Ehrenamtler übernehmen Krankentransporte

TRIER. Ehrenamtliche Mitarbeiter von Malteser Hilfsdienst (MHD) und Deutschem Roten Kreuz (DRK) werden ab März einen Teil der Krankentransporte im Stadtgebiet übernehmen. Eine entsprechende Vereinbarung mit der Stadt und der Berufsfeuerwehr Trier wurde gestern unterzeichnet.

"Gesundheitsdienstleister mit angeschlossenem Brandschutz" - Bürgermeister Georg Bernarding meint es nicht ironisch, wenn er die Aufgaben seiner Berufsfeuerwehr beschreibt. Zwar rückten Triers Brandschützer im vergangenen Jahr 1163 Mal aus, um Feuer und Hochwasser zu bekämpfen, doch zehn Mal so häufig transportierten sie Kranke. Dabei verzeichnet die Berufsfeuerwehr schon seit einem Jahrzehnt dramatische Zuwächse bei den Krankentransporten: Wurden 1993 noch 5441 Kranke chauffiert, waren es neun Jahre später schon mehr als 12700. "Das hat mit dem gestiegenen Sicherheitsbedürfnis der Patienten und der demographischen Entwicklung zu tun", erklärt Bernarding. Dabei sind Ärzte von den Kassen angehalten, immer den kostengünstigsten Transport anzuordnen. Und der wäre oft das Taxi, sofern die Patienten nicht bettlägerig oder stark gehbehindert sind. Bei der Stadt hat die Entwicklung dazu geführt, dass die Feuerwehrleute ungezählte Überstunden schieben. Denn der Personalbestand wuchs nicht mit, sondern stagnierte. Zudem sind die Krankentransporte schon seit Jahren defizitär. "Mit den ausgehandelten Gebühren lassen sich derartige Einsätze nicht kostendeckend organisieren", so Bernarding, der Rettungs- und Notarzteinsätze von seiner Kritik ausnahm. Stadt und Berufsfeuerwehr suchen seit längerem nach einer Lösung. So wurde diskutiert, die Krankentransporte vollkommen zu privatisieren. Ein Gutachten wurde eingeholt, doch die städtischen Gremien entschieden, dass die Verantwortung für Krankentransporte in der Stadt bei der Berufsfeuerwehr bleibt. "Uns war dennoch klar, dass wir die Aufgaben mit dem vorhandenen Personal auf Dauer nicht leisten können", so Bernarding. Zusätzliche Planstellen seien angesichts der Haushaltssituation aber illusionär. Ab März sollen nun ehrenamtliche Rettungssanitäter von MHD und DRK die hauptamtlichen Feuerwehrleute unterstützen. Im Wechsel werden die Verbände am Wochenende eine Besatzung für den Krankentransport stellen. Von Freitag bis Sonntag entlasten die qualifizierten Ehrenamtlichen dann die Berufsfeuerwehr. "Wir sorgen dafür, dass unsere Mitarbeiter immer die höchsten Ausbildungsstandards vorweisen können", verspricht Michael Georg Witzel, Diözesangeschäftsführer des MHD. Auch sein Kollege vom Kreisverband des DRK, Matthias Schwind, zerstreut Befürchtungen, es handele sich bei den Ehrenamtlichen um niedriger qualifizierte Aushilfen. Im Gegenteil. Witzel und Schwind sehen für ihre Verbände nur Vorteile in der Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr: So täten sich für MHD und DRK neue Einnahmequellen auf, weshalb man künftig nicht mehr Verbandsmaterial aus Vereinsgeldern bezahlen müsse. Außerdem sorgten die häufigeren Einsätze dafür, dass die eigenen Rettungssanitäter ein "Dauertraining" absolvieren. Wobei diese nicht etwa zu bezahlten Ehrenamtlichen mutieren; die vereinbarten Einsatzpauschalen werden an die Verbände gezahlt. Der Vertrag sieht zudem vor, dass die Verantwortung für die Einsätze weiter bei der Stadt liegt, die auch die Rechnungen für die Kostenträger schreibt. Für Feuerwehrchef Herbert Albers-Hain birgt die Vereinbarung einen weiteren Vorteil: "Wir lernen uns besser kennen, und das kann auch sehr hilfreich sein bei gemeinsamen Einsätzen im Katastrophenfall." Dass die Ehrenamtlichen über kurz oder lang Hauptamtliche bei der Berufsfeuerwehr verdrängen könnten, schloss Bernarding aus. Für einen Personalabbau gebe es keinen Spielraum. Und die Berufsfeuerwehr sei schon jetzt die günstigste im Land. So seien in vergleichbar großen Städten wie Kaiserslautern oder Koblenz nicht weniger Brandschützer beschäftigt, doch die Trierer würden, anders als ihre Kollegen am Rhein und in der Pfalz, noch rund 20 000 Rettungs- und Notarzteinsätze sowie Krankentransporte fahren.

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