Ein Angebot und ein ungelöstes Problem

Das Angebot steht: "Wir versuchen der Stadt zu helfen", kündigt Kreishandwerksmeister Herbert Tschickart an. Doch mit einer Sanierung allein lässt sich das Problem der Hauptfriedhofs-Toiletten nicht lösen.

 Verschlossene Toiletten: Das 1911 erbaute Hauptfriedhofs-Eigangsgebäude. TV-Foto: Roland Morgen

Verschlossene Toiletten: Das 1911 erbaute Hauptfriedhofs-Eigangsgebäude. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Dieses "Jahrgedächtnis" wollte niemand feiern. Am 17. Januar war es ein Jahr her, dass die Stadt kapitulierte und die Herrentoilette im Hauptfriedhofs-Eingangsgebäude an der Herzogenbuscher Straße verbarrikadierte. "Der Zustand war untragbar geworden", umschreibt Grünflächenamts-Mitarbeiter Michael Heimes vornehm die Mischung aus Vandalismus und vorsätzlicher Verschmutzung, denen die Klos ausgesetzt waren. Im vergangenen Herbst zog die Stadt auch bei der Damentoilette die Notbremse, nachdem binnen eines Jahres eine Fachfirma fast 40-mal hatte anrücken müssen, um Verstopfungen im Abfluss zu beseitigen. Und wie Heimes' Kollege Tholl ergänzt, hätten sich die Toiletten immer wieder "wie Sodom und Gomorrha" präsentiert: "Kaum gereinigt, schon wieder total versaut bis an die Wände." Seither stehen nur noch Ausweichtoiletten an der Einsegnungshalle zur Verfügung - 350 Meter vom Haupteingangsgebäude entfernt und für ortsunkundige Besucher nur schwer zu finden. In die ohnehin maroden Toilettenanlagen am Haupteingang will die Stadt nach Worten von Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani "nicht mehr investieren. Wir können uns die für einen Weiterbetrieb notwendige Sanierung schlicht nicht leisten". Zumindest in diesem Punkt zeichnet sich eine Lösung ab. Kreishandwerksmeister Herbert Tschickardt hat die Anregung des Trierischen Volksfreunds (Ausgabe vom 30. Januar), das Handwerk könnte die Toiletten im Rahmen von Ausbildungs-Projekten auf Vordermann bringen, aufgegriffen und im Vorstand der Handwerkskammer besprochen. Resultat laut Tschickardt: "Wir sind grundsätzlich bereit, der Stadt zu helfen." Nun kommt das Thema Friedhofs-Klos offiziell auf die Tagesordnung des jährlichen Obermeister-Gesprächs, das Innungen mit dem Stadtvorstand führen. Termin: Mittwoch, 13. Februar.Baudezernentin Kaes-Torchiani spricht von einer "super Idee". Auch Rathaus-Pressesprecher Ralf Frühauf zeigt sich sehr angetan: "Wir nehmen ein solches Angebot gerne und dankend an und wollen keine unnötigen bürokratischen Hemmnisse aufbauen."Mit intakten und vorzeigbaren sanitären Anlagen alleine sei aber nur ein Teil des Problems gelöst.Dezente Wegweiser zur Ausweichtoilette

Michael Heimes: "Ich fürchte, auch neue Toiletten wären nach wenigen Tagen schon wieder versaut. Es sei denn, es gelingt , eine Aufsicht dort hinzusetzen. Das würde helfen." Das aber wiederum könne das Grünflächenamt nicht leisten. Die TV-Kritik an dem Fehlen an Hinweisen auf die Ausweichtoiletten nimmt sich das Amt zu Herzen. Der Weg vom Haupteingang zur Einsegnungshalle werde beschildert; auf die dortigen Toiletten sollen "dezente Piktogramme" (grafische Hinweise) hinweisen. Meinung Ein guter Anfang Das Bürger-Engagement ist da. Die Stadt kann bei der Sanierung der Friedhofs-Toiletten auf das Handwerk bauen. Auch der Innungs-Nachwuchs könnte profitieren: Ihn beim Fliesenlegen Praxisluft schnuppern lassen ist besser als "Trockenübungen" im Ausbildungszentrum. Nun muss noch das zweite Problem gelöst werden. Da man "halböffentliche" Toiletten nicht mehr unbeaufsichtigt lassen kann, bleiben zwei Möglichkeiten: Benutzung per Münzeinwurf oder Klo-Personal. Die Zeiten der Gratis-Benutzung sind vorbei. r.morgen@volksfreund.de

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