Eidechse, Natter und die neue Straße in Trier-West

Trier-West · Geschützte Tiere leben auf der Trasse für die geplante Verbindungsstraße. Wirklich beunruhigt sind die Planer deshalb nicht.

Eidechse, Natter und die neue Straße in Trier-West
Foto: TV-Grafik/Stadtplanungsamt Trier

Vom Großprojekt Stadtumbau Trier-West soll im kommenden Jahr endlich etwas zu sehen sein. Dann wird mit der Neugestaltung des Bereichs westlich der Römerbrücke begonnen. Wenn alles gut läuft, wird auch die Erneuerung der Rampe zur Brücke über die Bahngleise starten. Das ist Teil des umfangreichen Konzepts, mit dem der Verkehr im Westen der Stadt neu kanalisiert werden soll. Voraussetzung dafür ist die Umsiedlung von streng geschützten Eidechsen und Schlingnattern, die bei Voruntersuchungen nachgewiesen wurden.

Planung Für die Verbindungsstraße West stellt die Stadt einen eigenen Bebauungsplan auf. Die inzwischen konkrete Planung für das 8,5 Hektar große Gebiet ist am Dienstagabend öffentlich vorgestellt worden. Rita Märzheuser vom Stadtplanungsamt hat dabei gemeinsam mit Walter Ruppert vom beauftragten Büro BBP, Kaiserslautern, die wichtigsten Eckpunkte des Projekts präsentiert. "Es geht darum, neue Gewerbeflächen rund um das ehemalige Eisenbahn-Ausbesserungswerk zu erschließen, mehr Grün in den Stadtteil zu bringen und die Eurener Straße sowie die Luxemburger Straße vom Verkehr zu entlasten", fasste Merzhäuser zusammen.

Straßenführung Die neue Straße (siehe Grafik) soll im Norden im Bereich Markusstraße/Hornstraße mit einem Kreisverkehr beginnen. Entlang der Bahnstrecke führt die Trasse dann zunächst unter der Überführung hindurch und vorbei am Einkaufszentrum West. Danach schwenkt die Straße mehrfach nach rechts, verläuft unmittelbar am ehemaligen Ausbesserungswerk entlang und mündet in einen neuen Kreisverkehr in der Straße Im Speyer, die den Süden des Stadtumbaugebiets begrenzt. Die neue Straße soll in jede Richtung eine Fahrspur mit Radwegstreifen und großzügigen Abbiegespuren besitzen. In der Kurve vor dem Ausbesserungswerk wird alles vorbereitet, um in einigen Jahren eine Verbindung mit Bahnunterführung zur Luxemburger Straße möglich zu machen. Wegen der hohen Kosten und der notwendigen Beteiligung der Bahn ist das allerdings ein Zukunftsprojekt.

Umweltschutz Im Rahmen der Voruntersuchungen wurde festgestellt, dass entlang der Bahnstrecke und auf dem ehemaligen Güterbahnhof streng geschützte Eidechsen und Schlingnattern leben. Diese müssen vor dem Straßenbau umgesiedelt werden. Geeignete Areale mit einer Gesamtfläche von 12 000 Quadratmetern müssen dafür gefunden werden. Zumindest einige dieser Flächen sollen Teil des neuen Grünstreifens sein, der in Höhe von Ausbesserungswerk und Jägerkaserne von der Mosel bis zum Wald am Markusberg reichen wird.

Lärmschutz Etwa 8000 Fahrzeuge werden nach Einschätzung der Planer täglich über die neue Straße fahren. Karin Ziener vom Büro Firu, Gesellschaft für Immissionsschutz, berichtete den wenigen Bürgern, die zu der Informationsveranstaltung gekommen waren, von den Ergebnissen der Lärmuntersuchungen. Demnach werde im Bereich der neuen Straße wegen der überwiegend gewerblichen Nutzung der angrenzenden Flächen kein aktiver Lärmschutz notwendig sein. "Im Bereich der Hornstraße, nördlich des neuen Kreisels sieht das allerdings anders aus", machte Ziener klar. Dort werden deutlich mehr Fahrzeuge als heute unterwegs sein. Weil dadurch der Geräuschpegel erheblich steigt, muss die Stadt für zahlreiche mehrstöckige Gebäude Lärmschutzmaßnahmen finanzieren.

Bürgerprotest Für die Luxemburger Straße prognostizieren die Planer weniger Lärm. Einem Anwohner genügte diese Aussage nicht. "Bei uns bröckelt der Putz an den Häusern wegen des schlechten Zustands der Straße und nichts passiert, obwohl die Stadt uns das versprochen hat. Vermutlich werden erst Fenster in die Porta Nigra eingebaut, bevor die Luxemburger Straße gemacht wird." Rita Märzheuser konnte ihn wenig besänftigen. Die Stadt habe die Planung für die versprochene Sanierung fertig, müsse aber auf die Finanzierungszusage vom Land warten.

Zeitplan Bis zum 5. September können die Planungsunterlagen im Rathaus oder unter www.trier.de/bauleitplanung eingesehen und kommentiert werden. Nach einer erneuten Offenlegung im Frühjahr soll der Bebauungsplan ab Juni 2018 gültig sein.

Kommentar:Peinliche Hängepartie in der Luxemburger Straße


Von Rainer Neubert

Viele Menschen warten ungeduldig darauf, dass es losgeht. Wenn im kommenden Jahr die Bauarbeiten westlich der Römerbrücke starten, wird endlich mehr als Planwerk vom Stadtumbau zu sehen sein. Die neue Verbindungsstraße ist dabei ein zentrales Element und wird deshalb auch durch einen Sondertopf des Landes finanziert.

Sofern Eidechsen und Schlingnattern nicht einen Strich durch deren geplante Umsiedlung machen, nimmt die neue Straße nicht nur ein Drittel des Verkehrs auf, der heute durch die Eurener Straße und die Luxemburger Straße rollt. Sie erschließt auch bislang unattraktive Brachflächen für eine neue Nutzung.

Verständlich bei allem Optimismus und Tatendrang der Stadtplaner ist der Ärger der lärmgeplagten Anwohner der Luxemburger Straße, der schlimmsten Rumpelstrecke der Stadt. Ihnen wird seit Jahren deren Sanierung versprochen. Die Planung der Stadt ist auch fertig. Doch die Finanzierung dafür kommt aus einem anderen Topf und lässt auf sich warten. Dringliche Grüße nach Mainz: Auch hier muss so schnell wie möglich eine konkrete Zusage folgen.

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