Echte Alternative zum Altersheim

Beim Versuch, alternative Formen für das Wohnen im Alter zu entwickeln, steckt Trier noch in den Kinderschuhen. Interessierte haben sich nun auf Initiative von Diplom-Psychologe Jürgen Beling getroffen, um Projekte gemeinschaftlichen Wohnens als Gegenbild zu Einsamkeit und Vereinzelung im Alter zu diskutieren.

Trier. Austausch und Information standen im Mittelpunkt der ersten Besprechung, zu der Jürgen Beling und seine Frau Brigitte Beling eingeladen hatten. Animiert, in Trier eine engagierte Gruppe zu gründen, die sich für alternative Wohnprojekte interessiert, wurde das Ehepaar bei der Fachtagung "Gemeinschaftliches Wohnen in Rheinland-Pfalz" in Mainz nach Trier eingeladen. Als Experten für modellhafte Formen gemeinschaftlichen Wohnens standen Michael Blum, "Kleiner Bürgermeister" im Schammatdorf in Trier-Süd, und Sozialplaner Peter Kappenstein Rede und Antwort. Balance zwischen Nähe und Distanz

Die 14 Teilnehmer waren aus unterschiedlicher Motivation der Einladung gefolgt. Allen gemein allerdings war, dass sie Vorsorge für die eigene Zukunft, das Wohnen im Alter, treffen und dem Weg ins Altersheim als einzig möglichem Schritt Alternativen entgegensetzen wollen. Dabei kristallisierte sich heraus, dass keine Wohnform nach dem Modell einer "Oldie-Wohngemeinschaft" gewünscht ist, sondern eine ausgewogene Balance zwischen Nähe und Distanz gewährleistet werden soll. "Gemeinsamkeit ja, aber nicht um jeden Preis und total", sagte eine Teilnehmerin. "Es gibt ein unglaublich starkes Interesse für alternative Wohnformen in der Gruppe 50 plus. Eine Stadt wie Trier muss jetzt endlich anfangen, etwas zu tun", sagte Kappenstein. Denn "es braucht Zeit, wenn man etwas entwickeln und bewegen will", so Beling. Rechtliche, finanzielle und soziale Fragen müssen geklärt, Kreditinstitute überzeugt und ein guter Draht zu kommunalen Einrichtungen, Architekten oder Wohnungsbaugenossenschaften aufgebaut werden. "Verbindliche Rechtsverhältnisse werden ziemlich schnell erforderlich", so Beling. Die Gründung eines Vereins, einer GbR, GmbH oder Genossenschaft ist die logische Folge einer solchen Initiative.Auch die individuellen Bedürfnisse und Lebenssituationen sind mit Gruppenbildung und dem gemeinsamen Verständnis von Wohnen in Einklang zu bringen, erklärte Beling in seinem Vortrag. Projektbezogene Beispiele sollen bei einem nächsten Treffen vorgestellt werden, um bei der Orientierung auf der Suche nach einem favorisierten Wohnmodell zu helfen und die Weichenstellung für die nächsten Schritte zu erleichtern.

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