Ein Bild gibt mehrere Rätsel auf

TRIER. Auf einem Flohmarkt erstand Ulrich Lecke aus dem Merziger Stadtteil Weiler vor etwa vier Jahren ein Bild, das ihn nicht mehr loslässt. Niemand kann ihm sagen, welche klosterähnliche Anlage in Öl auf Leinwand abgebildet ist. Auch der Schriftzug "FKoppelkamm 1926 Trier" hilft ihm nicht weiter.

 Große Frage: Welches Gebäude im Raum Trier stellt dieses Gemälde dar?Foto: Peter Reinwald

Große Frage: Welches Gebäude im Raum Trier stellt dieses Gemälde dar?Foto: Peter Reinwald

TV -Recherchen bringen wenigstens Licht in Sachen Person: Im Jahre 1902 wurde ein Franz Koppelkamm in Düsseldorf geboren. Die Eltern stammten von der Mosel, aus dem Raum Bernkastel-Kues-Traben-Trarbach, wo der Name heute noch anzutreffen ist. Die Familie übersiedelte nach Trier, wo der Vater bis zu seinem Tode eine Gastwirtschaft auf der Simeonstraße betrieb (zwischen Hauptmarkt und Glockenstraße). Sohn Franz wuchs in Trier auf, heiratete 1921 eine Moseberg-Tochter. Der Vater, ein Postbeamter aus Thüringen, war nebenamtlicher Organist an der Konstantin-Basilika. Die Nachfahren sind überzeugt, dass er aus Gram über die Zerstörung der Basilika samt ihrer Orgel nach dem Krieg gestorben ist. Franz Koppelkamm erwies sich beruflich als unstet. Auf der Geburtsurkunde einer Tochter - aus der Ehe gingen zwölf Kinder hervor - erscheint er als Elektrotechniker. Gesichert ist aber auch, dass er zusammen mit einem Kompagnon in Traben-Trarbach ein Kino betrieb. Das Unternehmen scheiterte, als der Kompagnon mit der Kasse durchbrannte. Ferner arbeitete er als Filmvorführer im damaligen Capitol-Kino. Auch beim Versorgungsamt soll er beschäftigt gewesen sein. Franz Koppelkamm besaß eine Leidenschaft, die Malerei. Obwohl ohne akademische Ausbildung, entwickelte er darin ein beachtliches Talent. "Überwiegend malte er in Öl auf Leinwand", berichten die Nachfahren, "und er verkaufte die Bilder auch, Stillleben, Landschaften, Blumen. . .". Koppelkamms Drang zum Malen steigerte sich zur Besessenheit, wenn sich Nachwuchs eingestellt hatte. Schmunzelnd erzählen die Nachfahren: "Dann saß er am Wochenbett, die Staffelei daneben, und malte Ölbilder." Und sie erinnern sich: "Auch für das Trierer Theater war er als Bühnenbildner tätig." Eine Wende im Leben Koppelkamms trat 1933 ein. Er sympathisierte mit den braunen Machthabern und wurde Kreisfilmwart. Damit übernahm er eine Art freiwilliger Selbstkontrolle des Films - oder besser nationalsozialistische Filmzensur. Er soll sogar zum stellvertretenden Gauleiter aufgestiegen sein - "aber nicht in Trier", meint einer der Nachfahren. Koppelkamm zog als Offizier in den Zweiten Weltkrieg - nach Frankreich. 1944 war er noch einmal in Trier. Seit Kriegsende gilt er als vermisst. Und doch ist da eine Merkwürdigkeit: 1949 gab er ein Lebenszeichen. Danach riss jeglicher Kontakt zur Familie ab, so dass anzunehmen ist, dass Koppelkamm in Frankreich starb. Das Bild, das sich im Besitz von Ulrich Lecke befindet, ordnen die Nachfahren dem Raum Bernkastel-Kues zu, unterhalb des Kueser Plateaus. Vielleicht können TV- Leser weiter helfen.

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