"Ein Beleg für Geringschätzung"

Die Stadt Trier will den Etat des Frauenbüros um 65 Prozent kürzen. "Völlig inakzeptabel", urteilt die "FrauenStadtKonferenz" und fordert die Beibehaltung des Status Quo.

 Claudia Winter (links) und Edith Kirsten vom Frauenbüro der Universität Trier unterstützen die Frauenbeauftragte bei der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern. TV-Foto: Claudia Neumann

Claudia Winter (links) und Edith Kirsten vom Frauenbüro der Universität Trier unterstützen die Frauenbeauftragte bei der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern. TV-Foto: Claudia Neumann

Trier. (cnn) In puncto Gleichstellung von Mann und Frau gibt es in Trier noch viel zu tun, ist sich die "FrauenStadtKonferenz" einig, in der sich Mitglieder Trierer Frauenorganisationen zusammengeschlossen haben. Seit Maria Rieger-Nopirakowsky 1991 ihren Dienst als Frauenbeauftragte antrat, seien zwar positive Entwicklungen zu verzeichnen, berichtet Claudia Winter vom Frauenbüro der Uni und verweist insbesondere auf die gewaltpräventive Arbeit und das Hilfesystem für Frauen und Mädchen.Trotzdem würden Frauen nach wie vor in vielen Bereichen benachteiligt. "Im Bildungssektor haben Frauen aufgeholt", sagt die Soziologin, "in Entscheidungsgremien und wirtschaftlichen Positionen sind sie aber nach wie vor kaum vertreten." Damit sei widerlegt, dass die Frauenquote in den Führungsetagen an der Qualifikationshürde scheitere. Sie sei vielmehr so, dass Frauen nicht Teil des Stammtisch-Netzwerks seien."Der informelle Ausschluss von Frauen im öffentlichen Bereich wurde zu einem Instrument der Privilegiensicherung", fasst denn auch die "FrauenStadtKonferenz" in einem Schreiben an Stadt und Fraktionen zusammen. Aktueller Anlass sind Pläne der Stadt, den Frauenetat drastisch zu kürzen. Das Thema soll in der Ratssitzung am Dienstag besprochen werden."Nachdem Maria Rieger-Nopirakowsky Ende November aus ihrem Amt ausgeschieden ist, soll ihre Stelle um 50 Prozent reduziert und weniger qualifiziert ausgeschrieben werden", berichtet Winter. Die zugehörige Sekretariatsstelle solle nicht mehr besetzt werden. Das würde insgesamt einer Kürzung um 65 Prozent gleichkommen - in allen anderen städtischen Bereichen seien nur 2,5 Prozent angesetzt - und wäre "ein weiterer Beleg für die Geringschätzung des gesellschaftlichen Beitrags von Frauen", formuliert die "FrauenStadtKonferenz".Die Frauenbeauftragte brauche Fachkompetenz und Erfahrung in der Kommunalpolitik, um Entscheidungsträger beraten zu können, sagt Winter. Ihre Aufgabe sei es, politische Themen "durch die Gender-Brille zu betrachten", also zu prüfen, wie sich Entscheidungen geschlechtsspezifisch auswirken und Maßnahmen zu entwickeln, die Benachteiligungen abzubauen. Sie koordiniere zudem das Netzwerk engagierter Frauen.Die "FrauenStadtKonferenz" fordert, die ursprüngliche Ausstattung des Frauenbüros beizubehalten. Ein wichtiges zukünftiges Aufgabenfeld sei es, den aktuellen Stand der Gleichstellung in einer Art Landkarte zu erfassen. So ließe sich eine Grundlage für künftige Entscheidungen schaffen. Außerdem solle die Kommune ihre Politik stärker auf Familien ausrichten.

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