Ein Beitrag für den Frieden

TRIER-PFALZEL. (c.c.) Sich mit der eigenen Geschichte auseinander zu setzen und konkret einen Beitrag für den Frieden zu leisten – das waren die Ziele der Pfalzeler Pfadfinder bei ihrem Arbeitseinsatz auf dem Friedhof. Einen Vormittag lang säuberten sie 74 Grabsteine von Kriegsgräbern.

Es ist klirrend kalt an diesem Morgen. Allerhöchstens für einen Spaziergang in der frischen Luft würde man sich freiwillig nach draußen begeben. Aber zum Putzen? Und dann noch im Freien? "Na ja, wenn ich nicht gekommen wäre, müssten die anderen meine Arbeit mitmachen", erklärt der elfjährige Lorenz. Zusammen mit 25 anderen Mädchen und Jungen der Pfadfindersippen Adler, Igel und Marder sind die Jungs angetreten, die Kriegsgräber auf dem Pfalzeler Friedhof zu reinigen. Initiiert hatte die Aktion Gruppenleiter Detlef Müller: "Mich hat eine ältere Frau auf den Zustand der Grabsteine hingewiesen."Positive Resonanz

Müller besprach das Thema in der Leiterrunde des Stammes Pankratius Sauerzapf von Sulzbach, der Pfalzeler Pfadfindergruppe mit derzeit rund 53 Mitgliedern. Nach der positiven Resonanz auf dieser Ebene wandte sich der Gruppenleiter an die zuständigen Behörden. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die ADD gaben grünes Licht für die Säuberungsaktion und schickten Vertreter zum Ortstermin. Raimund Schneider, Iris Emmerich (beide ADD) und Günter Jakobs (VdK) lobten den Einsatz der Kinder und Jugendlichen und hoben die Bedeutung derartiger Friedensarbeit hervor. Auch Michael Heimes vom städtischen Grünflächenamt zeigte sich sehr angetan von dem Fleiß und dem Engagement der Mädchen und Jungen. Die hatten sich vor dem Arbeitseinsatz in Gruppenstunden mit dem Thema "Krieg in Pfalzel" auseinander gesetzt. Anhand der Ortschronik war es vor allem um den 24. Dezember 1944 gegangen, als bei einem Bombenhagel auf den Ort nachmittags 146 Menschen ums Leben kamen. "Den Menschen, die zum Teil nicht mal so alt waren wie wir, wollen wir heute eine Ehre erweisen." So beschreibt Laura ihre Intention für die Arbeitsaktion. Für Myrna ist es ebenfalls selbstverständlich, trotz der Kälte mitzumachen. "Die Leute sind ja auch nicht bei schönstem Sonnenschein gestorben." Richtig was machen könne man, freut sich Kirsten über den Arbeitseinsatz. Und wenn man so loslegen kann, dann mache das Putzen noch viel mehr Spaß. "Das ist doch besser als daheim rumzusitzen", ergänzt die siebenjährige Franziska. Lob erhalten die Kinder auch von Margret Born, die gerade vorbeikommt: "Ich habe das alles ja mitbekommen und viele meiner Freundinnen verloren", berichtet die damals Achtjährige und schildert den aufmerksam zuhörenden Pfadfindern einige Einzelheiten jenes schrecklichen Nachmittags. Nach mehreren Stunden eifrigen Schrubbens stehen die Sandsteine zwar nicht blitzblank, aber doch deutlich sauberer auf den Kriegsgräbern. Um ihre Arbeit abzurunden, wollen die Pfalzeler Pfadfinder am Heiligen Abend an jedes Grab eine Kerze stellen. 61 Jahre nach ihrem grausamen Sterben erfahren die zahlreichen Kinder und Erwachsenen ein ganz besonderes Gedenken.

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