Ein Bundesland zum Anfassen

TRIER. Wer mehr über die Gesteinsformationen in Rheinland-Pfalz wissen wollte, musste bisher in den Atlas schauen. Eine begehbare Karte auf dem Landesgartenschau-Gelände zeigt jetzt handgreiflich, auf welchem Boden die Rheinland-Pfälzer stehen.

Der Steine-Ansammlung wirkt auf den ersten Blick ziemlich regellos. Auf dem Landesgartenschau-Gelände, direkt am "Turm Luxemburg" liegen großflächig verteilt höchst unterschiedliche Gesteins-Materialien. Gut, dass zwei Schautafeln über Sinn und Zweck dieser Angelegenheit informieren. Was nämlich zunächst wirkt wie ein chaotisches Zufalls-Kunstwerk, ist sehr genau strukturiert. Universität Trier und Landesamt für Geologie haben auf dem LGS-Gelände eine begehbare geologische Karte von Rheinland-Pfalz geschaffen. Die würde kürzlich eröffnet. Neben den üblichen Begrüßungsworten brachten die Redner, darunter Uni-Präsident Peter Schwenkmezger, Beigeordneter Peter Dietze und die Projektleiter Jean Frank Wagner von der Trierer Universität und Friedrich Häfner vom Landesamt für Geologie und Bergbau, auch einige Informationen mit. Zum Beispiel, dass die von Land und Stadt zugesagten Beträge von insgesamt knapp 123 000 Euro und sogar die Sponsorengelder am Ende nicht reichten und die Nikolaus-Koch-Stiftung mit gut 15 000 Euro einsprang. Dass sich die Realisierung der Projekts um ein Jahr verzögert hatte. Dass die Stadt die Anlage übernehmen und künftig unterhalten wird. Und dass die städtische Bau-Genehmigungsbehörde trotzdem unerbittlich blieb und alle Formalitäten bis aufs i-Tüpfelchen durchzog. Jetzt lassen sich vom "Turm Luxemburg" aus die geologischen Formationen von Rheinland-Pfalz auf einer Fläche von rund 650 Quadratmetern überblicken. Selbstverständlich hat man die Betonbänder, die anstelle der Flüsse stehen, so breit angelegt, dass bildungshungrige Eltern ihre Sprösslinge mit dem Kinderwagen durchfahren können.Gelologisches Modell mit echten Materialien

Und selbstverständlich haben die Erbauer nicht jede Moselwindung nachgestellt. Die begehbare Karte ist kein Landschafts-Abbild im Mini-Maßstab und erst recht keine geographische Puppenstube, sondern ein geologisches Modell, dessen Formen stilisiert, dessen Materialien aber echt sind. Sie stammen aus der jeweiligen Region und wurden von sponsernden Firmen hergebracht. So lässt sich, was im Normalfall unter Wäldern, Feldern und Ortschaften schlummert, anschauen, anfassen und erfühlen. Darum eignet sich die Anlage bestens für Schulkinder, die nicht zuschauen und theoretisieren, sondern buchstäblich be-greifen wollen. An der Obermosel dominieren körniger Buntsandstein und Dolomit, flussabwärts von Trier kommen felsige Grauwacke und glatter Dachschiefer dazu, außerdem ein Gestein, das "Konglomerat" heißt und auch ein solches ist, nämlich eine bunte Mischung. An der Mosel-Mündung, gegenüber dem Deutschen Eck, liegt der aufgerauhte Bims, und in der Vulkaneifel erhebt sich in eckigen Säulen das Vulkanrelikt Basalt. Die meisten Gesteine haben schon das ehrwürdige Alter von mehreren hundert Millionen Jahren auf dem Buckel. Bei Basalt sieht es anders aus. Der ist "erst" 25 Millionen Jahre alt. Erdgeschichtlich durchlebt die Vulkaneifel derzeit allenfalls die Pubertät. Weitere Informationen sind im Internet auf der Seite www.uni-trier.de/BegehbareGeolKarteRLP erhältlich

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