Ehrliche Absichten, begrenzte Kräfte

TRIER. Seit zehn Jahren setzt der Trierer Solarverein die Einsicht in die Begrenztheit der Öl- und Kohlevorkommen praktisch um. Die Jubiläumsfeier zeigte allerdings: Die Probleme künftiger Energieversorgung kann eine gemeinnützige Körperschaft alleine nicht lösen.

Die Stimmung war blendend in der Europäischen Akademie für Bildende Kunst. Rund 300 Besucher hatten sich zum Jubiläumsfest eingefunden, zu dem das "Trierer Swing Trio" einen sanft tönenden Saxophon-Auftakt gab. Hinten trugen die gesponserten Caterer Wein und Häppchen auf, und ein Beamer stand bereit, um nach der Gratulationscour die Erfolge des Trierer Solarvereins in Bildern zu zeigen.Mehr als 400 Mitglieder

Der städtische Umweltberater Johannes Hill, zugleich führendes Vereinsmitglied, geleitete moderierend durch die Veranstaltung und schloss sein kurzes Resümee der Vereinsentwicklung mit der gleichermaßen erstaunten und triumphierenden Frage ab: "Wer hätte das gedacht?" SPD-Stadtratsmitglied Bruno Cordel erinnerte an die positive Begleitung der Vereinsaktivitäten durch den Rat im Allgemeinen und die SPD-Fraktion im Besonderen. Gerd Kallweit von der Landeszentrale für Umweltaufklärung vergab den in der Einladung angekündigten Preis nicht, weil die Umwelt-Zentrale keine Preise verleiht, überreichte dem Vereinsvorsitzenden Mathias Gebauer aber als Trostpflaster eine würdig formulierte Anerkennungsurkunde. Anerkennung hat der Solarverein verdient. Aus den bescheidenen acht Mitgliedern bei der Gründung sind inzwischen deutlich mehr als 400 geworden. Seit 1994 hat der Verein an die 500 Informationsveranstaltungen mit mehr als 10 000 Besuchern organisiert. Durch seine Initiative und Beratung sind in der Trierer Region an die 500 Solar-Warmwasserkollektoren mit einer Fläche von insgesamt 9000 Quadratmetern gebaut worden. Fotovoltaik spielt für den Verein derzeit keine große Rolle. Er beschränkt sich auf Warmwasser-Kollektoren und Holz-Heizanlagen. Die seien heute schon rentabel. Die Klientel besteht fast ausschließlich aus Eigenheimbesitzern, meist junge Familien oder auch Ältere, für die Energiesicherung ein Stück Altersversorgung ist. Im Mehrfamilien-Wohnbau sind die Chancen für Sonnenenergie gering, weil sich die Kosten nicht ohne weiteres auf Mieter umlegen lassen. Der Festvortrag von "Eurosolar"-Vizepräsidentin Rosa Hemmers entwickelte sich dann ungewollt zum Spiegel energiepolitischer Defizite in der Region. Die Referentin benannte zehn Handlungsfelder: ein integriertes Energiekonzept, Kommune als Vorreiter, lokale und regionale Energie-Angebote nutzen (Bio-Treibstoffe, Flächen für Solarenergie, Verwertung von Holzabfall), energiebewusste Stadtplanung mit Vorgaben bei der Veräußerung von Grundstücken, Mobilitätskonzepte, die erneuerbare Energien berücksichtigen, Einsatz erneuerbarer Energien in der Abfallwirtschaft, neue Finanzierungskonzepte, lokale Energie-Initiativen, Bildungs- und Kommunikationsmaßnahmen, Ideenwettbewerbe, Erfahrungsaustausch. Davon sind einige Bereiche in der Region von der Realisierung weit entfernt. Auch die politische Präsenz bei der Feier fiel mager aus. Von den Spitzenpolitikern im Trierer Land hatte sich allein Trier-Saarburgs Landrat Richard Groß eingefunden, von den Arbeitgeber-Kammern nur IHK-Vizepräsident Schwind. Es scheint in dieser Hinsicht einen beträchtlich Nachholbedarf zu geben.Betreuung in drei Schritten

Die Betreuung durch den Verein vollzieht sich in drei Schritten: Eine kostenlose und unverbindliche Beratung, danach Kosten-Nutzen-Berechnung, schließlich eine Vermittlung kompetenter Handwerker, wenn die Entscheidung des Hausbesitzers gefallen ist. Früher hätten viele Handwerker abgewinkt, wenn von erneuerbarer Energie die Rede war. Jetzt würden immer mehr die Marktchancen erkennen. Da habe sich bei den Unternehmen einiges getan, sagte Matthias Gebauer. Solarverein Trier, Telefon 0651/9960245, Internet: www.solarverein-trier.de. Die nächste Informationsveranstaltung ist am Donnerstag, 11. November, 19.30, im Weingut Luy, Konz-Berendsborn.

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