Seite der Mosel der Radschnellweg geführt werden solle. Zudem müsse die Studie klären, an welcher Stelle der Weg den Fluss queren solle. Ulbrich erwähnt unter anderem den Bau einer neuen Brücke am Trierer Hafen, die sinnvoll allerdings sehr kostspielig sei.

Ein großes Problem bei der Radverkehrsführung durch die Städte, von den Gewerbe- oder Wohngebieten zur Mosel, sei, dass die wenigen Routen, die es gebe, sehr unscheinbar seien. Neben klarer Wegführung fehle es auch an Beschilderung.
Meinung: Schnellweg wäre ein Etappensieg für Radfahrer

Radfahren heißt immer auch kämpfen: gegen den Wind, die Steigungen und den inneren Schweinehund. All diese Kämpfe habe ich nun ein Jahr geführt und meistens gewonnen. Der Familien-Zweitwagen ist Geschichte, mein Fahrrad fester Bestandteil meines Alltags. Ich bringe meine Tochter damit zur Kita und mich selbst ins Büro.

Doch es gibt viele Kämpfe auf dem Rad, die zurzeit nicht zu gewinnen sind: die gegen die engen Straßen in Trier, in denen die Autofahrer viel zu wenig Abstand beim Überholen halten. Miserable Ampelschaltungen, fragwürdige Wegführungen und seltsame Vorfahrtsregelungen sind allgegenwärtig. Selbst der Moselradweg ist oft zu schmal. All das erschwert den Weg zur Arbeit. Und all das hält manchen Möchtegern-Radler vom Umsteigen auf das Rad ab.

Genau deshalb ist es an der Zeit, die Situation zu verbessern. Denn: Wir Radler wollen nicht mehr nur ein gutes Umweltgewissen, sondern Vorfahrt haben. Wir wollen ohne Angst vor rücksichtslosen Autofahrern von unserer Wohnung zum Büro kommen. Ein Radschnellweg wäre deshalb Gold wert. Endlich würden auch Einheimische und nicht nur Touristen profitieren. Vielleicht satteln so auch mehr Menschen im Moseltal um.

Davon hätten sogar die Autofahrer etwas, weil weniger auf den Straßen los wäre. Also, liebe Planer: Verbockt es nicht!
c.kremer@volksfreund.de

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