Ein Anwalt der Jugend

HEILIGKREUZ. "Endlich gibt es jemanden, der sich wirklich um uns kümmert", sagen Tobias Hau, David Hostert und Christian Weber. Die drei Heiligkreuzer Jungen sind begeistert von der städtischen Initiative, einen Streetworker einzustellen, der aufsuchende Jugendarbeit leistet. Seit August ist Mathias Opitz (44) Streetworker, angestellt beim Ex-Haus und finanziert über eine befristete Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme.

"Wir sind es eigentlich nicht gewohnt, dass von Erwachsenen das Angebot kommt, uns zu helfen", sagen die drei Freunde aus Heiligkreuz. Mit Mathias Opitz haben sie mittlerweile einen guten Kontakt. Von ihm erhoffen sie sich, was trotz vieler Überlegungen bisher nicht gelang. "Wir haben die Hoffnung, dass wir im Winter einen Raum bekommen. Mathias kann sich da besser für uns einsetzen, als wir selbst das könnten", sagen Tobias, Christian und David. Opitz sieht eine seiner Aufgaben darin, zwischen Bürgern, Ortsbeirat, anderen Stellen und den Jugendlichen zu vermitteln. Ziel der Arbeit des Streetworkers ist nicht, die Jugendlichen zu verscheuchen, die sich meist täglich an den sogenannten informellen Treffpunkten zusammenfinden, wo es oft zu Konfrontationen mit Anwohnern kommt. In Heiligkreuz konnte erreicht werden, dass die Teenager den vom Ortsbeirat zur Verfügung gestellten neuen Aufenthaltsort hinter der Grundschule angenommen haben. "Nur im Winter und bei Regen sind wir da selten", sagen die Jugendlichen. Opitz steht in ständigem Kontakt mit Ortsvorsteherin Elisabeth Ruschel. Es gibt Überlegungen, einen Container als Quartier für die Wintermonate zu organisieren. Auch in Ehrang-Quint hat sich Opitz das Vertrauen der Jugendlichen erarbeitet. Obwohl es dort einen Jugendtreff mit Zweigstelle, den Verein Auf der Bausch und viel kirchliches Engagement gibt, existieren dennoch informelle Treffs. Oft träfen sich dort Jugendliche, die sich in der unmittelbaren Umgebung ihrer Wohnung aufhalten wollten und nicht in der Lage seien, von einem bis ans andere Ende des Stadtteils zu gelangen. Streetworker sieht sich als Vermittler

Erste Gespräche hat der Streetworker mit den Jugendhilfeeinrichtungen vor Ort bereits geführt. Die will er fortsetzen, auch den Ortsbeirat einbeziehen und eine Vernetzung der sich engagierenden Stellen erreichen. Allerdings ist die Arbeit von Mathias Opitz "Vertrauensarbeit", die sich nicht im Handumdrehen bewerkstelligen lässt. "Ich sehe mich nicht als verlängerten Arm des Ordnungsamtes, sondern mehr als Vermittler. Ich habe erfahren, dass Jugendliche froh sind, wenn jemand vorbeikommt und sich kümmert", erklärt der Streetworker. Weitere Elemente, wie etwa eingehende Beratung und Gespräche bei schulischen und beruflichen Fragen und Problemen oder präventive Kontakt- und Beziehungsarbeit, könne er nur angehen, wenn Kontinuität gewährleistet sei. Zunächst war die Stelle von Opitz bis Januar befristet. Zu diesem Zeitpunkt hätte sie wiederum für ein halbes Jahr mit einem neuen Bewerber besetzt werden müssen. "Es ist ein Erfolg, dass das Arbeitsamt die Stelle überhaupt bewilligt hat, aber es ist um so wichtiger, die personelle Kontinuität zu wahren", erklärt Bürgermeister Georg Bernarding. Deswegen seien mit dem Arbeitsamt Gespräche geführt worden, um Opitz Gelegenheit zu geben, die Vertrauensbasis längerfristig aufzubauen und nutzen zu können. Die Verhandlungen sind nun von Erfolg gekrönt: "Das Arbeitsamt hat entschieden, dass Mathias Opitz noch ein weiteres halbes Jahr als Streetworker arbeiten wird", sagt Bernarding. Da sich die Problematik informeller Jugendtreffs im Winter meist entspannter darstellt als in der warmen Jahreszeit, hat Opitz nun die Möglichkeit, im nächsten Sommer bis Ende Juli die Kontakte mit den Teenagern zu vertiefen.

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